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Nachrichten von der Frühjahrssynode des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch

Ein "Interview mit Gott" stand im Mittelpunkt beim Auftakt zur Frühjahrssynode des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch in Bergisch Gladbach. Eine "experimentelle Andacht" nannte Superintendentin Andrea Vogel den Versuch von Pfarrer Martin Häusling und Pfarrer Carsten Bierei, Gott zum Sprechen zu bringen. Und der hatte eine Menge zu sagen. "Ich verstehe nicht, dass die Menschen ihre Gesundheit ruinieren, um Geld zu verdienen, und dann geben sie Geld aus, um wieder gesund zu werden. Ich verstehe auch nicht, dass viele Menschen leben, als würden sie nie sterben. Und dann sterben sie so, als hätten sie nie gelebt." Die Menschen sollten sich nicht mit anderen vergleichen, Vergeben lernen und üben und zulassen, geliebt zu werden. Und schließlich: "Nicht der ist glücklich, der am meisten besitzt. Glücklich ist der, der am wenigsten braucht."

Nach der Andacht begrüßte die Superintendentin die insgesamt 105 Synodalen im Berufskolleg Bergisch Gladbach. Zu Gast war auch Oberkirchenrat Bernd Baucks aus Düsseldorf. In seinem Grußwort wies er auf das neue Zentrum für Gemeinde und Kirchenentwicklung in Wuppertal hin. "Das wird ein echter ‚Think Tank' für die Evangelische Kirche im Rheinland. Von dort werden die Gemeinden viel Unterstützung erfahren." Baucks lobte das Ökumenefest an Pfingsten auf der Feste Ehrenbreitstein in Koblenz mit 15.000 Teilnehmenden: "Vielleicht wird Pfingsten ja in Zukunft ein Fest der Ökumene." Christoph Pistorius, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, referierte anschließend über das zentrale Thema der Synode: "Die Chancen der neuen Gemeindeformen für die Parochie". "Wir haben ja längst Gemeinden jenseits der parochialen Strukturen: Studierendengemeinden, CityKirchen, Krankenhausseelsorge. Und es gibt eine Reihe von Gemeinden anderer Sprachen und Herkunft." Die Frage sei, ob man Christ sein könne, ohne Mitglied der Gemeinde vor Ort zu sein. In einer Gemeinde werde das Evangelium kommuniziert. Insofern sei Gemeinde ein geistliches Geschehen.

Beispiele für Gemeinden außerhalb der Parochie sind auch die CVJM-Adlerbrücke in Wuppertal, die "beymeister" in Köln-Mülheim und die Jugendkirche in Cochem. Ziel der Kirchenleitung ist es auch, missionarische Volkskirche in neuen Gemeindeformen zu sein. "Zur Zeit erreichen wir nicht sehr viele Menschen", räumte der Vizepräses ein. "Wie fremd sind Pfarrer und Presbyter vielen Menschen?" Es gelte, "Milieuverengungen" zu überwinden. Es gebe interessante Versuche, die sich aber nicht als allgemeine Rezepte eigneten. Man könne Lindlar nicht mit Köln-Mülheim vergleichen. Ziel sei, in andere Milieus einzutauchen. Eine Gemeinde sollte lebensverändernd sein. Wenn es gelänge, die Menschen zur Nachfolge Jesu einzuladen, werde sich das Leben ganz von selbst verändern.

Pistorius nannte als Kriterium für eine Gemeinde, dass sie eine dauerhafte religiöse Gemeinschaft ist. Der volkskirchliche Dreiklang Parochie, Hauptamt, Gebäude müsse durchbrochen werden. Hoffnung auf mehr als ideelle Unterstützung der Gemeinden auf dem Weg dahin durch die Landeskirche machte Pistorius nicht: "Es werden von unserer Seite keine Mittel zur Verfügung gestellt." Der Vizepräses ist sich bewusst, dass es gegen diese Ideen Widerstände gibt. „In den Gemeinden herrscht die Angst, die Kirchensteuerhoheit zu verlieren. Man fühlt sich als Gemeinde nicht mehr wertgeschätzt. Mancher Pfarrer sieht gar sein Lebenswerk in Frage gestellt.“ All diese Sorgen seien unbegründet, so Pistorius. Ohne Wenn und Aber gelte: "Die Parochie soll natürlich bleiben." Aber die Kirchenleitung ermuntere, Kirche in veränderten Zeiten mal anders zu denken.

Pfarrer Dirk Vanhauer, tätig in Porz-Wahn-Heide und Vorsitzender des Theologischen Ausschusses des Kirchenkreises, erinnerte daran, „dass die Ortsgebundenheit der Menschen sehr groß ist. Die wollen von der Ortsgemeinde angesprochen werden. Können das die Pfarrer noch leisten, wenn Pfarrstellen wie geplant eingespart werden?“ Pfarrer Torsten Krall aus Dünnwald sah für die Zukunft spannende Diskussionen, in welche Gemeindeformen investiert werden soll.“ Pistorius sagte zu diesem Thema: „Unser Auftrag ist nicht, die Parochie zu erhalten, sondern die Kommunikation des Evangeliums in die Welt.“

Ein Beispiel für eine neue Gemeindeform ist das „beymeister“-Projekt in der Evangelischen Kirchengemeinde Mülheim am Rhein, das Pfarrer Sebastian Baer-Henney und Gemeindepädagogin Miriam Hoffmann der Synode vorstellten. Die „beymeister“ kommen mit kirchenfernen Menschen an ungewöhnlichen Orten ins Gespräch: Beispielsweise auf einem Sofa am Rheinufer. Im weiteren Verlauf der Synode beschlossen die Synodalen, die Landessynode in einem Antrag zu bitten, das „beymeister“-Projekt für die nächsten Jahre finanziell zu sichern. Superintendentin Andrea Vogel erklärte abschließend, dass das Thema „Neue Gemeindeformen“ die Synode noch häufiger beschäftigen werde. Das nächste Mal wohl schon im Herbst.

Erfreuliche Zahlen präsentierte Anne Akkermann, Finanzkirchmeisterin des Kirchenkreises, den Synodalen. Der Jahresabschluss 2016 schließt bei einer Bilanzsumme von ca. 5,67 Millionen Euro mit einen Bilanzergebnis von rund 176.211 Euro. Dieses Geld fließt auf einstimmigen Beschluss der Synode in die freiwillige Rücklage des Kirchenkreises.

Ausdrücklich dankte Superintendentin Andrea Vogel den zahlreichen Gemeinden, die sich am Samstag, 24. Juni, ab 18 Uhr an der „Nacht der Kirchen rechts vom Rhein“ beteiligen. In den Ruhestand verabschiedete Vogel Pfarrerin Elisabeth Lehmann, Krankenhausseelsorgerin in Holweide, und Michael Hellwig-Brockmann, der Pfarrer am Berufskolleg war.

Stichwort: Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch
Dieser Kirchenkreis bildet mit 18 Kirchengemeinden im rechtsrheinischen Köln, in Altenberg, Bergisch Gladbach, Kürten, Lindlar und Rösrath den größten Zusammenschluss innerhalb des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. In seinen Gemeinden leben mehr als 99.000 Mitglieder, deren Interessen im „Parlament“ des Kirchenkreises, der Kreissynode, von 129 Synodalen vertreten werden.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann