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Mitgliederversammlung des rheinischen Diakoniewerks: „Völlig defizitäre Sozialstaats-Praxis“ muss „angeprangert“ werden

Spagat kaum noch erträglich: Die Diakonie gerät „immer mehr in einen teilweise kaum erträglichen Spagat“

Bei der Mitgliederversammlung in Bonn-Bad Godesberg nannte Direktor Uwe Becker Beispiele für diesen Spagat. So habe die Diakonie trotz Bauchschmerzen in der Frage ihrer Beschäftigungseffektivität so genannte 1-Euro-Jobs empfohlen. Argument: die Bedeutung der Qualifizierung. Doch nun seien die Trägerpauschalen teilweise stark reduziert und andere Fördermittel weggebrochen. Deshalb sei das Instrument womöglich nicht mehr sinnvoll, so Becker.

Weiter beklagte er im Bericht des Vorstands an die Mitgliederversammlung 2006 eine zunehmende Tendenz Richtung „elementarer Fürsorge-Diakonie“. Konkreter: Immer mehr Tafeln, Kleiderbörsen und Möbellager entstehen. Dafür seien sich Kirche und Diakonie zu recht nicht „zu schade“. Allerdings dürfe diese Arbeit nicht missverstanden werden als „soziale Befriedung einer völlig defizitären und daher anzuprangernden Sozialstaats-Praxis“.

Kritisch nahm der Direktor auch die nordrhein-westfälische Familienpolitik unter die Lupe. „Völlig im Gegensatz“ zur erklärten Bedeutung der Familie stünden erhebliche Einschnitte in der Finanzierung der Kindertagesstätten.

Becker kündigte des Weiteren eine „Neujustierung kirchlich-diakonischer Arbeit“ im Blick auf den Umstrukturierungs- und Prioritätenprozess der EKiR an. Außerdem berichtete er über den Stand des so genannten RWL-Prozesses. Die Diakonischen Werke in Westfalen, Lippe und Rheinland planten „mehr als Kooperation, aber weniger als Fusion“, so Becker. Aufgrund des Rückgangs der Globaldotation des Landes NRW werde es unter anderem um einen Beschäftigungs-Rückgang gehen.

Außerdem: Theologischer Vorstand der Diakonie Michaelshoven in den
Diakonischen Rat wiedergewählt
Die mehr als 700 stimmberechtigten Mitglieder des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche im Rheinland wählten auf ihrer Mitgliederversammlung in Bonn Pfarrer Martin Steinbrink in den Diakonischen Rat. Steinbrink, Theologischer Vorstand der Diakonie Michaelshoven, gehört somit weiterhin zum 25 Mitglieder zählenden Aufsichtsgremium der rheinischen Diakonie. Zur Wahl um die 19 zu besetzenden Plätze standen 44 Kandidatinnen und Kandidaten aus der rheinischen Diakonie und Kirche.

Text: EKiR
Foto(s): Pressestelle