You are currently viewing Mit voller Kraft auf halber Stelle: Maike Pungs ist neue Pfarrerin im Bezirk Sinnersdorf der Gemeinde Pulheim

Mit voller Kraft auf halber Stelle: Maike Pungs ist neue Pfarrerin im Bezirk Sinnersdorf der Gemeinde Pulheim

Pulheim-Sinnersdorf? Für Pfarrerin Maike Pungs ist das kleine Örtchen nordwestlich von Köln absolutes Neuland. Erst seit wenigen Tagen leben sie und ihre Familie hier, am Dienstag, 20. April, tritt die 38-Jährige offiziell ihren Dienst als Pfarrerin an der Friedenskirche der Evangelischen Kirchengemeinde Pulheim an.

Vom Ruhrgebiet ins Rheinland
Geboren und aufgewachsen ist Maike Pungs in Essen. Ihr Vater war evangelischer Pfarrer, und so war ihr die Beschäftigung mit dem evangelischen Glauben und den Aufgaben eines Seelsorgers von früher Kindheit an vertraut. Als sie fünf Jahre alt war, trat ihr Vater eine Pfarrstelle in der Evangelischen Kirchengemeinde Porz-Wahn-Heide an, und die Familie zog vom Ruhrgebiet ins Rheinland. Maike Pungs studierte Theologie in Wuppertal, Heidelberg und Jerusalem – und begann ein Mathematikstudium. „Das war als zweites Standbein gedacht, falls es nicht mit einer Pfarrstelle klappt“, erzählt die Pfarrerin. Doch zunächst stand ihr Vikariat an, das sie in Remscheid und in der Evangelischen Kirchengemeinde Porz absolvierte. Von 2001 bis 2004 arbeitete sie dann als Pfarrerin zur Anstellung in der Evangelischen Kirchengemeinde Volberg-Forsbach-Rösrath, wo sie den damaligen Superintendenten des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, Pfarrer Kurt Röhrig, entlastete. Anschließend zog sie nach Krefeld, wo ihr Ehemann Eugen Pungs auch heute noch als Lehrer tätig ist. 2004 kam Töchterchen Carola zur Welt, 2005 folgte Sohn Johannes. Ihre Elternzeit nutzte Pungs nicht nur zur Betreuung der Kinder, sie beendete auch 2005 ihr Mathematikstudium.

Lange Suche nach passender Wohnung
Danach arbeitete sie bis 2008 in einer Art „Minijob“ als Seelsorgerin in einem Altenheim, bevor sie erfolgreich das mbA-Verfahren durchlief und eine Anstellung als Pfarrerin mit besonderem Auftrag (mbA) in Moers-Burgdorf erhielt. Das war die Voraussetzung, um sich auf reguläre freie Pfarrstellen zu bewerben. Und in Sinnersdorf gab es eine freie Stelle, nachdem der bisherige Pfarrer Dr. Martin Bock Ende 2008 die Leitung der evangelischen Melanchthon-Akademie in Köln übernommen hatte. Pungs bewarb sich und wurde im Sommer 2009 vom Presbyterium gewählt. Ihr Dienstantritt verschob sich aber wieder, da 2009 ihr drittes Kind Katharina geboren wurde und sich ihre Elternzeit verlängerte. Außerdem war es nicht leicht für die fünfköpfige Familie, eine passende Wohnung zu finden.

Familienkirche als Schwerpunkt
Nachdem der Umzug nun aber erfolgreich über die Bühne gegangen ist, freut sich Pungs auf ihre neue Aufgabe als Gemeindepfarrerin. Sie betreut Sinnersdorf mit einer halben Stelle – und passt damit gut in das vorhandene Team: Auch die Küsterin, die Gemeindehelferin und der Zivildienstleistende sind mit jeweils einer halben Stelle an der Friedenskirche tätig. Doch mit voller Kraft auf halber Stelle gehen Pungs und ihre Mitarbeitenden die Aufgaben an. „Der Schwerpunkt der Gemeinde in Sinnersdorf liegt auf der Familienkirche, was mir natürlich sehr entgegenkommt“, sagt Pungs. Schul- und Familiengottesdienste sowie Bibeltage – diese Angebote will die neue Pfarrerin weiterführen und ausbauen. Ein weiterer wichtiger Akzent in Sinnersdorf ist die ökumenische Zusammenarbeit mit der katholischen Gemeinde. „Da der bisherige Pfarrer aber im Sommer seinen Dienst beendet, kann ich noch nicht sagen, wie das weitergeht“, schränkt Pungs ein wenig ein. Ebenfalls fortführen will sie die von ihrem Vorgänger Pfarrer Bock begonnene Erwachsenenbildung. So soll der von ihm initiierte „Samowar-Abend“ auch weiterhin stattfinden. Dabei gibt es ein Impulsreferat zu bestimmten theologischen, gesellschaftlichen oder politischen Themen, die dann von den Teilnehmenden diskutiert werden.

Engagierte Gemeindeglieder
Von den gut 5500 Menschen in Sinnersdorf sind rund 1500 protestantisch. „Da gibt es eine ganze Reihe patenter, mündiger und engagierter Gemeindeglieder“, hat Pungs bereits erfahren. Dieses Engagement der Menschen vor Ort will sie natürlich für ihre Arbeit auch weiterhin nutzen. Ein Beispiel dafür ist das „Café Zeit“, das immer mittwochs vormittags im Gemeindezentrum an der Horionstraße stattfindet. „Das ist ein kommunikativer Treffpunkt für Jung und Alt, der ehrenamtlich organisiert wird“, berichtet Pungs. Entstanden ist dieses Engagement aus einem Mangel heraus, denn ein Café gibt es bis heute nicht in Sinnersdorf (es sei denn, man geht ins Eiscafé).

Musik und Betriebswirtschaftslehre
Zur Entspannung dient Maike Pungs ihr Hobby Musik. Sie spielt Querflöte, ihre älteste Tochter Carola Geige und Klavier. „Vielleicht werden wir auch mal gemeinsam im Gottesdienst spielen“, kündigte sie an. Und auch ihr Mathematikstudium kann sie an ihrer neuen Wirkungsstätte sinnvoll einsetzen: „Als Nebenfach hatte ich Betriebswirtschaftslehre. Da werde ich mich sicherlich im Finanzausschuss der Gemeinde engagieren.“

Text: Jörg Fleischer
Foto(s): Jörg Fleischer