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Nachgefragt: Was haben eigentlich Melanchthon-Akademie und KOMED miteinander zu tun?

In der jüngsten Ausgabe von „RheinReden“, den Texten aus der Melanchthon-Akademie, hat Akademie-Leiter Marten Marquardt in einem Aufsatz über die „Stadtakademie: Was verspricht dieser Typ einer Bildungsakademie?“ auch die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Akademie und KOMED beantwortet. Da dieer Zusammenhang noch immer eine häufig gestellte Frage ist, hier ein Auszug aus Marquardts Aufsatz, den kompletten Text finden Sie in „RheinReden 2003“ hier, als pdf-Datei.

Der Evangelische Stadtkirchenverband Köln hat vor etwa 10 Jahren beschlossen, mit einem Teil der Akademiearbeit in den neu zu errichtenden MediaPark zu ziehen und im Verbund mit den unterschiedlichsten Bildungsträgern aus Wirtschaft und Kommune dort mitzuarbeiten. Seither ist der Fachbereich „Kommunikation und Medien“ der Melanchthon-Akademie systematisch aufgebaut worden.

Die ersten Besucherinnen und Besucher in unseren Räumen dort waren von der postmodernen Architektur des Geländes völlig irritiert. Gerade für die älteren Gemeindemitglieder war es offensichtlich zunächst eine Überforderung, sich im Rahmen einer solchen Architektur zu orientieren.

Wir haben zunächst mit mehreren philosophisch-architektonischen Begehungen des Geländes und der Gebäude Verständnis für diese Umwelt zu entwickeln versucht. Dabei wurde sehr bald deutlich, dass die vielen „Holzwege“ und Verkehrsblockaden, die der Architekt eingebaut hat, als sein höchst bedeutsamer Beitrag zum Thema dieses elektronischen Hightech-Parks verstanden werden können. Die vielen Sackgassen seiner Architektur können als Schleusen zur Entschleunigung begriffen werden. Die Themen von Geschwindigkeit und damit verbunden von elektronischer Globalisierung von Zeit und Raum liegen demnach als zentrale Arbeitsfelder für unser Engagement in diesem modernen Labyrinth auf der Hand. – Die Beschäftigung mit der zunächst verwirrenden Architektur hat hier den Umgang mit wichtigen Themen aus der Medienwelt erleichtert.

Wir verstehen unsere Aufgabe im KOMED-Verbund (Verbund der Bildungsanbieter im MediaPark) so, dass wir da, wo ansonsten fast ausschließlich technisches know how vermittelt wird (PC-Training, Internet-Kurse, Medienproduktion etc.), bewusst mit ethischen und pädagogischen Fragen dazwischenkommen. Dazu kooperieren wir mit Sendern und Agenturen, Stiftungen und einzelnen Professionellen (beispielsweise dem WDR, DLF, DW, RTL, Dritte-Welt-Journalisten, Böll- Stiftung u.a.m.). Die aus der kontinuierlichen Kooperation entstandene Arbeitsgemeinschaft ermöglicht auch größere kritische Veranstaltungen, die wir alleine gar nicht bewältigen könnten.

So konnten wir z.B. zum Thema der Islam-Darstellung in unseren westlichen Medien auch einen ägyptischen Regisseur einfliegen und eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion zu Stande bringen, Stichwort: „Arabische Nächte“. Und in einem solchen Verbund haben wir die kritische Befragung des Medienstars Pastor Jürgen Fliege durchführen können, wobei seine u. E. bedenkliche Art von medienwirksamer Fernsehseelsorge kritisch unter die Lupe genommen wurde. In einem Semester hatten wir in ähnlichem Verbund das schon imVorfeld angesichts der explosionsartigen Verbreitung von Handys und ähnlichen Geräten als besonders kritisch bewertete Thema des Elektrosmog im Programm.  Alle diese Themen haben hier eine besondere Bedeutung, da Köln sich aus wirtschaftlichen Gründen um fast jeden Preis als Medienstandort profilieren und etablieren will.

So hat eine Stadtakademie die Möglichkeit ganz gezielt Themen aus dem Bereich der regional und lokal besonders brisanten Fragen aufzugreifen.




 

Text: Marten Marquardt
Foto(s): Melanchthon-Akademie