„Die Sünde hängt uns wie ein Klotz am Bein“, sagte Pfarrer Gerhard Johenneken beim Auftakt der Wahlsynode am Samstag, 11. Juni, während seiner Predigt in der Erzengel-Michael-Kirche. Sie habe zu blutigen Kämpfen um die Gnade geführt. Grundlage seiner Ausführungen war der 1. Brief des Paulus an Timotheus, in dem im ersten Kapitel steht: „dass Christus Jesus gekommen ist in die Welt, die Sünder selig zu machen“. Sünde sei der Graben, der die Menschen von Gott trenne, die Unempfänglichkeit für seine Gnade. Es sei gut, sich nicht im eigenen Perfektionismus zu verlieren, erklärte der Theologe. Denn Gottes Gnade wirke mitten im Leben – auch auf einer Synode. „Wir sind beschenkt, wenn wir nur wollen“, meinte Johenneken.
„Synoden sind eine sichtbare Gestalt von Kirche“. Mit diesen Worten begrüßte Superintendent Dr. Bernhard Seiger im Anschluss an den Gottesdienst die 85 anwesenden Synodalen in den Räumen der Diakonie Michaelshoven. Ein besonderer Gruß ging an die neuen Mitglieder, die nach der Presbyteriumswahl im Februar die konstituierende und damit ihre erste Sitzung miterleben konnten.
Kein weiterer Vorschlag aus der Mitte der Synode
Erster Höhepunkt der Tagung war die mit Spannung erwartete Wahl der Superintendentin bzw. des Superintendenten. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass es zum amtierenden Superintendenten keine Alternative gab: Der vom Nominierungsausschuss vorgeschlagene Pfarrer aus Köln-Bayenthal blieb einziger Kandidat für die Wahl, aus der Mitte der Synode wurde niemand sonst für dieses Amt vorgeschlagen. Einmütig wurde Dr. Bernhard Seiger zum neuen Vorsitzenden der Kreissynode des Kirchenkreises Köln-Süd gewählt. Seine Amtsdauer beträgt acht Jahre und endet im Jahr 2024.
Resümee der letzten acht Jahre
In seiner Vorstellung für das Amt des Superintendenten resümierte Seiger seine letzten Amtsjahre: Beispielhaft nannte er die Pfarrstellenrahmenplanung, die Einführung des Neuen Kirchlichen Finanzwesens (NKF), die Umsetzung der Verwaltungsstrukturreform und die Personalplanung als Schwerpunkte seiner Arbeit, die durch Entscheidungen der Evangelischen Kirche im Rheinland vorgegeben waren. Auf landeskirchlicher Ebene sei es ihm darum gegangen, den Gemeinden „so viel Spielraum zu verschaffen, wie es im politischen Prozess möglich war“. Die Vermeidung bürokratischer Hindernisse sei ihm dabei immer ein besonderes Bedürfnis gewesen.
Erstmalige Errichtung eines Jugendreferates
Mit einigem Stolz wies er auf die erstmalige Errichtung eines Jugendreferates im Kirchenkreis Köln-Süd hin: „Das war überfällig und hat sich, wie wohl alle bestätigen können, in der kontinuierlichen Förderung für die Gemeinden bewährt.“ Auch die Einführung eines Stellenanteils für das Kreiskantorat, das von Kantorin Barbara Mulack wahrgenommen wird, und die Begegnungen mit anderen kirchlichen Partnern „als Teil unseres ökumenischen Selbstverständnisses“ gehöre zu den Aufgaben der letzten Jahre.
Der Ökumene „ist noch viel zuzutrauen“
Bereits 2013 habe er den „Arbeitskreis Reformationsdekade“ gegründet, in dem zahlreiche Ideen und Projekte gesammelt werden, berichtete der Superintendent auf der Synode. Als Beauftragter des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region für das Jubiläum „500 Jahre Reformation“ habe er vor drei Jahren die Homepage „2017.kirche-koeln.de“ ins Leben gerufen. „Es macht Freude zu sehen, wie sich unsere Gemeinden und die Einrichtungen im Kirchenverband aufmachen, wie wir uns über Kirchenkreisgrenzen hinaus ergänzen und auch die Chancen der gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit nutzen“, sagte Seiger. Besuche der Gemeinden und des Pfarrkonventes an den historischen Stätten der Reformation gehörten zum Aufbruch dazu. „Diese Reisen haben uns theologisch profiliert und der Gemeinschaft gut getan“, so Seiger. Der Ökumene in Köln und der Region sei in diesem Zusammenhang und für die Zeit nach 2017 viel zuzutrauen. „Wir können noch einiges mehr zusammen tun und denken, als wir uns bisher getraut haben“, unterstrich der Vorsitzende der Kreissynode seine Ausführungen.
Blick in die Zukunft
Der frisch Gewählte warf auch einen Blick in die Zukunft: Die Stärkung der Jugendarbeit, die Nachwuchsförderung der Kinderchöre und die Klärung der Seelsorgefelder müssten dringliche Aufgaben der kommenden acht Jahre sein. „Was kann für die Krankenhausseelsorge, für die Altenheimseelsorge und die Notfallseelsorge verabredet werden?“, fragte er und äußerte seine Sorge darüber, ob nicht „für manche guten Aufgaben die Ressourcen fehlen“. Von einer „behutsamen Konsolidierung mit Augenmaß“ sprach er hinsichtlich der künftigen Finanzentwicklung innerhalb des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region.
Die genannten Themen „weiter verlässlich mitzutragen und ein gutes Grundprogramm zu haben“ sei Arbeit genug für die nächsten acht Jahre, erklärte Seiger – und wurde dafür mit einem Applaus bedacht.
Neubau liegt im Zeitplan
Der Bau des neuen Gebäudes für das künftige Verwaltungsamt „Köln-Süd/Mitte“ am Andreaskirchplatz 1 in Brühl-Vochem erfolge nach Plan, teilte Bernhard Seiger den Synodalen weiter mit. Am 31. Mai dieses Jahres habe man Richtfest gefeiert, der Umzug in den neuen Verwaltungs-Standort werde voraussichtlich im Dezember 2016 erfolgen. Zur Sicherung aller anfallenden Kosten für die technische Ausstattung der neuen Büroräume würden Gelder aus dem Jahresüberschuss 2015 des Kirchenkreises Köln-Süd eingestellt.
Das Haushaltsjahr 2015
Erstmals wurde der Jahresabschluss des vorhergehenden Haushaltsjahres bereits in der Frühjahrsynode beschlossen, um die Herbstsynode von Finanzthemen „teilweise zu entlasten“. Lothar Ebert, Vorsitzender des Finanzausschusses des Kirchenkreises, stellte den Haushalt für das Jahr 2015 in der gewohnt verständlichen und übersichtlichen Form vor. Zur besseren Erkennbarkeit hatte er dieses Mal eine Reihe von Grafiken sowie eine kurze Zusammenfassung des gut 40 Seiten umfassenden Berichts parat. Er teilte mit, dass die Jahresrechnung für das Haushaltsjahr 2015 eine Bilanzsumme in Höhe von 2.502.525,23 Euro und einen Bilanzgewinn in Höhe von 164.075,15 Euro ergeben hatte.
Verteilung des Rechnungsüberschusses
Die Synode entschied, den Rechnungsüberschuss in Höhe von 164.075,15 Euro folgendermaßen zu verwenden: 140.000 Euro sollen zur Unterstützung des Bezugs des neuen Verwaltungsgebäudes „Köln-Süd/Mitte“ bereitgestellt werden. Der Medien- und Mädchentreff „girlspace e.V.“ erhält 7.000 Euro, unter anderem für die Arbeit mit Mädchen aus Flüchtlingsfamilien. Gefördert werden außerdem mit 2.000 Euro das Bildungsprojekt „Das neue Kreisau“, das Berufsschülerinnen und -schülern Fahrten in die Gedenkstätte Kreisau ermöglicht, mit 3.500 Euro das Projekt „Ekupholeni/Sofiatown“ in Johannesburg, mit 3.500 Euro die Versöhnungsarbeit beim Projekt „Wolgograd“, mit weiteren 3.500 Euro der Förderverein „AusWege“ der Evangelischen Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und mit 4.575,15 Euro Projekte des Gustav-Adolf-Werkes, des ältesten evangelischen Hilfswerks in Deutschland.
Weitere Wahlen
Der Kreissynodalvorstand, das Leitungsgremium des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd, besteht aus sieben Mitgliedern (drei Theologen und vier Laien), dazu gehören weitere sieben Stellvertreter. Alle vier Jahre wird die Hälfte des KSV neu gewählt, immer in den Jahren, in denn auch die Presbyterien neu gewählt werden. In der Regel tagt der KSV einmal im Monat. Neu gewählt wurden neben dem Amt des Superintendenten/der Superintendentin deshalb auch noch die Skriba sowie die dritten und vierten Synodalältesten mit ihren Vertretungen.
Schulpfarrerin im KSV
Mit Simone Drensler wählte die Synode eine Schulpfarrerin in die Reihen des KSV, der ansonsten ausschließlich mit Gemeindepfarrern besetzt ist. Sie folgt damit auf die Frechener Pfarrerin Almuth Koch-Torjuul, die sich nicht mehr zur Wahl stellte. Ebenfalls nicht mehr zur Wiederwahl stand Ina Frank aus der Gemeinde Lechenich als dritte Synodalälteste. Für sie wurde Susanne Walter aus der Friedenskirchengemeinde Erftstadt in den KSV berufen. Vertreten wird sie von Professor Dr. Udo Bühler (Gemeinde Sindorf). Nancy Lässig-Hoffmann aus der Gemeinde Rodenkirchen bekleidet nunmehr das Amt der vierten Synodalältesten, das zuvor von Klaus von Harleßem (Gemeinde Köln-Bayenthal) mehr als 20 Jahre versehen wurde. Klaus von Harleßem ist nun ihr Vertreter.
Abgeordnete für die Landessynode
Als theologischer Abgeordneter zur Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland wurde der Brühler Pfarrer Stefan Jansen-Haß benannt. Vertreten wird er künftig von Pfarrer Gerhard Johenneken (Gemeinde Köln-Zollstock), dieser wiederum von Pfarrerin Sabine Pankoke (Gemeinde Lechenich). Als nicht-theologische Delegierte wurden Professor Dr. Udo Bühler (1. nicht-theologischer Abgeordneter), der Lechenicher Mirco Leibig (2. nicht-theologischer Abgeordneter) und als ihre Vertretungen Helga Lang und Gabriele Frechen (beide aus der Gemeinde Hürth) sowie Gerhard von Richthofen aus der Brühler Gemeinde gewählt.
Ansprechpartner für Prädikanten
In den letzten Jahren stieg die Zahl der Prädikantinnen und Prädikanten kontinuierlich an. Die durch die Evangelische Kirche im Rheinland Ordinierten, ob ehrenamtlich und beruflich mitarbeitend, haben durch die Ordination das Recht erworben, zu predigen, zu taufen, zu trauen und zu beerdigen. Die Kreissynode des Kirchenkreises Köln-Süd beschloss daher, die Kerpener Prädikantin Heike Kümpel zusammen mit Pfarrer Gerald Warnecke (Gemeinde Sürth/Weiß) zu Synodalbeauftragten für das „Arbeitsgebiet Prädikanten“ zu berufen. Damit soll gewährleistet sein, dass die Prädikanten ständige Ansprechpartner im Kirchenkreis vorfinden.
Wahl für den Vorstand der Rechnungsprüfungsstelle
In den Vorstand der Rechnungsprüfungsstelle Köln-Bonn-Hessen wurde Joachim Dost aus der Gemeinde Lechenich für die Amtsperiode 2017 bis 2020 gewählt. Vertreten wird er von Alexander Remy aus der Gemeinde Köln-Bayenthal.
Termine:
Die nächste Kreissynode tagt am Samstag, 5. November, 8.30 Uhr.
Die Einführung der neu gewählten Mitglieder des KSV erfolgt in einem feierlichen Gottesdienst am Sonntag, 4. September, 15 Uhr, in der Christuskirche Brühl, Mayersweg 10. Dann werden auch die ausgeschiedenen Mitglieder verabschiedet.
Verabschiedet wird ein weiteres Mitglied der Synode am Freitag, 1. Juli, 16 Uhr, in der Kartäuserkirche, Kartäusergasse 7: Pfarrer Werner Völker, Leiter des Evangelischen Jugendpfarramtes Köln, tritt zum 31. August in den Ruhestand.
Foto(s): Angelika Knapic