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Nachrichten von der Frühjahrssynode des Kirchenkreises Köln-Mitte:

Zu Beginn begrüßte Pfarrer Rolf Domning, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte und Stadtsuperintendent, die Mitglieder zur Frühjahrssynode im Haus der Evangelischen Kirche. In seiner Andacht nahm er das Schwerpunktthema der Synode vorweg: Die Willkommenskultur für Flüchtlinge.

Domning sprach über den Psalm 24 nach einer modernen Übertragung, in dem es heißt: „Nun öffnet die Tore weit und vergrößert die Türen“. Obwohl dieses Wort auf das Kommen Gottes in diese Welt hin ausgerichtet sei, „kann dies nicht ohne Folge für uns sein, weil der, für den wir unsere Türen öffnen, Hunger und Unterdrückung anprangert und deshalb unser Leben verändert“, so Domning.

Er dankte den Gemeinden ausdrücklich für ihre Arbeit und betonte, dass die Aufnahme von Flüchtlingen für die Gemeinden auch eine Bereicherung darstelle. Der Superintendent sprach von vielen positiven Erfahrungen: In der Begegnung mit Flüchtlingsfamilien ereigne sich ein umfassender Lernprozess, der für alle aufbauend sein könne. Sodann zitierte er eine Erzieherin einer Kindertagesstätte, die Flüchtlingskinder aufgenommen hat: „Wir, die wir eigentlich ‚exotische Individuelle‘ sind, wir lernen, dass wir nicht allein auf der Welt sind, und dass nichts selbstverständlich ist. Wir lernen auch das zu schätzen, was wir haben.“

Sechs Gemeinden – viele Projekte
Die sechs Gemeinden des Kirchenkreises stellten sich mit ihren Projekten der Synode vor:

Gemeinde Köln
Für die Evangelische Gemeinde Köln sprachen die beiden Pfarrer Mathias Bonhoeffer und Hans Mörtter über Flüchtlingsprojekte vor Ort. Die Gemeinde wird der Stadt fünf Wohnungen für Flüchtlingsfamilien in dem Neubau an der Christuskirche für 15 Jahre zur Miete anbieten, berichtete Bonhoeffer. Darüber hinaus lebten einige Menschen in der Gemeinde Köln im Kirchenasyl. Pfarrer Mörtter von der Lutherkirche in der Südstadt engagiert sich mit seiner Gemeinde für die Flüchtlinge im Hotel Mado an der Moselstraße. Mörtter ist einer der Mitgründer der Initiative "#türauf", die zum Weltflüchtlingstag am Samstag, 20. Juni, Bürger, Vereine und Initiativen dazu aufruft, Gastgeber zu sein für Besucherinnen und Besucher aus aller Herren Länder.
Ende 2016 werden die ersten Flüchtlinge in das ehemalige Diakoniehaus an der Brandenburger Straße hinter dem Hauptbahnhof einziehen.

Köln-Lindenthal
In Lindenthal werden in Kürze Flüchtlinge in Container an der Dürener Straße einziehen. Pfarrer Armin Beuscher steht in engem Kontakt mit der katholischen Gemeinde St. Stephan, beide haben sich an der Gründung einer Willkommensinitiative beteiligt. Unter anderem würden Erlöse aus Straßenfesten in die Flüchtlingsarbeit eingehen. Beuscher berichtete, dass die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Lindenthal zwei Menschen aus Burundi und aus Uganda eingestellt hat.

Köln-Klettenberg
Pfarrer Jost Mazuch von der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Klettenberg sprach von der Flüchtlingsarbeit als einer „wichtigen Aufgabe für die Stadtgesellschaft“ und berichtete von einem wachsenden Vertrauen in diese Arbeit. Es gebe eine Menge Leute aus der Gemeinde, die bereit seien, sich zu engagieren. Etwa 80 Menschen gingen regelmäßig zur Notaufnahmestelle an der Herkulesstraße, begleiteten Flüchtlinge bei Behördengängen oder unternähmen mit ihnen Stadtspaziergänge. „Was die Bereitstellung von Wohnraum angeht, sind wir als Gemeinde zu klein, um Wohnungen zu bauen.“

Köln-Riehl
500 Flüchtlinge leben aktuell in Riehl. Uwe Rescheleit, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Riehl, berichtete von großer ökumenisch getragener Unterstützung. Kooperationspartner sind die Jüdische Liberale Gemeinde Gescher LaMassoret und die Katholische Gemeinde von St. Engelbert. Die Hilfe reiche von der Sprachförderung und der Schulwegbegleitung bis hin zur Beschaffung von KVB-Tickets für Flüchtlingskinder. Darüber hinaus treffe man sich monatlich beim „Runden Tisch in Riehl“.

Köln-Nippes
Für die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Nippes sprach Pfarrer Thomas Diederichs. „In Nippes ist die Zuwanderung seit den 70er Jahren alltäglich. Viele Menschen aus Südeuropa haben bei Ford Arbeit gefunden.“ Aktuell sind 200 Flüchtlinge in zwei Hotels in Nippes untergebracht. In deren Umfeld haben sich mit evangelischer Unterstützung zwei Willkommensinitiativen gegründet. Diederichs erklärte, dass sich junge Flüchtlinge an die OT Werkstattstraße wenden könnten und dort vielfältige Unterstützung erhalten würden.

