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Nachrichten von der Frühjahrssynode des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch

Psalm 95 war die Grundlage für die Eröffnungsandacht, die Pfarrer Ulrich Kock-Blunk zur Frühjahrssynode des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch am 23. Mai 2014 im Berufskolleg Bergisch Gladbach hielt.

"Hören wir Gottes Stimme?"
Von einem „Volk irrender Herzen“ ist da die Rede, und der Psalm endet mit den Worten „Sie sollen nicht zu meiner Ruhe kommen“. Übertragen auf unseren Alltag dürfe das, so Kock-Blunk, vielen bekannt vorkommen: „Erlebte Ruhe, gelebte Hektik, übervolle Terminkalender und das Gefühl, als sei es immer noch nicht genug.“ Eine Zumutung sei der Psalm, „vielleicht eine, die in der Lage ist, unserem Gotteslob Konturen zu geben – unserem Beten, unserem Singen, unserem Predigen, unserem Handeln in Diakonie und Seelsorge und vielleicht sogar der Arbeit auf dieser Synode.“
„Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet nicht eure Herzen“, heißt es im Psalm. „Was lassen wir uns sagen heute?“, fragte Kock-Blunk. „Hören wir Gottes Stimme, wenn wir die Zeitung aufschlagen und von Nigeria, der Ukraine, der NSU lesen? Was hören wir, wenn wir auf Wahlplakaten Aufrufe zu Bürgermut gegen Zuwanderer lesen? Was machen wir damit?“

Gott ist erhaben über "religiöse Funktionalisierungen"
Der Psalm erinnere an das Volk Israel in der Wüste auf dem Weg nach Sinai, durstend und zweifelnd. „Ist der Herr in unserer Mitte oder nicht?“, fragte das Volk und machte die Antwort daran fest, ob Gott ihrer Not Abhilfe schaffe oder nicht. „Auch wir sind Geschöpfe großen Durstes“, sagte Kock-Blunk. „Auch wir sind die von Massa und Meriba, die den Hals nicht voll kriegen, die alles daran messen, ob es uns nützt. So schaffen wir uns ein Betriebssystem, mit dem unsere Gesellschaft funktioniert, eine Welt allerdings, die Dividenden zahlt.“ Gottes Name sei jedoch erhaben über religiöse Funktionalisierungen, aber: „Er lässt die Welt auch nicht mit sich allein“. „Wenn ihr effektiver arbeiten wollt, zum Beispiel mit der Verwaltungsstrukturreform, dem neuen Finanzwesen, der Personalplanung, dann fragt euch ‚In welche Richtung effektiv?’“, appellierte er. In ständiger Sorge um die Restbestände oder mit dem aufrechten Gang derer, die befreit seien von der Sorge um sich selbst, "weil sie wissen, da ist ein Gott und wir sind das Volk seiner Weide, die Herde seiner Hand?"

Nicht dem üblichen Größenwahn verfallen
Kock-Blunk forderte auf, die Räume, mit denen wir „reich beschenkt“ sind, wahrzunehmen und zu nutzen. „Räume, die einladend sind, die die Stärken wecken, hinzuhören, nicht gleich Meinungen zu äußern. Räume, wo Menschen sich zusammenfinden, die sich einig sind im Dasein. Räume die nicht alltäglich sind, wo man sich groß fühlen kann, aber nicht dem üblichen Größenwahn verfällt“. Kock-Blunk: „Wer richtig lobt, flüstert nicht vor sich hin." Gottes Lob habe Konsequenzen. Denn wer bete, treffe Entscheidungen, wähle eine Seite. Wer Gottes Macht besinge, bestreite andere Mächte und Gewalten. In seiner Andacht beschrieb er das Beten als einen Akt der Revolte, des Protests und des Widerstands – ein Akt der Solidarität mit denen, „die nichts tun können außer beten.“


Superintendentin Andrea Vogel begrüßte die Synodalen
Turbulente Zeiten, auch "Stürme und Orkane"
107 stimmberechtigte Synodale begrüßte Superintendentin Andrea Vogel im Anschluss an die Andacht. Bevor man sich jedoch der Tagesordnung widmete, nutze Gabriele Behr, Vorsitzende des Katholikenrates für den Rheinisch-Bergischen Kreis, die Gelegenheit zu einem Grußwort. Turbulente Zeiten, nicht nur global, sondern auch in unseren Kirchen konstatierte diese – in der katholischen Kirche sogar „Stürme und Orkane“. Dies zeige sich zum einen durch den Papst, der ein „völlig neues Bild von Kirche zeichnet“, aber auch in den großen Erwartungen, die sich mit der Ankunft eines neuen Bischofs in Köln verbinden. Ebenso in der Hoffnung auf eine offenere, zugewandtere Kirche, mit neuen Ansätzen für eine Sexualmoral und mit einem neuen Aufbruch in der Ökumene.

50 Jahre Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch
Zu einem erfreulichen Thema – dem 50. Jubiläum des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch – ergriff Assessor Otmar Baumberger das Wort. „Unterwegs im Geist der Gemeinschaft“ lautet das Motto, das auf den ausgelegten Flyern und Plakaten zu lesen war, die zum Festgottesdienst am Pfingstmontag, 9. Juni 2014, um 14 Uhr in die Christuskirche in Köln-Dellbrück einladen. Dass 50 Jahre ein Grund zum Feiern ist, steht für Baumberger außer Frage. „Dieses Jubiläum können wir nutzen, um zu zeigen, wie vielfältig unsere Kirche ist, denn dafür sind wir dankbar! Dankbar, dass wir als Kirche in so vielen Jahrzehnten, mit unterschiedlicher Prägung miteinander noch unterwegs bleiben, in einem Netz von Kulturen, Kirchenmusik, Gottesdiensten und sozialer Verantwortung, die wir wahrgenommen haben.“ Es werde in dem Gottesdienst nicht um Selbstbeweihräucherung und Eigenlob gehen, sondern vielmehr um den Blick auf Perspektiven, neue Aufgaben und Herausforderungen. Über 70 Frauen und Männer aus Gospelchören des Kirchenkreises hätten bereits ihre Mitwirkung im Gottesdienst zugesagt. Aber auch alte Pfingstchoräle sollten gesungen werden. Präses Manfred Rekowski werde die Predigt halten.


Synodalassessor Otmar Baumberger lud zum Festgottesdienst zum 50. Jubiläum des Kirchenkreises ein
Gedenken an den Anschlag in Mülheim
Baumberger wies darauf hin, dass am selben Tag in Köln-Mühlheim eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des NSU-Anschlags vor zehn Jahren stattfinden wird, allerdings um 16 Uhr, so dass die Veranstaltungen sich nicht überschneiden werden. Man kann also nach dem Gottesdienst noch in und um die Christuskirche verweilen und ins Gespräch niteinander kommen bei Essen und Getränken, wozu Baumberger herzlich einlädt. Er bat alle Synodalen, in ihren Gemeinden dafür Werbung zu machen: „Wenn aus jeder Gemeinde fünf Leute kommen, ist die Kirche schon voll!“. Gesucht würden außerdem noch helfende Hände für die Vorbereitungen am Pfingstsamstag und die Durchführung selbst.

Keine Einigung zu Freizeitheim Stolzenberg
Beim Thema „Freizeitheim Stolzenberg“ ergab sich eine rege Diskussion: Nicht verwunderlich, da dieses Thema nun schon auf der dritten Synode verhandelt wurde, und man bisher nicht zu einer Einigung finden konnte. Dies gelang auch auf dieser Synode nicht. Das 1982 erworbene Freizeitheim des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, das vor allem von Kinder- und Jugendgruppen und Familien genutzt wird, ist schon seit längerem in renovierungsbedürftigem Zustand. Aber es biete viele Vorteile: zum Beispiel eine günstige Verkehrslage nahe an der Autobahn und dennoch ruhig gelegen. Ein Brief von Kindern der Gemeinde Porz-Wahnheide, den Jugendleiterin Ute Velske vorlas, vermittelte, dass der Aufenthalt im Haus Stolzenberg für Kinder- und Jugendliche immer ein Höhepunkt sei, „denn wir können dort das tun, was zu Hause nicht möglich ist: toben, spielen, Krach machen, für’s Leben lernen – und wir gehen dabei keinem auf die Nerven.“

150.000 Euro müssten investiert werden
Im Moment hat das Haus ein Minus von 20.000 Euro im Jahr. Für werterhaltende Renovierungsmaßnahmen, etwa die Erneuerung des Bodenbelages, Anstrich, Fenster und Ersatzbeschaffungen, aber auch für Werbung, müssten 150.000 Euro investiert werden, wobei die Kosten durch den Einsatz ehrenamtlicher Helfer reduziert werden könnten. Für den Fall eines Verkaufs ist ein Wertgutachten einzuholen.

"Wir brauchen Ihre Ideen!"
Zwei Anträge an die Synode waren nicht mehrheitsfähig: Zum einen, den Beschluss zu fassen, 150.000 Euro zu investieren und nach drei Jahren endgültig über die Weiterführung des Freizeitheims zu beschließen, zum anderen der Verkauf dieses Hauses. Eine Anregung gab Pfarrer Thomas Werner, der vorschlug, eine Essener Kirchengemeinde, die Erfahrung mit der kostendeckenden Betreibung von Freizeitheimen hat, mit der Führung des Hauses zu beauftragen, ohne das Haus verkaufen zu müssen. Die Synode erteilte dem KSV den Auftrag, sich weiter mit dem Konzept des Freizeitheims zu befassen. Der KSV hofft hierbei auf die Hilfe aus den Gemeinden, denn, so Superintendentin Vogel, „wir haben bereits viel diskutiert und viel Zeit in Gespräche investiert, jetzt brauchen wir Ihre Ideen!"

Kirchliche Personalplanung – Vier Modelle
Ziel des Personalplanungsgesetztes, das von der Landessynode 2012 beschlossen wurde, ist es, die Vielfalt der kirchlichen Berufe in Stellen mit mindestens 50 Prozent Dienstumfang zu sichern. Umgesetzt werden soll dies durch Kooperationen von Kirchengemeinden oder Kirchenkreisen im Personalbereich. Die Kirchenkreise haben den Auftrag, bis Ende 2015 ein Rahmenkonzept für ihre Personalplanung zu beschließen. Erste Schritte wurden im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch bereits umgesetzt: Personalstandserhebungen wurden mittels Fragebögen in allen Gemeinden durchgeführt. Auch ein Hearing mit den Mitarbeitenden hat stattgefunden. Jetzt gehe es darum, eine Tendenz zu entwickeln, „in welche Richtung wir den nächsten Schritt gestalten“, so Pfarrer Martin Häusling-Garbisch. „Wir müssen heute zu keinem Ergebnis kommen, unser Ziel ist es aber, eine Vorlage zu entwickeln, der auf der Herbstsynode 2014 mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit zugestimmt werden kann.“

Tendenz zum "Mischmodell"
In sechs Arbeitsgruppen wurden vier Kooperationsmodelle, die von der Landeskirche vorgeschlagen werden, ins Visier genommen und die Vor- und Nachteile beraten mit dem Ziel, ein für den Kirchenkreis geeignetes Modell auszuwählen:

Modell 1: „Regionale Kooperationsräume“
Benachbarte Gemeinden innerhalb einer Region werden in Kooperationsräumen zusammengeführt, in denen Personalmaßnahmen miteinander abgestimmt werden.
Modell 2: „Kirchenkreismodell“
Der Kirchenkreis erstellt ein kreiskirchliches Personalkonzept. Er übernimmt die Anstellungsträgerschaft für alle Mitarbeitenden, die er per Dienstanweisung den Kirchengemeinden oder Regionen zuweist.
Modell 3: „Partielles Kirchenkreismodell“
Nur die Stellen, die in besonderer Weise überregional und multiplikatorisch arbeiten, bzw. in anderer Weise übergemeindlich von Interesse sind, werden in die Anstellungsträgerschaft des Kirchenkreises überführt. Gleichzeitig bilden die Kirchenkreise Stellenpools mit Fachkräften, auf die die Gemeinden zugreifen können, die kein eigenes Personal einstellen können.
Modell 4: „Mischformen“
Einige Arbeitsfelder (z. B. Jugendarbeit) werden auf Kirchenkreisebene übertragen, für andere Arbeitsfelder (z. B. Kirchenmusik) werden regionale Kooperationsräume gebildet.

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen zeigten eine deutliche Tendenz zu Modell 4. Der KSV wird dieses Modell weiter bearbeiten, so dass eine abstimmungsfähige Vorlage für die Herbstsynode vorliegen wird.

Stand der Verwaltungsstrukturreform
Der Antrag an die Landeskirche für eine Ausnahmegenehmigung zur Errichtung eines "Gemeinde- und Kirchenkreisverbandes Köln-Rechtsrheinisch" ab 1. Januar 2017 wurde noch nicht abschließend beschieden, berichtete Anne Akkerman. Im Juli 2014 sei mit einer Entscheidung der Landeskirche zu rechnen. Sollte der Antrag abgelehnt werden, müsse der Kirchenkreis das von der Landessynode beschlossene „Grundmodell“ übernehmen. Nach diesem würde nicht der Vorstand eines neuen Kirchenkreisverbandes dessen Leitungs­organ sein, sondern der Vorstand des Kirchenkreises, also der KSV. „Auf der Synode im November wissen wir, wie es weitergeht“, so Akkermann.

Kein atomarer Müll in Taiwan
Einem Initiativantrag von Superintendent i. R. Karl Schick zur Verhinderung des Baus weiterer nuklearer Einrichtungen in Taiwan wurde von der Synode mit großer Mehrheit zugestimmt. Schick berichtete von der Reise einer kleinen Delegation Ostern 2014 nach Taiwan, wo eine Partnerschaft zwischen dem Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch zum Kirchenkreis Kaohsiung bestehe. Bei einem Besuch der Orchideeninsel wurde man darauf aufmerksam gemacht und konnte selbst sehen, dass dort gegen den Protest der Inselbewohnerinnen und Inselbewohner seit zwei Jahren atomarer Müll entsorgt wird – "völlig unprofessionell und unbewacht gelagert in rostigen Wellblechhütten". Schick hatte einen Brief an die Regierung von Taiwan verfasst, in dem er dazu aufforderte, von der Errichtung weiterer nuklearer Einrichtungen abzusehen und sich der Förderung von erneuerbaren Energien zuzuwenden.

Stichwort: Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch 2014
Dieser Kirchenkreis bildet mit 18 Kirchengemeinden im rechtsrheinischen Köln, Altenberg, Bergisch Gladbach, Kürten, Lindlar und Rösrath den größten Zusammenschluss innerhalb des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. In seinen Gemeinden leben ca. 99.000 Mitglieder, deren Interessen im „Parlament“ des Kirchenkreises, der Kreissynode, von 126 Synodalen vertreten werden.

Text: Susanne Hermanns
Foto(s): Susanne Hermanns