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Mutige Kölner Protestantin: 1911 wurde Freya von Moltke geboren

Es gilt, einer großen Frau und Persönlichkeit die Ehre zu erweisen. Freya von Moltke, Gattin des Widerstandskämpfers Helmuth James Graf von Moltke, wäre im kommenden Jahr 100 Jahre alt geworden. Das nimmt ein großer Kreis von Institutionen zum Anlass, 2011 an die gebürtige Kölnerin mit einem hochkarätigen Veranstaltungsprogramm zu erinnern.

Christian Wulff und Margot Käßmann
Im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe steht ein ökumenischer Gedenk-Gottesdienst am Dienstag, 29. März, ab 17 Uhr in der evangelischen Trinitatiskirche, an dem Bundespräsident Christian Wulff teilnehmen wird. Die Predigt hält Dr. Margot Käßmann, Pfarrerin und Kuratoriumsmitglied der „Freya von Moltke-Stiftung für das Neue Kreisau“. Vorträge und Ausstellungen in der evangelischen Melanchthon-Akademie, der Antoniterkirche, dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln und der Karl-Rahner-Akademie bilden das Programm, das der Evangelische Kirchenverband Köln und Region, der Katholikenausschuss in der Stadt Köln, die Stadt Köln und der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln verantworten. Viele Veranstaltungen sind auf Jugendliche zugeschnitten wie etwa das Jugendradioprojekt „Widerstand im Nationalssozialismus“ der Melanchthon-Akademie, Filme zum Widerstand gegen die NS-Diktatur im Filmhaus Köln und eine Podiumsdiskussion zum Thema „Widerständiges Leben mit Sehnsucht nach Demokratie“ in der Kaiserin-Augusta-Schule, zu der Helmuth Caspar von Moltke eingeladen wurde.

Freya von Moltke war Protestantin
Sie wurde am 29. März 1911 in Köln als Freya Deichmann im gleichnamigen Haus vor dem Hauptbahnhof geboren. Ihr Vater war der Privat-Bankier Carl Theodor Deichmann. Sie wurde kurz darauf in der evangelischen Antoniterkirche von keinem Geringeren als Pfarrer Carl Jatho getauft, einem Mann, „der verkrustete Strukturen in seiner Kirche aufbrechen wollte und den ein großer Freiheitsgeist auszeichnete“, sagte Pfarrer Dr. Martin Bock, Leiter der Melanchthon-Akademie, bei der Vorstellung des Veranstaltungsprogramms. Freya Deichmann besuchte die Kaiserin-Augusta-Schule in Köln. 1931 heiratete sie Helmuth James Graf von Moltke und zog auf das Familiengut Kreisau in Niederschlesien. 1935 promovierte sie an der juristischen Fakultät der Berliner Universität. Anschließend übernahm sie die Verwaltung des Familiengutes, da ihr Mann in Berlin tätig war. 1937 und 1941 wurde sie Mutter von zwei Söhnen.

„Briefe an Freya“
Bei den Sitzungen der Widerständler des „Kreisauer Kreises“ war sie dabei und darüber hinaus Gesprächspartner ihres Mannes bei Fragen nach der Verfasstheit Deutschlands nach dem Ende der NS-Diktatur. Graf von Moltke wurde nach dem Anschlag auf Hitler am 20. Juli festgenommen und am 23. Januar 1945 in der Haftanstalt Plötzensee hingerichtet. Berühmt sind seine täglichen „Briefe an Freya“ aus der Haft, die als bedeutendes Zeugnis des Widerstandes gegen Hitler gelten. Freya von Moltke lebte nach dem Zweiten Weltkrieg in Südafrika und danach in den USA, wo sie am 1. Januar 2010 in ihrem Haus in Vermont im Alter von 98 Jahren starb.

Das alte und das neue Kreisau
Dr. Agnieszka von Zanthier, Geschäftsführerin der „Freya von Moltke-Stiftung für das neue Kreisau“ hat die Initiatorin der Bürgerstiftung kennen gelernt. „Sie hat immer wieder betont, dass sie Rheinländerin ist“, erinnerte sich von Zanthier. Die Stiftung betreibt in Kreisau eine Begegnungsstätte für Jugendliche aus ganz Europa. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat man über 100.000 Besucherinnen und Besucher gezählt: „Es gibt eine Brücke zwischen dem alten Kreisau und dem neuen: Das ist Freya von Moltke.“

Freya von Moltke, eine Frau mit klaren Positionen
Dr. Karola Fings vom NS-Dokumentationszentrum erinnerte daran, dass Freya von Moltke jeglicher Form von Revisionismus eine entschiedene Absage erteilt habe. „Wir gehen erst wieder nach Polen, wenn wir von Polen eingeladen werden, hat sie gesagt.“
„Sie ist eine Frau, die uns auch heute noch mit ihrem Leben etwas zu sagen hat“, betonte Hannelore Bartscherer, Vorsitzende des Katholikenausschusses: „Und wir können sagen, dass es eine Kölnerin gab, die im Widerstand war und ihre Grundsätze ihr ganzes Leben lang vertreten hat.“ Zu Ehren Freyas von Moltke soll im kommenden Jahr eine Bronzeplakette am Deichmannhaus angebracht werden.

Das Programm
ist mit einem Zitat Freya von Moltkes überschrieben: „Es lohnt sich immer etwas zu tun, was man nicht für sich tut. Das ist auf dieser Erde fast für jeden zu finden.“ Daraus leitet sich das Motto der Veranstltungsreihe ab: „Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit“: Von 24. Februar bis 25. Mai 2011 bieten die Freya von Moltke-Stiftung für das Neue Kreisau, der Diözesanrat der Katholiken in Köln, das DOMFORUM, der Katholikenausschuss in der Stadt Köln, das katholische Bildungswerk Köln, die Karl-Rahner-Akademie, die Melanchthon-Akademie des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region, die AntoniterCityKirche und das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln eine Reihe hoch spannender Veranstaltungen an. Ob in Kooperation mit Schulen, dem Filmhaus oder den Radiowerkstätten der katholischen und evangelischen Kirche von Köln und Region, ob als Kolloquium, Vortrag oder Ausstellung, im Film, in einer langen Nacht in der AntoniterCitykirche oder im Gespräch mit Zeitzeugen.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Freya von Moltke-Stiftung