Köln-Deutz/Poll
Susanne Koschmider, Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Deutz/Poll, berichtete von einem Aufbruch in der Gemeinde und der Mitarbeit in einem Integrationskreis. 50 Menschen hätten sich gefunden, die sich um die 100 Flüchtlinge kümmern werden, die im Oktober in eine Flüchtlingsunterkunft an der Otto-Gerig-Straße einziehen. In der Kita der Gemeinde werden zudem Plätze für Flüchtlingskinder bereit gehalten.

Lob und Aufforderung zur Suche nach Wohnraum
Superintendent Domning lobte das Engagement der Gemeinden und die vielen Aktivitäten und Initiativen. Er erinnerte daran, dass die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland eine Million Euro für Flüchtlingsprojekte in den Gemeinden zur Verfügung gestellt habe. Die Gemeinden können für Projekte der Flüchtlingsarbeit immer noch Anträge stellen. Einstimmig verabschiedete die Synode einen Beschluss, in dem sie ihre Gemeinden bittet, zu prüfen, ob sie Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung stellen und Kitas für Flüchtlingskinder trotz eventueller Überbelegung öffnen könne.

Bitte an die Stadt Köln um Bereitstellung angemessener Mittel
Einstimmig wurde auch folgender Beschluss gefasst: „Die Synode begrüßt den Beschluss des Rates der Stadt Köln, Mindeststandards für die Unterbringung von Flüchtlingen zu entwickeln und hiermit den Runden Tisch für Flüchtlingsfragen zu beauftragen. Der enorme Anstieg der Flüchtlingszahlen zieht auch in Köln einen erhöhten Bedarf an Betreuung und Beratung nach sich. Wir bitten daher die Stadt Köln, dem Rechnung zu tragen durch die Bereitstellung angemessener Mittel, insbesondere bei den anstehenden Haushaltberatungen und der abschließenden Beschlussfassung im Rat der Stadt Köln am 23. Juni 2015.“
Der Kirchenkreis Köln-Mitte selbst beschloss, den Gemeinden 20.000 Euro aus dem Überschuss des Jahresabschlusses 2013 für die Flüchtlingsarbeit zur Verfügung zu stellen.

Arbeit des Gustav-Adolf-Werks vorgestellt
Pfarrerin Ulrike Veermann ist Vorstandsvorsitzende des Gustav-Adolf-Werks (GAW) der Evangelischen Kirche im Rheinland im Diasporawerk der Evangelischen Kirche in Deutschland. Sie stellte der Synode die Arbeit des GAW vor, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, evangelische Christinnen und Christen in der Diaspora zu unterstützen. „Dazu braucht es Räume und Dächer“, verwies sie auf einen Aspekt der Arbeit. Beispielhaft nannte sie Spanien, wo 20.000 Protestanten und Protestantinnen leben. Dort unterstützt das GAW drei kleine Gemeinden in Malaga, Madrid und Barcelona, die mit ihrer Flüchtlingsarbeit auch diakonische Aufgaben wahrnehmen. Die Evangelische Kirche im Rhein¬land stellt dem GAW jährlich zwei Kollekten zur Verfügung, aus dem das Werk hauptsächlich seinen Haushalt in Höhe von 1,5 Millionen Euro finanziert.

Die erste Eröffnungsbilanz des Kirchenkreises
Aus dem positiven Jahresergebnis 2013 in Höhe von 63.118 Euro fließen nach dem Willen der Synode 10.000 Euro in die Bezuschussung von Jugend- und Konfirmandenfreizeiten, 20.000 Euro in die Flüchtlingsarbeit (wie bereits oben erwähnt), 10.000 Euro in die Spendenverdoppelungsaktion für das neue Partnerschaftsprojekt des Kirchenkreises, der Acción Sozial Menonita (CASM) in Honduras. Der Rest wird in die "Allgemeine Rücklage" eingestellt. Der Kirchenkreis hat erstmals zum 1. Januar 2013 nach den Vorschriften des Neuen kirchlichen Finanzwesens (NKF) eine Eröffnungsbilanz aufgestellt. Finanzkirchmeister Joachim Morawietz und die Mitarbeitenden in der Kirchenkreisverwaltung verbuchten nach der Ermittlung der Anlage- und Umlaufvermögen 2,83 Millionen Euro auf der Habenseite. Die Verbindlichkeiten in Höhe von 73.000 Euro stufte Morawietz als „sehr gering“ ein.

Personalia:
Die Synode gedachte der ehemaligen Amtsleiterin des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte, Ruth Pappler. Sie starb im Alter von 79 Jahren.

Georg Heilinger, Pfarrer im Ruhestand, wurde zum Synodalbeauftragen für das Gustav-Adolf-Werk gewählt. Eva Esche übernahm die Synodalbeauftragung für die Seniorenarbeit. Synodalbeauftragte für die fremdsprachigen Gemeinden wurden Pfarrerin Anna-Maari Ruotanen von der Finnischen Gemeinde Köln und Eli Abeke, Architekt und Mitglied des Kölner Integrationsrates.

Stichwort: Kirchenkreis Köln-Mitte
Der Evangelische Kirchenkreis Köln-Mitte setzt sich aus den sechs Gemeinden Köln, Riehl, Nippes, Lindenthal, Klettenberg und Deutz/Poll zusammen. Das „Parlament“ des Kirchenkreises ist die Kreissynode. Ihr gehören zurzeit 67 stimmberechtigte Vertreterinnen und Vertreter – Theologinnen, Theologen und Laien – aus den sechs evangelischen Gemeinden an. Geleitet wird der Kirchenkreis Köln-Mitte von Superintendent Rolf Domning, gemeinsam mit dem Kreissynodalvorstand.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann