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„Musikalische Stafette“: Kinderchorkantate im Kirchenkreis Köln-Nord

„Jeder kann zu Jesus kommen und wird von ihm angenommen, wenn das anderen auch nicht passt. Fühlt sich einer mies und schätzt er sich drum ein als allerletzter, ist er anderen gar verhasst, Jesus hat mit ihm Erbarmen, trägt ihn selbst auf seinen Armen ganz behutsam und voll Freude, denn so kostbar ist die Last.“ So heißt es in der Eröffnung der Kinderchorkantate „Ich darf sicher sein“. In ihr vertont, findet sich das Gleichnis vom verloren Schaf. Dieses Thema behandelte auch der Gottesdienst mit Pfarrerin Reinhild Widdig in der Nathanael-Kirche in Köln-Bilderstöckchen, in dem die Kantate jetzt von 13 der 25 Mitglieder der Kinderkantorei Köln-Nord unter Leitung von Kreiskantor Thomas Pehlken aufgeführt wurde. Von ihm stammt auch die Musik. Den Text schrieb Rolf Krenzer. Anlass der Aufführung war der (symbolische) Stab-Wechsel innerhalb der „Musikalischen Stafette“ der Rheinischen Landeskirche vom Kirchenkreis Köln-Süd an den Kirchenkreis Köln-Nord.

„Die Kinder waren echt gefordert“
Sechs Monate hatten die 7- bis 13-Jährigen, die den Kinderchören der Nathanael-Kirchengemeinde in Köln-Bilderstöcken und des Bezirks Widdersdorf der Evangelischen Kirchengemeinde Weiden angehören, das „relativ anspruchsvolle Stück“ vorbereitet. „Die Kinder waren echt gefordert und habe das gut gemeistert“, meinte Pehlken, der nach 19 Jahren in der Nathanael-Kirchengemeinde in Bilderstöcken zum 1. Mai in die Evangelische Kirchengemeinde Bergheim gewechselt ist. Seit 2005 bekleidet er das Amt des Kreiskantors im Kirchenkreis Köln-Nord. Ob nun Kinderkantorei des Kreises oder Gemeindechor, in der musikalischen Arbeit mit Heranwachsenden achtet Pehlken besonders darauf, Mädchen und Jungen Stimmbildung mitzugeben. Dass sie besser werden „im Ton treffen und halten. Dazu werden auch einfach Lieder gesungen.“ Denn Singen, frei Singen, müsse man lernen. „Töne treffen und halten, richtige Atmung, das kann man mit Kindern früh und gut üben.“ Wenn sich Erfolge vielleicht auch nicht schnell einstellten – „diese Arbeit zahlt sich aus“, weiß der gebürtige Oldenburger, Jahrgang 1970. Erwiesen sei, dass ein Zusammenhang bestehe zwischen einer guten und breiten Kinderchorarbeit und einer geringeren Überalterung von Erwachsenenchören.

Kinderchöre bringen Vitalität in die Gemeinde
„Problematisch ist, dass wir im Kirchenkreis Köln-Nord nicht so viele Kinderchöre haben“, bedauert Pehlken. Daher gebe es hier nicht sehr viele Kinder, die so etwas Anspruchvolles wie Kantaten singen könnten. Auch aus diesem Grund hat Pehlken bereits 2010 im Kirchenkreis Köln-Nord eine Kinderchor-Initiative ins Leben gerufen. Deren Ziel ist es, jedes Jahr einen neuen gemeindlichen Kinderchor zu gründen. Derzeit bestehen in den 15 Gemeinden des Kirchenkreises acht Chöre, wobei die Großgemeinde Weiden über mehrere verfügt. Innerhalb der Initiative wurden bislang Chöre in Bergheim und Elsdorf gegründet. Ein weiterer startet in Bickendorf nach den Sommerferien. Als wichtig erachtet Pehlken insbesondere die fachlichen und pädagogischen Qualitäten der jeweils Leitenden. Erfahrung in der musikalischen Arbeit mit Kindern nennt er als Voraussetzung. Kinderchöre bildeten einen immens wichtigen Teil der Jugendarbeit in Gemeinden, betont der Kreiskantor. Überhaupt komme die musikalische Arbeit mit Kindern Gemeinden in mannigfaltiger Weise zugute. „Sie bringt Vitalität, durch sie kommt unheimlich viel Leben in die Gemeinde hinein.“ Kinder würden so mit hinein genommen in die Gemeinde, in Kirche. „Das gilt es zu beleben.“ Es fördere die Ausstrahlung, wenn Kinder in der Gemeinde mitmachten. „Sie verjüngen das Ganze.“ Zu den Früchten dieser Arbeit mit Kindern zählte auch das Gastspiel eines Projektchores mit ausgewählten Mitgliedern von Kinderchören des Kreises in Paris. „Im Januar haben wir in der Kirche Sainte-Trinité ein anspruchsvolles Programm gesungen“, erinnert der Kreiskantor. Offenbar zur Zufriedenheit der Gastgeber, denn eine erneute Einladung für 2013 ist bereits ausgesprochen.

„S!NGEN. Jede Stimme zählt!“
Nicht verwunderlich also, dass der Kirchenmusiker-Konvent Köln-Nord bei den Planungen des Programms für den Zeitraum der „Musikalischen Stafette“ im Kirchenkreis auch das Kinderchor-Singen berücksichtigte. „Häufig ist es so, dass man in solchen Programmen mit Kanonen auf Spatzen schießt“, so Pehlken. „Daher haben wir ganz bewusst keine ganz großen Veranstaltungen aufgenommen.“ Vielmehr möchten er, die Kantorinnen Annerose Rademann (Singschule Köln-West) und Christine Omar (Mauenheim-Weidenpesch), der Kantor Matthias Roeseler (Braunsfeld) und der Kirchenmusiker Joachim Diessner (Ehrenfeld) mit den Angeboten innerhalb der Stafette die Arbeit vor Ort publik machen und fördern. Zentraler Puinkt ist in der bis zum 24. Juni reichenden Stafetten-Woche des Kirchenkreises Köln-Nord das „Offene Singen“. Es findet statt auch im Rahmen des Landeskirchen-Projekts „S!NGEN. Jede Stimme zählt“. Hintergrund des Projekts ist die Tatsache, dass der Gesang in Gottesdiensten schwächer geworden ist. Es zielt also auf die Förderung des Gemeindegesangs. „Unser Angebot ist ein bewusst niederschwelliges, bei dem jeder mitmachen kann“, hofft Pehlken auf viele Interessierte. An fünf Werktagabenden, jeweils um 19.30 Uhr, wird an verschiedenen Adressen im Kirchenkreis dazu eingeladen, angeleitet und ungezwungen Lieder und Gesänge aus dem Evangelischen Gesangbuch miteinander zu singen. Am Donnerstag, 21. Juni, mit Instrumentalbegleitung in der Gnadenkirche, Friedhofsweg 4, Pulheim-Brauweiler, Leitung: Annerose Rademann. Schließlich am Freitag, 22. Juni, in der Clarenbachkirche, Aachener Straße 458, Köln-Braunsfeld, Leitung: Matthias Roeseler. Die Stafette sei zwar der Aufhänger für das „S!INGEN“-Projekt, aber es müsse natürlich weiter geführt werden, meint Pehlken. „Der Markt verlangt danach, die Kirche braucht das.“

„Bachkantate zum Mitsingen“ in Ehrenfeld
Als Kontrapunkt zum „Offenen Singen“ beschließt ein Kantatengottesdienst die Stafette im Kirchenkreis. Er findet statt am Sonntag, 24. Juni, in der Versöhnungskirche in Köln-Ehrenfeld, Eisheiligenstraße 32-42. Interpretiert wird Johann Sebastian Bachs Kantate „Ach Herr, mich armen Sünder“ (BWV 135) vom Projektchor „Bachkantate zum Mitsingen“ unter Leitung von Joachim Diessner. Der Chor besteht mehrheitlich aus der Kantorei Ehrenfeld, die um Chorsängerinnen und -sänger aus Gemeinden des Kirchenkreises erweitert wurde. Hinzu kommen Solisten von außerhalb.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich