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Nachrichten von der Frühjahrssynode des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch:

„Wir brauchen die Inspiration von anderen“, sagte Pfarrer Otmar Baumberger in seiner Andacht vor der Synode des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch am Freitagabend, 17. Juni, in der Kölner Kartäuserkirche. Als ein Beispiel von Inspiration nannte er den zweiwöchigen Besuch einiger Abgeordneter der Baptistischen Kirche Afrikas (CBCA) aus dem Partnerkirchenkreis Kalungu. Mit Blick auf den eigenen Kirchenkreis regte er an, „sich gemeinsam für eine Sache einzusetzen“ – etwa in der Flüchtlingsarbeit. Der stellvertretende Superintendent forderte auf, nicht aggressiv auf Andersdenkende zu reagieren, sondern zu fragen: „Was können wir alles miteinander im Gespräch klären?“.

Bei den anschließenden Beratungen im Haus der Evangelischen Kirche überbrachte Oberkirchenrat Bernd Baucks den 113 anwesenden Synodalen Grüße aus der Landessynode und schloss sich in seiner Rede den Worten Baumbergers an: „Eine Synode, in der es kein Vertrauen gibt, ist nicht arbeitsfähig“. Er verwies auf die besondere Verantwortung der Synodalen während der Wahlen. Die Kreissynode solle sich in Debatten um Einmütigkeit bemühen, das sei als theologisches Handeln zu verstehen, nicht als politisches. Schließlich gehe es in den Zusammenkünften um die Einmütigkeit im Geiste Gottes.
Auch Gabriele Behr, Vorsitzende des Kreiskatholikenrats im Rheinisch-Bergischen Kreis, sprach ein Grußwort in ihrer Funktion als Laienvertreterin im Diözesanrat. Beim gemeinsam geplanten Fest im Lutherjahr, zusammen mit dem Kirchenkreis und der Kölner Melanchthon-Akademie solle „Jesus Christus gemeinsamer Anstoß und Eckstein sein“. Sie lud alle zu dem Fest mit Vorträgen, Musik und Kabarett ein.

Partnerkirchen berichten von ihren Beobachtungen
Neben den Wahlen hatte die Synode ein weiteres Schwerpunktthema gesetzt: „Weite wirkt zurück – wir lassen uns den Spiegel vorhalten“ lautete die Überschrift. Dr. Kai Horstmann, Regionalpfarrer im Gemeindedienst für Mission und Ökumene der rheinischen Kirche, und Gemeindepfarrer Ulrich Kock-Blunk berichteten – im Wechsel – von weltweiten Beobachtungen der Partnerkirchen: Anregungen seien gekommen aus Europa und Übersee, aus der Orthodoxie und den Freikirchen, aus Amerika und Deutschland. Viele Gäste hätten die rheinische Kirche im letzten Jahr besucht „und unser Tun kritisch-solidarisch in den Blick genommen“, so Horstmann.

„Wie können wir eine relevante Kirche sein?“
Der Vortrag rankte sich um die Frage „Wie können wir eine relevante Kirche sein?“ Anders als im Kongo etwa gehe es in der hiesigen Kirche weniger darum, Neues aufzubauen, sondern darum, die Infrastruktur der Gesellschaft und der Kirche „zu erhalten und zu schützen“.
Nach dem Besuch von Krankenhäusern, Altenheimen, Gemeinden und Flüchtlingsinitiativen hätten sich die Gäste aus Kalungu beeindruckt von der Fülle „unserer Ressourcen“ gezeigt, meinte Kock-Blunk. Gleichwohl hätten sie gefragt „Woran merkt man, dass ihr mit dem allen Zeugnis von Jesus Christus ablegt? Woran merken die Leute, dass ihr euer diakonisches und seelsorgliches Handeln deutet als eure Antwort auf das Evangelium?“.

In Wort und Bild berichteten sie ausführlich von der ökumenischen Visitation: Ulrich Kock-Blunk und Dr. Kai Horstmann (r.)

Frage nach dem „spezifisch Evangelischen“
Die ökumenische Visite habe auch gespiegelt, dass man hierzulande mit großer Kreativität neue Formen von Mission suchen würde, etwa durch neue Gottesdienstformen, durch Glaubenskurse und niedrigschwellige Angebote, sagte Horstmann. Dabei habe auch die Frage nach dem „spezifisch Evangelischen“ in Kirche und Diakonie im Raum gestanden. „Ich bin davon überzeugt, wir haben ein missionstheologisches Update nötig“, meinte der Pfarrer. Kock-Blunk ergänzte: „Ja, es wird im ‚Missionsland Deutschland“ für die Evangelische Kirche mehr als früher auch um Mitgliederwerbung gehen“. Dabei stehe nicht der Selbsterhalt der Organisation im Mittelpunkt der Bemühungen, sondern die Werbung „für die Sache Jesu Christi“.

Hier können Sie den vollständigen Bericht lesen.

Partnerschaftsvereinbarung beschlossen
Im Anschluss an den Vortrag beschloss die Synode eine neue Partnerschaftsvereinbarung des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch mit dem Kirchenkreis Kalungu. In der schriftlichen Verabredung wurde festgehalten, die Partnerschaft in „geistiger und materieller Hinsicht“ umzusetzen, unter anderem durch gegenseitige Solidarität, wechselseitige Fürbitte, durch die Förderung des konziliaren Prozesses für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung sowie durch die wechselseitige Förderung interkultureller Kenntnisse. Die Synodalen beschlossen, den Partnerkirchenkreis auch weiterhin finanziell zu unterstützen. Die Überweisung der Gelder soll über die Vereinte Evangelische Mission (VEM) erfolgen. Die Partnerschaftsvereinbarung ist bis 2026 gültig und kann verlängert werden, eine Evaluation der Entwicklung und Erfolge soll nach fünf Jahren erfolgen.

Zwei Kandidaten für Superintendenten-Amt
Zur Wahl für das Amt des Superintendenten bzw. der Superintendentin hatte der Nominierungsausschuss zwei Kandidaten vorgeschlagen: den Bergisch Gladbacher Pfarrer Thomas Werner und die amtierende Superintendentin Andrea Vogel. Beide hatten sich den Synodalen bereits schriftlich vorgestellt und vertieften ihre Aussagen mündlich auf der Synode.
Unterschiedlicher hätten die „Visionen“, wie es jeweils beide formulierten, kaum sein können. Während Werner davon sprach, wie man den Kirchenkreis samt Kirchenverband verschlanken könne, stellte Vogel die Rückgewinnung der Freude und den Freiraum für neue Wege in das Zentrum ihrer Rede.

Im Gespräch mit den Menschen
Doch der Reihe nach: In einer sehr persönlichen Vorstellung sprach Andrea Vogel von ihren Erfahrungen der letzten acht Jahren und von ihren Zielen für die kommenden Jahre. „Die Kirche verkümmert, wenn sie keine Visionen hat und Menschen reizt“, berichtete sie und erklärte, Mut und Geduld habe sich gelohnt, „immer wieder mit Menschen im Stadtteil ins Gespräch zu kommen“. Sie wolle weiterhin die Kirche vor Ort stärken und verwies auf das Köln-Mülheimer Projekt „beymeister“, bei dem vor allem die 25- bis 40-Jährigen angesprochen würden. Ihre Leitungsaufgabe sehe sie weniger im Erteilen von Instruktionen, sondern vielmehr als „eine gemeinsame und zuhörende Beratung“. Sie berichtete von etlichen Strukturprozessen, die gut bearbeitet, aber noch nicht alle abgeschlossen seien. Andrea Vogel: „Mit dem Blick in die Zukunft stelle ich mir vor, dass es ein Nebeneinander von dem Modell der Ortsgemeinde mit den Gemeinden mit besonderem Profil gibt. Und wie bisher auch die funktionalen Dienste mit ihrer besonderen Perspektive“. Dafür wolle sie „an den Menschen dran bleiben und ihre Fragen und Nöte annehmen“.

Durch offenen Diskurs Profil schärfen
„Wie kommen wir aus dem Schatten der katholischen Kirche heraus?“, fragte der Bergisch Gladbacher Theologe und gab an, Kirche stehe sich selbst im Weg im Gespräch etwa mit der Presse und der Politik. Er schlug vor, von Düsseldorf und Essen zu lernen, die beide ihre Kirchenverbände abgeschafft hätten, und plädierte auch in Köln und der Region für neue Strukturen: „Brauchen wir tatsächlich noch vier Kirchenkreise? Dazu obendrauf noch den Evangelischen Kirchenverband Köln und Region?“, so Thomas Werner. Er wolle in „einem offenen Diskurs“ prüfen, ob man nicht aus der „vier- bis fünffachen Ausführung“ der Verwaltungseinheiten eine einzige machen könne. Das Ergebnis könne ein neuer Kirchenkreis sein für die Gemeinden in Köln, im Rhein-Erft-Kreis und Rheinisch-Bergischen Kreis. Mitbestimmung und Mitverantwortung würden so gefördert, evangelisches Profil geschärft und die Gespräche mit der Öffentlichkeit erleichtert. „Machen wir uns auf den Weg zu kleinen Prozessen“, ermunterte er die Synodalen zum Abschluss seiner Rede.

Die Entscheidung
Der ungewöhnlich lang anhaltende Applaus nach der Vorstellung von Andrea Vogel deutete bereits das Ergebnis der Wahl an: Sie wurde mit großer Mehrheit in ihrem Amt als Superintendentin bestätigt. Synodalassessor Otmar Baumberger dankte beiden Kandidaten ausdrücklich für die Mühen der Vorbereitung für dieses Amt und ihre Vorstellungen im Plenum.

Er war zum letzten Mal auf der Synode und wird im September von Andrea Vogel verabschiedet: Hermann Kotthaus, Pfarrer der Gemeinde Altenberg/Schildgen

Mitglieder für den Kreissynodalvorstand
Weitere Mitglieder für den Kreissynodalvorstand, das Leitungsgremium des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, wurden ebenfalls gewählt bzw. nachbesetzt. Zum Skriba ernannten die Synodalen den Dellinger Pfarrer Ralph Knapp. Zur ersten Synodalältesten wurde Ursula Hölzer (Gemeinde Rath-Ostheim) und als ihre Stellvertreterin Silke Hörstegen (Gemeinde Bensberg) gewählt. Zweite Synodalälteste wurde Uta von Lonski (Gemeinde Bergisch Gladbach), vertreten wird sie von Manguela Fokuhl (Gemeinde Porz). Sven Engelmann (Gemeinde Lindlar) wurde als dritter Synodalältester für die Amtszeit bis 2020 gewählt, ebenso wie Andy Rudziewski (Gemeinde Mülheim am Rhein). Zum sechsten Synodalältesten wurde Jürgen Gnest (Gemeinde Altenberg/Schildgen) ernannt, vertreten wird er von Christiane Friedrich (Gemeinde Flittard/Stammheim).

Abgeordnete für die Landessynode
Als Delegierte für die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland wurden – neben der Superintendentin – bestimmt: Pfarrer Jörg Schmidt (Gemeinde Bensberg) als erster theologischer Angeordneter mit den beiden Vertretungen Pfarrerin Andrea Stangenberg-Wingerning (Köln-Rath-Ostheim) und Schulpfarrerin Elke Kuhn. Als weitere Abgeordnete werden entsandt: Annegret Akkerman (Gemeinde Altenberg), Cathrin Fischer (Gemeinde Altenberg) und Ursula Hölzer (Köln-Rath-Ostheim). Sie werden vertreten von Bernd Flamming (Gemeinde Köln-Höhenhaus), Sigrid Halbe (Gemeinde Bergisch Gladbach), Kai Kullen (Gemeinde Kalk-Humboldt) und Werner Koch (Gemeinde Lindlar).

Der künftige Leiter des Verwaltungsamtes Köln-Rechtsrheinisch, Robert Kurz, stellte sich den Synodalen vor.

Vorsitzende der Fachausschüsse
Als Vorsitzende der Fachausschüsse wurden gewählt: Annegret Akkerman (Gemeinde Altenberg/Schildgen) für den Finanzausschuss, Gabriele Förderer (Gemeinde Porz) für den Synodaljugendausschuss, Pfarrer Ulrich Kock-Blunk (Gemeinde Dellbrück/Holweide) für den Fachausschuss für Mission und Ökumene, Pfarrer Dirk Vanhauer (Gemeinde Porz-Wahnheide) für den theologischen Ausschuss, Karin-D. Witthöft (Gemeinde Bensberg) für den Ausschuss „Gemeinschaft von Männern und Frauen in der Kirche“ und Nicole Mrziglod (Gemeinde Bergisch Gladbach) für den Kreisdiakonieausschuss.

Die Liste der gewählten Synodalbeauftragungen können Sie hier einsehen.

Reformationsjubiläum 2017
Über den Stand der Vorbereitungen zum Reformationsjubiläum 2017 berichtete Superintendentin Andrea Vogel: Voraussichtlich am 24. Juni 2017 soll es eine „Lange Nacht der Kirchen“ geben und eine Bläseraktion zwei Wochen zuvor in Altenberg. Im Kirchenkreis würden noch weitere Orte gesucht, an denen große Aktionen mit Bläsern stattfinden könnten, so Vogel. Und für Oktober 2017 plant der Kirchenkreis einen „Konfi-Krimi“ in Köln-Mülheim. In dem Stadtkrimi können sich Jugendliche in die Zeit Martin Luthers versetzen und in die Rollen von Luthers Gefährten schlüpfen.

Stichwort: Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch
Dieser Kirchenkreis bildet mit 18 Kirchengemeinden im rechtsrheinischen Köln, in Altenberg, Bergisch Gladbach, Kürten, Lindlar und Rösrath den größten Zusammenschluss innerhalb des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. In seinen Gemeinden leben mehr als 99.000 Mitglieder, deren Interessen im „Parlament“ des Kirchenkreises, der Kreissynode, von 129 Synodalen vertreten werden.

Text: Angelika Knapic
Foto(s): Angelika Knapic