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Musiker aus sieben Nationen konnten begeistern: Toyota unterstützte das Menschensinfonieorchester. Außerdem: Patenschaftsmodell gegründet

3.500 Euro – das kam richtig Freude auf bei den Musikern des Menschensinfonieorchsters. Trotz allem. Das Orchester steckt nämlich in einer handfesten Krise. Es droht die Auflösung. 24.000 Euro müssen in diesem Jahr aufgebracht werden für die Instrumente, Reparaturen, die Technik, Reisekosten und das Honorar des musikalischen Leiters Allessandro Palmitessa.

Orchester probt in der Lutherkirche
In der Lutherkirche in der Südstadt, in der das Orchester probt, leuchtete nun ein Licht am Tunnelende auf. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firma Toyota haben bei ihrer Weihnachtsfeier für das Menschensinfonieorchester gesammelt. 1.500 Euro kamen zusammen, die Raffaele Maio, Betreiber der Toyota-Kantine, mit 500 Euro auf 2.000 Euro aufstockte. Er und Susanne Weigelt von Toyota übergaben den Scheck. Bei der Übergabe, die das Orchester musikalisch begleitete, war Maio von der Musik derart begeistert, dass er spontan noch einmal 1.500 Euro drauf legte. Insgesamt also 3.500 Euro für die Musikerinnen und Musiker.

Menschen aus sieben Nationen spielen zusammen
Der Spende vorausgegangen war eine leichte Enttäuschung. Das Menschensinfonieorchester hatte sich nämlich bei der Toyota-Stiftung um Unterstützung beworben, war aber knapp gescheitert. „Das tat uns leid, und deshalb haben wir Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen uns entschieden, die Sammlung bei der Weihnachtsfeier zu veranstalten“, erzählte Susanne Weigelt. Umso größer also jetzt das Glück. „Das ist ja ein richtiger Wind, den wir hier unter die Flügel kriegen“, freute sich Hans Mörtter, Pfarrer an der Lutherkirche und mit Palmitessa Begründer des Orchesters, in dem ehemals obdachlose Musiker mit „bürgerlichen Musikern“ zusammenspielen. Menschen aus sieben Nationen, darunter ein blinder Saxophonist und ein geistig behinderter Percussionist, haben sich tanzbarer Weltmusik verschrieben.

Jubiläumskonzert im Kölner Volksgarten
Mörtter strebt einen Imagewandel an. „Wir wollen raus aus der Mitleidsecke. Wir sind kein Obdachlosenprojekt, wir sind ein Begegnungsprojekt. Bei uns musizieren Leute, die unsere Gesellschaft abgeschrieben hat. Sie stammen zum Teil aus der Straßenmusikerszene und schlagen sich mit Jobs durch. Lebenskünstler, aber wenn man sie nach ihrem Beruf fragt, sagen sie: Musiker“, weiß Mörtter, der sich von einem Traum verabschiedet hat. „Es ist unmöglich, dass sich dieses Orchester über CD-Verkäufe und Konzerte selbst trägt.“ Nun hat er ein Patenschaftsmodell ins Leben gerufen. „Wenn 400 Kölner jeden Monat fünf Euro spenden, sind die Kosten gedeckt.“ Denn man hat ja noch viel vor. Im Sommer soll beispielsweise ein Jubiläumskonzert zum zehnjährigen Bestehen des Orchesters im Kölner Volksgarten über die Bühne gehen.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann