You are currently viewing Mosaiksteine der Kölner Stadtgeschichte

Mosaiksteine der Kölner Stadtgeschichte

Als „archäologischen Glücksfund“ bezeichnete der Direktor des Römisch-Germanischen Museums, Dr. Marcus Trier, die Freilegung dreier Kapellen-Fundamente aus dem 17. Jahrhundert auf dem Gelände der Kartäuserkirche in der Kölner Südstadt. Die auf 1670 datierten Gemäuer waren Mitte Januar dieses Jahres während Routinearbeiten zur Wasserversorgung und Entwässerung auf dem südlichen Terrain der Anlage entdeckt worden. „Wir erhielten eine Nachricht vom Fund und sind sofort mit fliegenden Fahnen hinaus zur Kirche gefahren“, berichtet der Historiker erfreut.

Neben den Fundamenten der Stifterkapellen zu Ehren der Heiligen Bruno, Barbara und Hugo von Lincoln, fand das Ausgrabungsteam um Architekt Markus Lenzen zudem zahlreiche Reste historischer Kacheln und Porzellanstücke. Historisch besonders wertvoll sind geborgene Ziegel, die aus dem späten 14. Jahrhundert datieren und nach Einschätzungen der Experten zu den ältesten derartigen städtischen Objekten nach den im Kölner Dom verbauten Materialien gehören. Die Existenz der jeweils wenige Quadratmeter umfassenden Kapellen war historisch belegt. Erstmals wurden nun Überreste freigelegt.

Fast vollständig erhalten
Laut Einschätzung der Wissenschaftler sind die Chöre der Stätten in ihrem Fundament fast vollständig erhalten. Mit weiteren Funden im Zuge der Ausgrabungen sei zu rechnen, so Kunsthistoriker Manfred Loevenich.

Wie die Menschen seinerzeit lebten
„Die Entdeckungen sind deshalb so wichtig, weil sie Mosaiksteine der Kölner Stadt-, Kloster- und Kirchengeschichte darstellen. Die Lückenhaftigkeit der schriftlichen Überlieferungen aus der Zeitperiode lässt sich oftmals nur durch die Architektur ausgleichen. So erhalten wir Anhaltspunkte, wie die Menschen seinerzeit lebten“, unterstreicht Marcus Trier den Wert der Ausgrabungen.
Dr. Marcus Trier (li.) und Pfarrer Mathias Bonhoeffer erklären sachkundig den
Ausstellung in der Klosteranlage

Nach einer Säuberung und Archivierung im Römisch-Germanischen Museum sollen einige der Objekte in der Klosteranlage ausgestellt werden. Das Kapellen-Areal wird nach einer schonenden Bestandsaufnahme mit ausführlicher Dokumentation wieder verfüllt.

„Wir stehen unter keinem Zeitdruck“
„Natürlich wird es durch die aktuellen Geschehnisse zu Verzögerungen bei den Wasserversorgungs- und Entwässerungsarbeiten kommen. Doch wann wir hier fertig werden, ist aufgrund der Funde völlig unerheblich. Da stehen wir unter keinem Zeitdruck“, erklärte Mathias Bonhoeffer, Pfarrer der Kartäuserkirche und Presbyteriumsvorsitzender der Evangelischen Gemeinde Köln.

Führung der AntoniterCityTours am 12. Februar
Momentan gehe man von vier bis sechs zusätzlichen Wochen für die Tätigkeiten aus. Die Kosten der Gesamtmaßnahmen bezifferte Bonhoeffer auf rund 140.000 Euro. Zuwendungen erhält die Klosteranlage im Rahmen des nordrhein-westfälischen Denkmalförderungsprogramms. Weitere Mittel stellt die Evangelische Kirche zur Verfügung. Einer breiteren Öffentlichkeit werden die Entdeckungen erstmals am Sonntag, 12. Februar, im Rahmen einer Führung der AntoniterCityTours ab 13 Uhr (Teffpunkt: Kirche, Kartäusergasse 7) vorgestellt.

Text: Thomas Dahl
Foto(s): Thomas Dahl