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Nachrichten von der Frühjahrssynode des Kirchenkreises Köln-Mitte

Junge Menschen schauen Filme, am liebsten kurze Videos auf dem Smartphone. Der ökumenische Jugend-Wettbewerb „Voll im Leben – die Psalmen entdecken“ animierte viele Teenager, selbst Filme zu drehen. Einige der entstandenen Filme wurden zur Eröffnung der Synode des Kirchenkreises Köln-Mitte in der Kartäuserkirche gezeigt. Eine Konfirmandengruppe, die mit ihrem Film den zweiten Platz in ihrer Altersgruppe beim ökumenischen Jugend-Wettbewerb „Voll im Leben – die Psalmen entdecken“ belegten, hatten den im Internet gerade aktuellen Video-Trend „Mannequin Challenge“ eingearbeitet. Dabei geht es um die Darstellung alltäglicher Situationen mit Hilfe von Standbildern. Den Gottesdienst leiteten Schulreferent und Pfarrer Thomas vom Scheidt und Ulrike Mensching, Leiterin des Jugendpfarramts.

Stadtsuperintendent Rolf Domning, der auch Superintendent des Kirchenkreises Köln-Mitte ist, gestand zu Beginn der anschließenden Sitzung der Synode im Haus der Evangelischen Kirche, dass ihn der Gottesdienst „sehr bewegt“ hat. Vor allem wurde deutlich, wie Kinder und Jugendliche durch die neuen Medien ihre Themen und Anliegen zur Sprache bringen und sich dort wiederfinden können. „Das ist unglaublich wichtig für uns und unser Anliegen, denn sie sollen der Kirche ja ein Leben lang verbunden bleiben“, so Domning. Der Synodalvorstand des Kirchenkreises hat dies als große Herausforderung erkannt und sich deshalb entschieden, die Bindung junger Leute an die Kirche zum Thema der Synode zu machen.

Denn die Zahlen sprechen auch in Köln für sich, erklärte der Superintendent weiter. Er zitierte aus einer Umfrage, wonach 83 Prozent der Befragten im Alter über 60 Jahren darin angegeben hatten, dass sie „religiös erzogen“ worden sind, in der Gruppe der Jüngeren – unter 30 Jahre – waren es dagegen nur 55 Prozent gewesen. Im Hinblick auf die Konfirmandenarbeit sei es bemerkenswert, so Domning, dass im Jahre 2015 im Kirchenkreis 148 von 239 Jugendlichen, die in diesem Jahr das 14. Lebensjahr erreichten, konfirmiert wurden. Das war ein Anteil von 62 Prozent.

In seinem Impulsreferat stellte sich Kai Steffen, Dozent am Pädagogisch-Theologischen Institut der Evangelischen Kirche im Rheinland, die Frage, wie man die Konfirmandenarbeit attraktiver gestalten könne, um die Jugendlichen zu erreichen. Seit den 80er Jahren, so Steffen, hat sich diese Arbeit bereits sehr verändert, kreative Methoden haben den früheren „Konfirmandenunterricht“ ersetzt. Mittlerweile werden die Konfirmanden auch in Teamarbeit betreut und neue Formate wie Ausflüge oder Fahrten sind eingeführt worden. Vor allem wird nicht mehr nur gefragt, was die Konfirmanden lernen können, sondern das Potenzial der jungen Leute, ihr eigener Blick auf die Themen der Kirche wird ernst genommen.

„Die Konfirmandenarbeit bietet Gruppenerlebnisse, bei denen sich die Jugendlichen außerhalb der Familie ausprobieren können“, so Steffen. „Sie können erfahren, wie sie mit der Formulierung ihres Glaubens in der Gemeinschaft einen Platz finden.“ Eine Studie der EKD hat ergeben, dass rund 70 Prozent der ehemaligen Konfirmanden „zufrieden“ mit dieser Zeit waren, wobei der Optimierungsbedarf in einzelnen Punkten allerdings unübersehbar ist. Für 80 Prozent der Konfirmanden stehen Themen wie „Freundschaft“ und „Sinn des Lebens“ im Vordergrund, was nach der Studie nicht immer den Themenschwerpunkten der für die Konfirmandenarbeit Verantwortlichen entspricht.

Eine stärkere Verzahnung mit der allgemeinen Jugendarbeit ist nach Steffen notwendig. Auch ein Ausprobieren neuer Formen des Gottesdienstes, bei deren Gestaltung die Konfirmanden eine Möglichkeit zur Mitsprache haben sollten, schlug der Referent vor.

In fünf Arbeitsgruppen, sowie anschließend in Gemeindegruppen, sprachen sich die Teilnehmer der Synode über das Gehörte und über Vorschläge zur Verbesserung der Situation aus. So müsse man sich Gedanken über die Gottesdienstgestaltung unter Beteiligung von Jugendlichen machen und die Mitarbeiter-Teams besser auf ihre Arbeit vorbereiten. Aber auch über neue Formate wie ein- oder zweiwöchige Fahrten oder Pilgerreisen soll nachgedacht werden. Außerdem können die Kontakte zwischen den Konfirmandengruppen und anderen Gemeinde-Gruppen intensiviert werden. Diese vorläufigen Vorschläge sollen nun in den Gemeinden diskutiert und konkretisiert werden.

Aufmerksam verfolgten die Synodalen auch den Vortrag von Pfarrerin Bettina Kurbjeweit vom Partnerschaftsausschuss CRC-Hongkong. Sie berichtete, dass Reverend Chu Yiu Ming, Empfänger der Pfarrer-Georg-Fritze-Gedächtnisgabe 2015, Anfang April unmittelbar nach der Wahl von Carrie Lam zur neuen Verwaltungschefin von Hongkong von der Polizei vorgeladen und der Volksverschwörung angeklagt worden sei, weil er sich für die dortige Demokratiebewegung eingesetzt hatte. „Hier ist das Thema in den Medien untergegangen, Reverend Chu Yiu Ming bittet uns darum, es nicht aus den Augen zu verlieren.“ In Kürze werde ein Kollektenaufruf an die Gemeinden verschickt, mit der Hälfte des Geldes sollen die Prozesskosten gezahlt werden, die andere wird der Demokratiebewegung zukommen. Superintendent Domning dankte Pfarrerin Kurbjeweit dafür, dass der Ausschuss diese Thematik weiter verfolgt.

Abschließend wählte die Synode Ines Rammoser als stellvertretendes Mitglied in den Rechnungsprüfungsvorstand der Rechnungsprüfungsstelle Köln-Bonn-Hessen. In den Vorstand wählt jeder Kirchenkreis ein Mitglied und eine Stellvertretung, Ines Rammoser ist von Beruf Steuerberaterin. 55 der 67 Synoden-Mitglieder waren auf der Sitzung anwesend, die Synode ist bei 45 Teilnehmern beschlussfähig. Die Kollekte des Eröffnungsgottesdienstes brachte 231,07 Euro ein, die Summe geht an den Medientreff für Mädchen und Jungen "Girlspace" in der Kartäusergasse.

Stichwort: Kirchenkreis Köln-Mitte
Der evangelische Kirchenkreis Köln-Mitte setzt sich aus den sechs Gemeinden Köln, Riehl, Nippes, Lindenthal, Klettenberg und Deutz/Poll zusammen. Das „Parlament“ des Kirchenkreises ist die Kreissynode. Ihr gehören im Kirchenkreis Köln-Mitte zurzeit 67 stimmberechtigte Vertreterinnen und Vertreter – Theologinnen, Theologen und Laien – aus den sechs evangelischen Gemeinden an. Geleitet wird der Kirchenkreis Köln-Mitte von Superintendent Rolf Domning, gemeinsam mit dem Kreissynodalvorstand.

Text: Hans-Willi Hermans
Foto(s): Hans-Willi Hermans