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Nach über 35 Jahren: Der Ehrenfelder Pfarrer Klaus Jennes wurde in den Ruhestand verabschiedet

Seinen Geburtsort Düsseldorf hat man ihm in Köln nie übel genommen. Wie sonst hätte Klaus Jennes über 35 Jahre lang als Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Ehrenfeld wirken können. Anfang Juni wurde Jennes in den Ruhestand verabschiedet. Die Entpflichtung durch Markus Zimmermann, den neuen Superintendenten des Kirchenkreises Köln-Nord des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, fand statt in der Friedenskirche in der Rothehaussstraße. Dort war Jennes 1974 auch in die erste Pfarrstelle der Kirchengemeinde eingeführt worden. Bereits ein Jahr zuvor hatte er als Pastor im Hilfsdienst seine Tätigkeit in Ehrenfeld aufgenommen.

Über Psychologie zur Theologie
Aufgewachsen ist Jennes (Jahrgang 1943) in Enkirch an der Mittel-Mosel. Mit zehn Jahren kehrte er in die Landeshauptstadt zurück. Nach dem Abitur studierte er zunächst zwei Semester Psychologie an der Uni Köln. Dann wechselte er zur Evangelischen Theologie und an die Kirchliche Hochschule Wuppertal, „wo ich mich auch gerne mit Griechisch und Hebräisch beschäftigt habe“. Abgeschlossen hat Jennes sein Studium 1970 in Heidelberg. Sein Vikariat führte ihn an vier verschiedene Orte. Auf Koblenz folgten zwei Adressen im Nahe-Gebiet bei Bad Kreuznach und schließlich die Evangelische Gemeinde Köln, Bezirk Lutherkirche. Von dort ging es Anfang 1973 nach Ehrenfeld.

Gemeindehaus Stephanuskirche
Sein Wirkungskreis war insbesondere der Bezirk Gemeindezentrum Stephanuskirche an der Subbelrather Straße. Dieser umfasst Teile von Alt- wie Neuehrenfeld – „und damit auch eine breit gefächerte soziale Struktur“, wie Jennes betont. Im Gemeindehaus Stephanuskirche fand im Anschluss an den Verabschiedungsgottesdienst auch die gut besuchte gesellige Nachfeier statt.

Humor und Offenheit
Der derzeitige Presbyteriumsvorsitzende Siegfried Kuttner, der seit 1988 als Pfarrer in Ehrenfeld amtiert, unterstrich das freundschaftliche Verhältnis zu Jennes. Er betonte den Humor seines langjährigen Kollegen und dankte ihm im Namen der Gemeinde für seine offene Art, die eben nicht von Dogmatismus geprägt gewesen sei.
Der Dank galt natürlich auch Jennes´ breitem Engagement in der Gemeinde. Kuttner nannte unter anderem die Erwachsenenarbeit. Unter Jennes wurde etwa der Gemeinde-Ausschuss für Erwachsenenbildung gegründet. „Aus diesem sind gute Ideen hervorgegangen“, so Jennes. „Es ist wichtig, dass in einer Gemeinde solche Angebote bestehen.“ Er selbst hat regelmäßig Studienfahrten offeriert, etwa „Auf Luthers Spuren“ und zu Jüdischen Museen. Auch beschäftigte er sich mit der jüdischen Geschichte, dem jüdischen Leben vor Ort. So konzipierte er gemeinsam mit dem Journalisten Kreutzberger 1989 die Ausstellung „Jüdisches Leben in Ehrenfeld bis 1943“. Und in der Gemeindearbeit war ihm stets der christlich-jüdische Dialog wie der zwischen Christen und Muslimen ein besonderes Anliegen.

Aufgeschlossenheit und Liberalität
Im Gespräch erwidert eKlaus Jennes die Komplimente seiner Gemeinde. Ihr attestiert er eine große Aufgeschlossenheit – sowohl was Glaubens-, als auch gesellschaftliche Fragen betrifft. „Sie verharrt nicht in festgefahrenen Meinungen, sondern ist theologisch liberal.“
Großen Wert habe er in seinem Bezirk auf Kooperation in Planung und Ausführung gelegt. Etwa bei der Umgestaltung des Gemeindesaals. „Ich habe immer sehr die Zusammenarbeit geschätzt und praktiziert. Es gibt ein gutes Team dort. Und das ist notwendig, wenn Gemeinde funktionieren soll.“

Blick in die Zukunft
Jennes´ Pfarrstelle wird nicht wieder besetzt. Künftig teilen sich die Pfarrer Karl-Heinz Iffland und Siegfried Kuttner sowie Pfarrerin Andrea Mathé in die Seelsorge und Gemeindearbeit. Froh ist Jennes über den Gemeinde-Beschluss, das Gemeindezentrum Stephanuskirche zu erhalten. In einem Teil des Gebäudes soll im Sommer mit dem Umbau begonnen werden. „Das Seniorencafé zieht danach vom Ober- ins Erdgeschoss“, nennt Jennes eine der Maßnahmen. Zudem sollen Räume für das künftige Familienzentrum hergerichtet werden. Denn zum 1. August 2008 werden die evangelischen Kindertageseinrichtungen Subbelrather Straße (Kinderarche) und Fröbelstraße gemeinsam die Funktion eines Familienzentrums wahrnehmen. Auch das freut Jennes. „Die Kooperation mit der Kita war immer sehr intensiv. Einen Kindergarten am Gemeindezentrum empfinde ich als große Bereicherung“, berichtet er von regelmäßigen Terminen, darunter Kindergottesdienste.

Als sehr wichtig hat er auch die zunächst ganze, aktuell noch halbe Stelle für eine Gemeindeschwester im Bezirk empfunden. „Sie hat entscheidend mit dazu beigetragen, dass ein soziales Netz gespannt werden konnte.“ Diese Erweiterung des diakonischen Bereichs könne er jeder Gemeinde nur empfehlen, ist Jennes froh, dass „wir sie weiterhin haben werden“.
Im Ruhestand will Jennes sich mehr Zeit für Theater-, Konzert- und Kabarett-Besuche nehmen, auch für sportliche Aktivitäten. Andere Pläne verrät er (noch) nicht. Bis auf diese: Er möchte weiterhin in Köln wohnen bleiben – und, bisweilen, auch Gottesdienstvertretungen wahrnehmen.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich