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Nach 33 Jahren als Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Brück-Merheim wurde Burkhart Demberg verabschiedet

Mit der Entpflichtung durch Andrea Vogel, Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, wurde im Mai Pfarrer Burkhart Demberg in den Vorruhestand verabschiedet. Nach 33-jähriger Amtszeit in einer einzigen Gemeinde. 1977 berief ihn die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Brück, die 1981 zur Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Brück-Merheim wurde, zum Hilfsprediger. Im Juni 1978, gut ein Jahr nach seiner Ordination, folgte er Walter Meyer als Pfarrer der ersten Pfarrstelle nach. Seitdem wirkte Demberg an der Johanneskirche in Brück.

Abschied von und vor mehr als 700 Menschen
Den Gottesdienst anlässlich seiner Verabschiedung wollte er „ganz normal“ halten. Vor über 700 Menschen, einer gar nicht normalen Besuchendenzahl für einen Brücker Sonntagsgottesdienst, hatte er als Predigt-Thema „Der Segen des Abschieds“ gewählt. „Es war eine Situation, in der man sich für´s Leben verabschiedet.“ Diese Einschätzung teilten die Gemeindeglieder. Beim anschließenden Empfang kamen viele von ihnen auf Demberg zu, um ihm ihre Dankbarkeit auszudrücken. Dankbarkeit darüber, dass „ihr Pfarrer“ an entscheidenden Punkten ihres Lebens offenbar das Richtige gesagt oder getan hat. „Die Gemeinde wird sechs Wochen warten und trauern, wie auch ich trauere und Abschied nehme“, beschreibt Demberg die aktuelle Gefühlslage. „Dann wird sie sehr erwartungsvoll mit einer neuen Pfarrerin in die Zukunft gehen.“ (Die Amtseinführung seiner Nachfolgerin, Wilma Falk-van Rees, findet statt am Sonntag, 27. Juni 2010.)

„Prägende Erfahrungen“ in Essen
Demberg, Jahrgang 1949, wurde in der Erlöserkirche seiner Geburtsstadt Essen konfirmiert – durch Superintendent Link, den Vater des früheren Kölner Ökumene-Pfarrers Hans-Georg Link. Sein früher Berufswunsch lautete Mediziner. Dieser verflüchtigte sich, je länger und intensiver der junge Demberg sich in die evangelische Jugendarbeit des Weigle-Hauses in Essen einbrachte. „Durch die vielfältige Mitarbeit im Weigle-Haus bin ich an Kirche, an Glauben gekommen“, stellt er fest. „Ich habe mit 14 bis 18 Jahren schon Dinge gemacht, die Pfarrerinnen und Pfarrer meistens erst nach ihrem Studium praktisch kennenlernen.“ Mit 16 Jahren, heute wohl unvorstellbar, leitete Demberg sein erstes Jungscharlager mit sechzig acht- bis zwölfjährigen Jungen. Er sprach anlässlich eines Jugendfestes vor 2000 Zuhörenden, übersetzte simultan bei Vorträgen von Missionaren. „Ich habe früh gelernt, die biblische Geschichte zu erzählen: den Grundschatz unseres Glaubens. Das waren prägende Erfahrungen.“

Vor 33 Jahren fiel die Entscheidung für Brück
Sein Studium der evangelischen Theologie führte ihn nach Bochum, Münster, Tübingen und Bonn, wobei er lange Zeit parallel am Weigle-Haus tätig blieb. Das Vikariat absolvierte er 1975-77 in Köln-Stammheim unter Pfarrer Wolfgang Bauder, einem früheren Mitarbeiter des Weigle-Hauses. Schließlich ereilte ihn der Ruf aus Brück. „Sie wollten mich haben, ich wollte dorthin“, erinnert sich Demberg. In den 33 Jahren habe es sicherlich schwierige Momente gegeben. „An den entscheidenden Punkten, in den entscheidenden Momenten hat es aber funktioniert“, betont Demberg, wie auch, dass die Presbyterinnen und Presbyter stets „hinter mir gestanden sind“. Im Prinzip habe er eine sehr große Freiheit genossen.
Zu Beginn seiner Amtszeit lernte Demberg Brück als konservativen Stadtteil kennen – „auch in theologischer Hinsicht“. Inzwischen, so seine Feststellung, sei die Gemeinde spürbar offener geworden. Sie war 1985 im Zuge der ´Aids´-Diskussion eine der ersten Kirchengemeinden, die Einzelkelche einführte. Damals plädierte Demberg erfolgreich auch dafür, den Abendmahl-Wein durch Traubensaft zu ersetzen. „Das hat eine enorme Resonanz erzielt. Zur gleichen Zeit haben wir begonnen, Ausstellungen mit zeitgenössischer Kunst, Konzerte und Lesungen zu Themen wie ´Tod und Sterben´ oder ´Engel´, unter anderem mit Schauspielern, zu veranstalten. Zu den Neuerungen zählen ebenso die mit Kindern entwickelten und von Schauspielschülern theaterpädagogisch begleiteten Weihnachtsstücke. Das hatte es zuvor in Brück in dieser Offenheit nicht gegeben.“

Immer im Blick: Die Föderung der Jugend
Angesichts seiner Mitarbeit im Weigle-Haus verwundert es nicht, wenn Demberg die Jugendarbeit als einen Schwerpunkt seiner Zeit in Brück nennt. Jugend-Bibelgesprächskreise, Jugend-Freizeiten und -Einkehrtage – mit christlich fundierten Angeboten wie diesen unterstützte er die Suche der Heranwachsenden nach Orientierung. Als Ende der 90er Jahre infolge der Sparzwänge die Jugendleiterin entlassen wurde, erreichte Demberg die Umwandlung des Kirchbauvereins in einen Förderverein für Jugendarbeit. Aus den Zuwendungen wurde eine halbe Jugendleiter-Stelle finanziert. Heute ist daraus wieder eine ganze Stelle erwachsen, die von zwei Fördervereinen und der Gesamtgemeinde finanziert wird.

Kirche als Heimat
In der Diskussion über rückgängige Kirchensteuereinnahmen, fehlende Finanzmittel und die Konsequenzen für die Gemeinden vertritt Demberg eine eindeutige Position. „Es ist besser, ausreichend Pfarrstellen zu besetzen, und dafür in anderen Bereichen Einsparungen vorzunehmen, als umgekehrt.“ Demberg sieht gerade durch Stellenstreichungen die Gefahr, „dass die Menschen ihre Heimat verlieren“. Gemeindeglieder bräuchten eine Pfarrerin, einen Pfarrer, die/der jederzeit ansprechbar ist, verantwortlich das Tagesgeschäft regelt und den Gottesdienst, den Demberg als „die Mitte der Gemeinde“ bezeichnet, feiert.
Schmerzvoll blickt Demberg auf das, was seiner Meinung nach in den 33 Jahren seiner Amtszeit nicht gelungen ist: „Unter anderem haben wir innerhalb der Gesamtgemeinde die Einheit der Bezirke Brück und Merheim noch nicht erreicht.“ Mit Freude sieht er jedoch, dass kurz vor seinem Ausscheiden „endlich die lange von mir angestrebte Entzerrung der Gottesdienstzeiten festgelegt werden konnte“. Bislang begann der Gottesdienst in Brück um 9.30 Uhr, der in Merheim um 10.30 Uhr. „Wenn ein Pfarrer beide Gottesdienste abhalten muss, ist das vom Zeitplan ziemlich eng.“ Nun, nach den Sommerferien, wird sich das laut Demberg ändern: „Dann beginnt der Gottesdienst in Merheim um 9.30 Uhr, der in Brück um 11 Uhr.“

In Zukunft: Ins Theater und auf Reisen….
Demberg hatte sich in realistischer Einschätzung des Kölner Wohnungsmarktes bereits im letzten Jahr nach einer neuen Bleibe umgeschaut. „Ich wollte in eine urbane Gegend wechseln, mittendrin sein“, begründet er seinen Umzug nach Köln-Lindenthal. Seit Oktober wohnt er in Uni-Nähe. Zukünftig will der Vater von drei erwachsenen Kindern unter anderem seiner Liebe für das Theater frönen. „Ich werde mich am Horizont-Theater engagieren, wohlgemerkt hinter den Kulissen.“ Fortsetzen möchte er seine Krimi-Lesungen. Zusätzlich geplant sind thematische Lesungen. Darüber hinaus wird man Demberg als spirituellen Begleiter auf gemeinsam mit einem Reisebüro veranstalteten evangelischen Pilgerreisen erleben können. Die nächste führt im April 2011 zum orthodoxen Osterfest nach Griechenland. „Pilgerfahrten, die die Freude an Besichtigungen mit geistlicher Erbauung verbinden, haben wir auch schon in meiner ehemaligen Gemeinde durchgeführt“, so Demberg, der sich „selbstverständlich möglichen Anfragen für Gottesdienst-Vertretungen nicht verschließen“ will.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich