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Musik-CD „Klänge der Reformation“ ab sofort erhältlich

Als „Geschenk Gottes“ hatte Martin Luther die Musik bezeichnet, ihr „den ersten Platz hinter der Theologie“ eingeräumt und die Kraft zugetraut, den Teufel selbst zu vertreiben. „Mit dem Teufel haben wir‘s heute ja nicht mehr so“, sagte Rolf Domning, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region lächelnd, als wenige Tage vor Beginn des Jubiläumsjahres die CD „Klänge der Reformation“ vorgestellt wurde.

Aber in der Kirchenmusik protestantischer Provenienz sei bis heute der „Herzschlag der Reformation spürbar“, zitierte Domning den ehemaligen Ratsvorsitzenden der EKD, Nikolaus Schneider.

Hervorragende Kirchenmusiker
Als stimmig bezeichnete er die Wahl der Trinitatiskirche als Ort der Einspielung und Präsentation einer CD, die der Evangelische Kirchenverband Köln und Region mit Unterstützung des „Fördervereins Kultur an der Trinitatiskirche“ und der Evangelischen Kirche im Rheinland produziert hat, und auf der hervorragende Kirchenmusiker aus Köln und dem Umland Kompositionen aus den vergangenen fünf Jahrhunderten interpretieren.

Trinitatiskirche mit erfolgreichen Angeboten
Nach dem Einbau der großen Klais-Orgel in den „protestantischen Dom“ – wie die 1860 als erste eigens für evangelische Gottesdienste errichtete Kölner Kirche bezeichnet wird – sei es seit 2010 schließlich gelungen, das Gotteshaus mit Konzerten, Ausstellungen, Theateraufführungen und anderen Veranstaltungen als „wichtigen Ort in der Kulturlandschaft der Stadt zu etablieren“, so Domning: „Ein Erfolg, der an den Besucherzahlen abzulesen ist.“

Seiger gab Impuls für CD-Einspielung
So hatte Dr. Bernhard Seiger, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Süd, als aktives Mitglied im „Arbeitskreis Trinitatiskirche“ vor etwa zwei Jahren den Impuls zur CD-Einspielung gegeben: „Ohne Musik wäre die rasche Verbreitung der Ideen der Reformation kaum denkbar gewesen“, setzte Seiger, der auch Beauftragter für das Reformationsjubiläum ist, Domnings Gedankengang fort. „Sie erreicht die Herzen und Emotionen der Menschen, sie schweißt zusammen, sie ist wichtig in der Seelsorge, weil sie Trost spendet und neue Horizonte öffnet.“ Vor allem aber sei Musik gerade in der Form des gemeinschaftlichen Gesangs „ein Tun, das uns dem Himmel näher bringt“, etwas, das der Gläubige praktizieren könne ohne unbedingt auf eine Autorität angewiesen zu sein – wie könnten die reformatorischen Grundgedanken einen schöneren Ausdruck finden.

Darbietungen von zwei Chören
Martin Luther selbst, so Seiger weiter, habe schließlich zahlreiche Kirchenlieder verfasst, und dabei eine schlichte Lautenbegleitung den bombastischen Arrangements mit Pauken und Trompeten vorgezogen, die er zuweilen als „himmlisches Feldgeschrei“ missbilligt habe. Daher versammelt die CD nun neben Orgelstücken, die von Marc Jacquet, dem ehemaligen Kantor an der Bayenthaler Reformationskirche, und Johnnes Quack, Kantor des Kirchenkreises Mitte, an der Klais-Orgel eingespielt wurden, Darbietungen von zwei Chören: dem Markusvokalensemble unter Leitung von Thomas Wegst, Kantor des Kirchenreises Köln-Rechtsrheinisch, und dem reger chor köln von Wolf-Rüdiger Spieler, Programm- und Organisationsleiter an der Trinitatiskirche.

Agricola, Schütz, Bach und Böhm
Fünf Jahrhunderte und vier musikalische Epochen könne man in gut 86 Minuten natürlich nur „schlaglichtartig beleuchten“, sagte Spieler, die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Musikern, die sich seit langem kennen und schätzen, sei „gut und freundschaftlich“ verlaufen – auch was die Auswahl der Stücke betreffe. So sind gleich drei Variationen von Komponisten der frühen Reformation – Hans Leo Hassler, Johann Walter und Martin Agricola – über Luthers „Ein feste Burg ist unser Gott“ enthalten, dem protestantischen Identifikationslied schlechthin, außerdem eine Motette von Heinrich Schütz aus dem Frühbarock. Vom größten Vertreter protestantischer Kirchenmusik, Johann Sebastian Bach, sind zwei Orgelstücke zu hören, von denen eines eng an einen Choral angelehnt ist. Auch eine Orgelkomposition von Georg Böhm, dem Bach einige Anregungen verdankte, repräsentiert das Barock.

Motette von Hugo Distler
Vom Bach-Wiederentdecker Felix Mendelssohn Barthóldy stammt ein Chorgesang nach einem Luther-Gebet, als zweiter Vertreter des 19. Jahrhunderts wird Max Reger mit einer Choralkantate und einem Chorsatz gewürdigt – 2016 wird sein 100. Todestag gefeiert. Und das 20. Jahrhundert ist mit einer Motette von Hugo Distler dabei, die in harmonischer Hinsicht eher traditionell gehalten ist.

Konzentriert spielt Kirchenmusikdirektor Johannes Quack den zweiten Satz der neuen Orgelsinfonie von Enjott Schneider, begleitet von Kirchenmusiker Bertold Seitzer

Komposition von Enjott Schneider
Das verhält sich ein wenig anders beim eigentlichen Höhepunkt der CD. Denn weil eine Reformation ohne Neues nicht zu denken ist, hatte der Kirchenverband eine Komposition an Enjott Schneider für eine Orgelsinfonie über Martin Luther in Auftrag gegeben. Johannes Quack, der den Kontakt hergestellt hatte und dem die Sinfonie gewidmet ist, beschrieb Schneider, der unter anderem die Musik zu den Filmen „Herbstmilch“, „Schlafes Bruder“ und „Stalingrad“ verfasst und sich daneben als Konzert- und Orgelkomponist hervorgetan hat, als „vielseitigen und guten Komponisten“. Seine Arbeit über Luther sei nun „zwar nicht avantgardistisch“, aber „modern“ – immerhin in einem Maße, das auch dem „normalen“ Hörer zugänglich sei. Die fünfsätzige Komposition sei als „Psychogramm Martin Luthers“ angelegt, seine Robustheit und Vitalität, aber auch seine Marienfrömmigkeit, seine Gedanken über die Allgegenwart des Todes und sein Freiheitsdrang fänden hier ihre musikalische Entsprechung.

Welturaufführung am 27. Oktober
Überprüfen lässt sich das am Donnerstag, 27. Oktober, wenn Johannes Quack in der Trinitatiskirche die Orgelsinfonie im Rahmen eines Konzerts ab 20 Uhr in Anwesenheit des Komponisten uraufführt. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird erbeten. Die CD kostet 12 Euro und ist zu Veranstaltungen in der Trinitatiskirche sowie im Foyer der Antoniterkirche, Schildergasse 57, erhältlich. Rolf Domning ist überzeugt: „Ein ideales Geschenk, geeignet für den weihnachtlichen Gabentisch, aber auch für andere Anlässe.“

Text: Hans-Willi Hermans
Foto(s): Hans-Willi Hermans