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Nachrichten aus den Herbstsynoden 2003: Kirchenkreis Köln-Mitte. Georg-Fritze-Gedächtnisgabe nur noch zweijährlich

„“Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, doch das Wort Gottes bliebt in Ewigkeit.“ Ein herbstliches Bibelwort hatte sich Superintendent Rolf Domning als Titel für seinen Jahresbericht ausgesucht. 58 Synodale des Kirchenkreises Köln-Mitte hörten eine Rede in Zeiten, die von knappen Kassen und immer geringeren Kirchensteuereinnahmen geprägt ist.

Die (finanzielle) Lage ist ernst
in unserem Kirchenkreis eine Reihe lauter oder stiller Beerdigungen geben von Projekten und Einrichtungen, die für unsere Gemeinden bisher ein bewährter Nachweis guter Arbeit im sozialdiakonischen Bereich waren“, machte Domning den Ernst der Lage unmissverständlich klar. „Betroffenheit und Defätismus machen sich breit. Es riecht nach Verwesung und nicht nach dem Geruch der schönen neuen Welt Gottes.“ Trotzdem gebe es keinen Grund für Depressionen. „Wir waren keine schlechten Haushalter Gottes, sondern sind mit den Gütern und Gaben, die Gott und Kirchensteuerzahlende uns anvertraut haben, gut und verantwortungsvoll umgegangen.“ Nun gelte es, sich Gedanken über die nicht sonderlich rosige Zukunft zu machen. „Der Glaube überschreitet zwar manchmal das Maß des Möglichen, aber er wird es nicht verhindern können, dass weder alle unsere Kindergärten noch alle Jugendzentren in unserer Trägerschaft halten können.“
„Prüfet alles, aber behaltet das Beste“, gab Domning den Synodalen mit auf den Weg. Er schlug den Gemeinden vor, Kirchen für andere Veranstaltungen als Gottesdienste zu öffnen, private Feste zum Beispiel, um die Gemeindekassen zu entlasten. Um zu klären, wie das gehen könne, schlug er vor, einen Arbeitskreis für neue kirchliche Nutzungskonzepte zu gründen.

Kirchliche Verbundenheit auf rheinische Art
Für den Umgang der Kirche mit den rheinischen Protestanten hielt Domning ein Luther-Zitat für passend: „…auf lasst uns ein Wittenbergsches Bier trinken, das Evangelium läuft von selbst.“ Der Biertrinker Luther wolle in aller Gelassenheit vor zwanghafter Geschäftigkeit und hektischem Aktionismus bewahren  – gerade auch in Zeiten der Krise. Eine Umfrage der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) habe jüngst gezeigt, dass die Protestanten ihrer Kirche „locker verbunden, aber treu“ seien. Demnach müsse man wohl mit den Leuten ein Bier trinken gehen, statt in der Kirche auf sie zu warten. Im Rheinland gingen im Durchschnitt nicht mal vier Prozent der Protestanten regelmäßig in die Gottesdienste.

Rückschlag für die Ökumene
Hart ins Gericht ging Domning mit Joachim Kardinal Meisner. Dessen Kritik an dem ökumenischen Kirchentag in Berlin betrachtet der Superintendent jedoch nicht als Rückschlag für die Ökumene. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Eiszeit angebrochen ist. An der Basis, im konkreten Miteinander, auf gegenseitiger Akzeptanz und vollem Respekt aufbauend, wissen wir doch längst, dass es besser ist, zusammenarbeiten als die alten Gräben aufzureißen.“

Pfarrstellen tauchen in den Haushaltsplänen als Ausgaben mit pauschal 86.000 Euro pro Stelle auf. Ein Pfarrer oder eine Pfarrerin sollen im Durchschnitt 2500 evangelische Christinnen und Christen betreuen. Diese Zahl wird in den nächsten Jahren steigen. Domning rief die Gemeinden im Kirchenkreis dazu auf, bei der Besetzung von Stellen enger zusammenzuarbeiten. Gerade bei den Pfarrstellen lägen die Fakten auf der Hand: „In einigen Gemeinden gibt es Pfarrstellenüberhänge, in anderen werden Pfarrstellen frei.“ Von Seiten der Landeskirche, aber auch der Leitung des Kirchenkreises Köln-Mitte, werde man die Freigabe einer Pfarrstelle so lange verwehren, bis alle kirchenkreisinternen Besetzungsmöglichkeiten ausgeschöpft seien.


Finanzen
Trost fanden die Synodalen auch nicht bei Finanzkirchmeister Joachim Moravietz. Beschlossen wurde ein Haushalt mit Einnahmen und Ausgaben in Höhe von 480.000 Euro. Einnahmen erwirtschaft der Kirchenkreis aus den Kirchensteuern in Höhe von 200.000 Euro. Im vergangenen Jahr wurden dem Kirchenkreis noch 223.000 Euro Steuern vom Evangelischen Stadtkirchenverband Köln überwiesen. Der Haushalt wird auch gedeckt durch Rücklageentnahmen in Höhe von 38.000 Euro, durch die Überschüsse aus dem vergangenen Jahr in Höhe von 32.000 Euro. Überschüsse erwirtschaft auch der Worringer Bahnhof. Hier nimmt der Kirchenkreis 34.000 Euro ein, in einer Immobilie am Klettenberggürtel 17.000 Euro. Dazu fallen noch weitere Miet- und Zinseinnahmen an. Mittelfristig rechnet Moravietz mit einer strukturellen Deckungslücke von 25.000 Euro pro Jahr, die es durch Einsparungen auszugleichen gelte. Das sei möglich. Nach der Änderung der Gemeindefinanzierungsstruktur darf die Synode über fünf Prozent der auf die Gemeinden entfallen Kirchensteuereinnahmen verfügen. Die Synodalen beschlossen, dieses Geld zurückzulegen und im kommenden Jahr zu entscheiden, welche Einrichtungen des Kirchenkreises auf lange Sicht finanziell unterstützt werden sollen.

Georg-Fritze-Gedächtnisgabe
Die Synodalen beschlossen, die Georg-Fritze-Gedächtnisgabe ab 2004 nur noch alle zwei Jahre zu vergeben. Die Auszeichnung, die mit 5.000 Euro dotiert ist, geht regelmäßig an Institutionen, die sich für Opfer von Diktatur und Gewalt einsetzen. Der Preis ist benannt nach dem ehemaligen Pfarrer der Kartäuserkirche, Georg Fritze, der sich gegen die Nationalsozialisten stellte und von diesen aus dem Amt entfernt wurde. Einstimmig entschieden die Synodalen, die Georg-Fritze-Gedächtnisgabe im kommenden Jahr an den Verein „(I)NTACT“ zu vergeben. Der Verein, gegründet von Oskar Lafontaines Frau Christa Müller, kümmert sich um Opfer der weiblichen Beschneidung. In Afrika, dem Hauptproblemgebiet, werden in 30 Staaten Frauen verstümmelt. Zur Zeit leiden 130 Millionen Frauen an den Folgen, jährlich kommen zwei Millionen hinzu.


Personalien
Dieter Endemann, Pfarrer an der Kreuzkirche, ist von seinem Amt als Assessor und damit stellvertretender Superintendent, das er seit 1987 innehatte, zurückgetreten. Er gab gesundheitliche Gründe für den Rücktritt an. Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin werden im kommenden Jahr gewählt. Bis dahin vertritt ihn Susanne Beuth, Pfarrerin aus Klettenberg.

Text: Rahmann
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