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Musik als Inspiration – Milan Sladeks Kreuzweg in der Kartäuserkirche

Nur durch das Wort ist die Passionsgeschichte Jesu überliefert. Der Pantomime Milan Sladek entwickelte daraus eine eindringliche Darstellung mit Körper, Mimik und Musik als Ausdrucksmittel. Der 75-Jährige verkörperte dabei Pilatus, Jesus, die Kriegsknechte, die aufgebrachte Menge, die trauernde Maria, die klagenden Frauen und Simon von Kyrene mit wenig mehr als Tuch, Körper und Händen.

Nur ein weißer Umhang
Im Wechsel zwischen höchster Körperspannung und Taumeln agierte Sladek mit keiner anderen Requisite als einem weißen Umhang. Bekannte, aus der Kunstgeschichte tradierte Bilder vom leidenden und sterbenden Jesus, der spottenden Menge und Maria mit dem neugeborenen Jesus brachte Sladek so aufs Äußerste reduziert auf die Bühne. Immer wieder entstand vor den Augen der Zuschauerinnen und Zuschauer das Bild des kraftlosen Pontius Pilatus. Ergänzt wurde das sparsame Bühnenbild lediglich durch die Installation von Hermann Kassel, „So wasche ich meine Hände in Unschuld“, die das Motiv der Hände variiert.

„Unerträglich schön“
Die Zuschauenden in der voll besetzten Kartäuserkirche sparten nicht mit begeisterten Reaktionen: „Das war eine runde Sache“, erklärt Gabi Schilling beeindruckt. Die Besucherin der Kartäuserkirche sah Milan Sladek erstmals vor 30 Jahren, als er noch sein eigenes Kölner Theater hatte, und ist immer noch bewegt von seiner Bühnenpräsenz. „Obwohl ich in der 15. Reihe saß, konnte man Halswirbel, Muskeln und seine Anspannung im Körper sehen“. „Unerträglich schön“, fand Carsten Bruss die Vorführung. „Die Geschichte kenne ich auswendig, aber sie war so dargestellt, dass man mitleiden konnte“.
„In der Tat“, so erläuterte Pfarrer Mathias Bonhoeffer in seinen Rezitationen zu den 14 Stationen des Kreuzwegs, „war die Kreuzigung als Hinrichtung ein so grausiger Anblick, dass die ersten Christen ihren Heiland lange nicht so darstellen wollten.“ Die ältesten Darstellungen seien aus dem 5. Jahrhundert überliefert.

„Die Musik hat geholfen“
„Das Thema ist enorm schwierig“, gab auch Milan Sladek zu. Die Darstellung kann schnell ins Pompöse oder Kitschige abgleiten, dabei, so Sladek, „hat mir die Musik geholfen“. Marcel Duprés Stück bezeichnet der Pantomime als „enorm erzählerisch, fast wie Filmmusik“. „Man kann Szenen, Personen und Handlungen entdecken, der Komponist hatte ein Gefühl für Dramatik“. Dass vor rund 50 Jahren Marcel Dupré (1886 bis 1971) selbst sein Orgelwerk „Le chemin de la croix“ (op. 29, 1931)“ auf der Orgel der Kartäuserkirche gespielt hatte, rundete den Abend ab. An der Orgel vertrat Doris Röskenbleck bravourös den am Fuß verletzten Kantor Thomas Frerichs.

Ein Slowake aus Köln
Milan Sladek, Jahrgang 1938, stammt aus Bratislava in der heutigen Slowakei, wo er auch seine Ausbildung absolvierte und auch ein eigenes Pantomimenensemble gründete. Im Zuge des Prager Frühlings emigrierte er 1968 erst nach Schweden, 1970 nach Köln. 1974 eröffnete er in Köln das Theater „Kefka“, damals das einzige fest ansässige Pantomimentheater des nichtsozialistischen Europa. Von 1987 bis 1992 war Sladek Professor für Pantomime an der Folkwang-Hochschule in Essen. Von 1994 bis 2002 lebte er wieder in Bratislava, wo er das Theater „Arena“ am Internationalen Institut für Bewegungstheater leitete. Seit einigen Jahren ist Köln wieder die Basis für Sladeks Arbeit.

Weitere Vorstellungen
„Der Kreuzweg“ mit Milan Sladek zur Komposition von Marcel Dupré wird noch am Mittwoch, 27., und Karfreitag, 29. März, jeweils um 19.30 Uhr in der Kartäuserkirche (Kartäusergasse 7a) aufgeführt. Karten gibt es bei KölnTicket (Telefon 0221/28 01).

Text: Annette von Czarnowski
Foto(s): Annette von Czarnowski