You are currently viewing Nach jahrzehntelangem Dienst für Gemeinde und Kirchenkreis: Superintendent Kurt Röhrig wurde in den Ruhestand verabschiedet

Nach jahrzehntelangem Dienst für Gemeinde und Kirchenkreis: Superintendent Kurt Röhrig wurde in den Ruhestand verabschiedet

Das 1790 eingeweihte evangelische Gotteshaus in Hoffnungsthal-Volberg ist Kurt Röhrig sehr vertraut. Hier trat er als Hilfsprediger Anfang Oktober 1975 seinen Dienst in der Evangelischen Gemeinde Volberg an. Hier wurde er kurz darauf ordiniert und 1976 in das Pfarramt eingeführt. Seit der zum 1. November 2007 vollzogenen Fusion der Gemeinde Volberg mit der Kirchengemeinde Forsbach/Rösrath zur Evangelischen Gemeinde Volberg-Forsbach-Rösrath bekleidete Röhrig die erste Pfarrstelle der „wiedervereinigten“ Gemeinde. Am Sonntag fand hier seine Verabschiedung aus dem aktiven Dienst statt. Damit geht Röhrig zum 1. Februar auch als Superintendent des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch in den Ruhestand. In dieses Amt wurde er 2003 gewählt. Davor saß er bereits zwanzig Jahre im Kreissynodalvorstand. Zunächst als Beauftragter für Sekten und Weltanschauungsfragen, später stellvertretender Scriba und dann Assessor unter dem Super-, beziehungsweise Stadtsuperintendenten Karl Schick. Zum Gottesdienst in der dicht besetzten Kirche Volberg hatte die Landeskirche Oberkirchenrat Georg Immel, Landeskirchenrat Jörn-Erik Gutheil und Landes-Verwaltungsdirektor Rüdiger Rentzsch entsandt. Gutheil nahm die Entpflichtung vor. Die Liturgie lag in den Händen von Pfarrer Thomas Rusch, Röhrigs Stellvertreter in Volberg, und Christoph Nötzel, Synodalassessor des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch. Röhrig hielt die Predigt.



Erste Überraschung: Die vielen Gäste
Zur Verabschiedung ihres langjährigen Pfarrers hatten die Superintendentur des Kirchenkreises, das ehemalige Volberger Presbyterium und der Bevollmächtigten-Ausschuss des seit 1. November 2007 bestehenden Zusammenschlusses der Evangelischen Gemeinde Volberg-Forsbach-Rösrath eine besondere Nachfeier organisiert. Der Termin war Röhrig natürlich bekannt. Auch, dass man aufgrund der über dreihundert Teilnehmenden in die Aula des Rösrather Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums ausweichen musste. Alles andere sollte eine Überraschung werden. Tatsächlich gestaltete sich der Empfang als sehr persönliche Veranstaltung. Die meisten der Beiträge, darunter Instrumentalmusik und Gesang, zeichneten sich durch ihren Bezug zu Kurt Röhrig aus. Bei der Darbietung des Evangelischen Kindergartens Volberg mischte sich der Protagonist sogar unter die jungen Akteure. Derweil beschränkten sich die herzlichen Gruß- und Dankesworte auf ausgewählte Stimmen aus Kirche und Politik. Denn gleichzeitig hatte man dem Ausscheidenden eine Sonderausgabe des Gemeindebriefes gewidmet. Darin kommen zahlreiche Wegbegleiterinnen und -begleiter Röhrigs zu Wort, sagen Dank, erinnern an Begegnungen und Erlebnisse mit ihm.

„Dir ging es stets um die pragmatische Lösung“
„Ich kann versichern, dass alles stimmt, was über Sie geschrieben wurde und gleich gesprochen wird“, begrüßte Norbert Lenke, Vorsitzender des Bevollmächtigten-Ausschusses. „Kurt Röhrig hat sich um unsere Evangelische Gemeinde verdient gemacht.“ In das gleiche Horn stieß Christoph Nötzel. Der Synodalassessor betonte die Verbindlichkeit und Verlässlichkeit Röhrigs, seine menschliche Zugewandtheit. Er sei kein Mann der lauten Töne. „Dir ging es stets um die pragmatische Lösung“, im Interesse der Menschen und Aufgaben. „Auch als Superintendent warst Du nicht nur der Manager, sondern bliebst der Pastor“, betonte Nötzel. Oberkirchenrat Georg Immel dankte im Namen der Landeskirche und Präses Nikolaus Schneider für die von Röhrigs Gradlinigkeit geprägte Zusammenarbeit. Dafür, dass er neben seinen Pflichten in der Gemeinde weitere Aufgaben auf Kreis-, Verbands und Landesebene übernommen habe. Stadtsuperintendent Ernst Fey dankte in einem humorvollen Beitrag für die „Brücken, die geschlagen worden sind“, für „tiefes Vertrauen und eine Zusammenarbeit ohne große Probleme“. „Als Superintendent warst Du eine wichtige Klammer zwischen Gemeinden, Kirchenkreis und Verband.“ Schließlich betonte Kreisdechant Monsignore Klaus Anders aus Odenthal, Röhrig habe es geschafft, dass „bei uns Ökumene als etwas ganz Normales gilt“.

Vom Gebirgsjäger zum Pfarrer
Geboren ist Röhrig am 1945 in Bergisch Gladbach. In Köln-Mitte wuchs er auf und machte am Hansa-Gymnasium sein Abitur. Ursprünglich lautete sein Berufswunsch Statiker. Später schien ihm kurzzeitig eine Laufbahn bei der Bundeswehr, wo er als Gebirgsjäger diente, attraktiver. Schließlich, und das hat Röhrig nach eigener Ausage „nie bereut“, stand ihm die Theologie doch näher: „Von der Wiege bis zur Bahre Menschen begleiten.“ Zugleich hat es ihn, als Pfarrer wie als Superintendent, immer interessiert, auf der politischen Ebene Spielräume zu entdecken, „Verbündete in Ämtern und Einrichtungen, Leute, die die Praxis im Blick haben“. Und diese Kontakte zu nutzen für Kinder, Benachteiligte, Senioren, Arbeitslose.

Als Kirche präsent sein und sich „diakonisch-sozial engagieren“
Viele Projekte zeugen von Röhrigs erfolgreicher Suche nach Mitstreitenden in der eigenen Gemeinde, der einstigen Kirchengemeinde Forsbach/Rösrath, bei den katholischen Nachbarn und Kommunalpolitikern. Zu nennen ist etwa die Diakonie-Sozialstation in Rösrath als ökumenisches Modell. Ebenso das Arbeitslosenprojekt „Arbeit für Rösrath“ und die erfolgreiche Weiterführung des Wöllner-Stifts ebendort. „Es ist wichtig, als Kirche präsent zu sein und sich diakonisch-sozial zu engagieren“, hat er in „seinem“ Kirchenkreis Schwerpunkte wie HöVi-Land oder die Christliche Sozialhilfe in Köln-Mülheim schätzen gelernt. „Für den Menschen da sein, auch in Krankenhäusern, ortsnah, zeitnah, Leute die in Not sind, auffangen, Nächstenliebe praktizieren.“ Freudig erzählte der Superintendent davon, dass man Wirtschaftsgesellschaften wie das Evangelische Krankenhaus in Bergisch Gladbach davon überzeugen konnte, Pfarrer in ein Angestelltenverhältnis zu übernehmen. Die Reaktionen seitens der Mitarbeiterschaft inklusive der Mediziner darauf seien noch heute positiv: „Sie sprechen von einer wegweisenden Methode.“
Früh hat sich Röhrig auch für die Kindergartenarbeit eingesetzt. Nicht nur als Kreissynodalbeauftragter. Er fungierte als stellvertretender Vorsitzender des Rheinischen Verbandes für Tageseinrichtungen für Kinder. Und vertrat ebenso auf landeskirchlicher Ebene kontinuierlich seine Überzeugung, Kindergartenarbeit und Religionsunterricht als elementaren Teil der Gemeindearbeit zu verstehen.

Heimat Hoffnungsthal
Röhrigs Dank gilt zunächst seiner Gemeinde. „In Hoffnungsthal habe ich, hat meine Familie Heimat gefunden.“ Die Gemeinde habe ihm auch den Freiraum für die Arbeit auf Kreis- und Verbandsebene eröffnet. Aus dieser, seinen Horizont erweiternden Tätigkeit wiederum habe er Anregungen in die Gemeinde hinein tragen können. Dank adressiert Röhrig auch an die Landeskirche. Von ihr habe er in seiner Zeit als Assessor und Superintendent große Unterstützung erfahren. Die zur Entlastung geschickten Pfarrerinnen und Pfarrerinnen hätten sich ihrerseits positiv auf die Gemeinde ausgewirkt: Die Gemeinde habe „immer wieder junge Leute kennengelernt und dadurch wie selbstverständlich Anregung und neue Ansätze erfahren.“

Immer nach „nach einvernehmlichen Lösungen gesucht“
Froh ist Röhrig darüber, dass „wir es im Kirchenkreis geschafft haben, uns verwaltungsmäßig gut aufzustellen“. „Dafür haben wir geworben.“ So gehe August 2008 das Gemeindeamt Köln Süd-Ost an den Start. Bedauerlich sei nur, dass trotz der vorhandenen guten Verwaltungsämter zwei Gemeinden noch entsprechenden Einrichtungen außerhalb des Kirchenkreises angeschlossen seien. Als weiterführend und segensreich hat Röhrig die Weitläufigkeit des Kirchenverbandes Köln und Region erfahren. Ebenso, dass man in den Gesprächen zwischen den Kirchenkreisen und dem Verband nach einvernehmlichen Lösungen gesucht habe. „Ich habe versucht, daran mitzuwirken.“
Wichtig sei ihm gewesen, „dass wir nur das Geld ausgeben, das wir in der Tasche haben“. Entscheidend sei die Frage, was Gemeinden bräuchten, was vorhanden und in Jahren noch bezahlbar sei. Ihm sei stets daran gelegen gewesen, Nachbarschaften und Netzwerke zu bilden. Daran gelte es weiter zu arbeiten. So habe die Gemeinde Volberg schon vor ihrer Fusion mit der Kirchengemeinde Forsbach-Rösrath die gemeinsame Kirchenmusik auf eine sichere und breite Basis gestellt. Zudem werde seit August 2007 der Kindergarten der Gemeinde Volberg gemeinsam mit der Elterninitative „Kita Sonnenstrahl“ zu einem Familienzentrum entwickelt.

„Man entdeckt Neuland, man lernt voneinander“
Als belebend charakterisiert Röhrig die Struktur des rechtsrheinischen Kirchenkreises. Er umfasst bekanntlich das nordöstliche stadtkölnische Ballungsgebiet, andererseits mehrere Kommunen im Rheinisch-Bergischen-Kreis, bisweilen „Schlafgemeinden“ genannt. „Diese Mischung habe ich, wie auch viele Mitstreitende in der Region, als sehr hilfreich erlebt. Man entdeckt Neuland, man lernt voneinander. Und man wird davor gefeit, Dinge nur aus einer Perspektive zu sehen.“
„In der Gemeinde und im Kirchenkreis ist das Feld gut bestellt“, ist Röhrig nicht bange für beider Zukunft. In der Gemeinde sei durch Thomas Rusch, der 2004 zu seiner Entlastung als Superintendent nach Volberg kam, derzeit die seelsorgerische Versorgung sicher gestellt. Die Nachfolge in der Superintendentur wird auf der Wahlsynode am 7. Juni 2008 entschieden.

Mehr Schachspielen oder doch weiterhin Gottesdienste halten?
Seit einem Jahr bereits lebt die Familie Röhrig in Köln-Dellbrück. „Ich freue mich auf die freie Zeit ohne Terminkalender, auf mehr Zeit mit meiner Familie. Auch darauf, dass sich vielleicht verstärkt Ressourcen im Schachspiel eröffnen.“ Gleichwohl stehe er für Amtshandlungen und Gottesdienste zur Verfügung. „Das würde ich auch weiterhin sehr gerne machen“, sieht der scheidende Superintendent höchstens das Problem, „bei Anfragen auch mal Nein zu sagen.“

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich, Menne