You are currently viewing Mit überwältigender Mehrheit: Verbandsvertretung wählte Rolf Domning zum neuen Stadtsuperintendenten des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region

Mit überwältigender Mehrheit: Verbandsvertretung wählte Rolf Domning zum neuen Stadtsuperintendenten des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region

Mit einem großen Vertrauensvorschuss statteten die Verbandsvertreter des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region ihren neuen Stadtsuperintendenten aus. Pfarrer Rolf Domning erhielt eine überwältigende Mehrheit der Stimmen (71 von 74 Stimmen bei zwei Enthaltungen und einem Nein) und ist damit Nachfolger von Ernst Fey und oberster Repräsentant aller Protestantinnen und Protestanten in Köln und zahlreicher Umlandgemeinden im Rhein-Erft-Kreis sowie im Rheinisch Bergischen Kreis. Zum stellvertretenden Stadtsuperintendenten wählte die Versammlung Pfarrer Markus Zimmermann, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Nord. Als weitere Stellvertreter wurden benannt: Pfarrerin Andrea Vogel, Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, und Dr. Berhard Seiger, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Süd.


Vita des neuen Stadtsuperintendenten
Rolf Domning wurde 1953 in Eitorf im Rhein-Sieg-Kreis geboren. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft in Köln studierte er von 1976 bis 1982 Theologie in Bonn. Anschließend absolvierte der neue Stadtsuperintendent sein Vikariat in Düren und nahm dann eine Stelle als Pfarrer in Eschweiler an. Von 1990 bis 2003 war er Pfarrer der Evangelischen Gemeinde Köln, Bezirk Lutherkirche, seit 2004 arbeitet er als Pfarrer an der Kartäuserkirche der Evangelischen Gemeinde Köln. 2000 wählten ihn die Synodalen des evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte zum Superintendenten, vor kurzem wurde er mit sehr großer Mehrheit wiedergewählt. Seit 2002 amtiert Domning als stellvertretender Stadtsuperintendent, seit 2000 ist er im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region zuständig für den Bereich Seelsorge und Beratung. Domning war bis Mitte dieses Jahres Sprecher des „Runden Tisches für Flüchtlingsfragen“ in Köln. Während des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentages 2007 in Köln leitete er das Projekt „Zentrum Liebe“ im Haus der Evangelischen Kirche. Im Pfarramt wählte er als Arbeitsschwerpunkte die Jugendarbeit und die Erwachsenenbildung. Domning ist Trägervertreter in der Kindertagesstätte Kartause – und auch Gründungsmitglied der protestantischen Karnevalssitzung „Prot’s-Sitzung“. Domning ist verheiratet und Vater von drei Kindern im Alter von 18 bis 26 Jahren.

Bericht des (stellvertretenden) Stadtsuperintendenten 2008
In seinem heutigen Bericht vor der Verbandsvertretung würdigte Domning zunächst die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den drei kürzlich neu gewählten Superintendenten Andrea Vogel, Dr. Bernhard Seiger und Markus Zimmermann. Er erklärte sich bereit, für das Amt des Stadtsuperintendenten zu kandidieren im Sinne des Lobes Gottes aus Psalm 103, „der deinen Mund fröhlich macht und du wieder jung wirst wie ein Adler“. Seinen Bericht stellte der neue Stadtsuperintendent unter das Bibelwort „Der Herr schafft Gerechtigkeit und Recht allen, die Unrecht leiden“. Recht und Gerechtigkeit waren denn auch die zentralen Themen der Rede. „Es bleibt die Herausforderung für jede Gesellschaft, die Grundlagen zu schaffen, wonach möglichst viele Menschen ein gutes und würdiges Leben führen“, so Domning. Und angesichts der wirtschaftlichen Krise riet er zur Gelassenheit: „Lobe den Herrn und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Der Stadtsuperintendent erinnerte an die Reformationsfeier, die mit ihrem Motto „Und der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein“ die wirtschaftliche Krise aufgenommen habe. Der Prediger Professor Eberhard Busch habe eine Zeitansage mit seltener Aktualität geliefert: „Ihr könnt nicht Gott und Mammon dienen. Die Profitgier ist bei uns allzu lang hoch und heilig verehrt worden. Und jetzt ist ihr die Maske vom Gesicht gerissen worden, und jeder kann es sehen: der Neoliberalismus ist die Ideologie der sozialen Ungerechtigkeit.“ Die sozialdiakonische Präsenz in der Stadt und der Region zu gewährleisten, sei eine vordringliche Aufgabe der evangelischen Kirche, so Domning. In einer Zeit, in der die sozialen Probleme sich verschärften, seien die Schuldnerberatungen des Diakonischen Werkes Köln und Region wichtige Standorte, an denen immer häufiger um Rat nachgefragt werde. Domning lobte beispielhafte Präventivprojekte zur Vermittlung von Finanzkompetenz bei Kindern und Jugendlichen.

Unterstützung für Moscheebau
Im Bereich des Kirchenverbandes müsse man weitere Strukturveränderungen in den Blick nehmen. Das gelte für die Citykirchenarbeit an der Antoniterkirche genauso wie für die Krankenhausseelsorge und die Pfarrstellenkonzeptionen in den vier Kirchenkreisen. Weitere Strukturüberlegungen gelte es in der Verbandsverwaltung anzustellen, da nicht alle Ämter und Einrichtungen die angestrebten Einsparziele erreicht hätten. Uneingeschränkt unterstützt Domning den Bau der repräsentativen Moschee in Ehrenfeld. Natürlich müsse man in den entsprechenden Gremien auf die mangelnde Freiheit der Religionsausübung in muslimischen Ländern hinweisen. Aber diese mangelnde Freiheit könne nicht als Begründung hergenommen werden, „bei uns die Unterstützung für den Bau von Moscheen zu verweigern“. Die Ängste der Menschen vor islamistisch geprägter Gewalt müsse man ernst nehmen. „Gefährlich wird es dann, wenn rechtspopulistische Kräfte in unserer Gesellschaft diese Ängste schüren und ein Klima schaffen, in dem dann irgendwann jeder muslimische Bürger zum einem potenziellen Terroristen wird.“ Domning erinnerte an „die wirklich großartige Aktion und machtvolle Demonstration für ein friedliches Zusammenleben der Menschen unterschiedlicher religiöser Herkunft“ angesichts des so genannten „Islam-Kongresses“ von „Pro Köln“. „Was ich wirklich abstoßend finde, ist dies, dass sich die Rechtspopulisten auch dazu berufen sehen, christliche Werte zu schützen. Auf diese Werteschützer und selbsternannten Retter des christlichen Abendlandes kann ich gut verzichten.“
Der Bericht des Stadtsuperintendenten zum Nachlesen hier.

Großer Überschuss in 2007
Die Verbandsvertretung stellte die Jahresrechnung für das Jahr 2007 fest. Bei Ausgaben in Höhe von 111.235.356 Euro und Gesamteinnahmen von 117.530.022 Euro – davon 93,8 Millionen aus Kirchensteuern, darüber hinaus aus sonstigen Einnahmen – schloss das Haushaltsjahr mit einem Überschuss in Höhe von 6.294.666 Euro. Dieser Überschuss kommt in erster Linie den Kirchengemeinden des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region zugute. Sie erhalten drei Millionen Euro, aufgeteilt nach der jeweiligen Zahl der Gemeindeglieder. Auf Beschluss der Verbandsvertreter wird eine Million Euro der allgemeinen Ausgleichsrücklage zugeführt. In die Baurücklage fließen rund 800.000 Euro. Für 395.750 Euro soll eine gebrauchte Orgel für die Trinitatiskirche am Filzengraben gekauft werden. Der Rest des Überschusses wird in diverse Rücklagen eingestellt.

Haushalt für das Jahr 2009
Finanzkirchmeister Walter Ludwigs rechnet trotz aller weltwirtschaftlichen Verwerfungen für das kommende Jahr mit einer vorsichtigen Kirchensteuerprognose von rund 88 Millionen Euro. Nach Abzug diverser Umlagen etwa für Aufgaben der Evangelischen Kirche in Deutschland, der Evangelischen Kirche im Rheinland und den Gebühren an das Finanzamt für den Einzug der Kirchensteuer ergeben sich folgende Zuweisungen: Die Gemeinden des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region erhalten 2009 im Verhältnis der Zahl ihrer Gemeindeglieder insgesamt 31, 271 Millionen Euro. Für die Dienste und Aufgaben im Verband mit seinen zahlreichen Ämtern und Einrichtungen wie etwa der Evangelischen Familienbildungsstätte, der Telefonseelsorge, der Melanchthon-Akademie oder der Krankenhausseelsorge bewilligten die Verbandsvertreter heute 8, 672 Millionen Euro. Die Synoden der vier Kirchenkreise des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region können über die Verteilung von 1,645 Millionen Euro für übergemeindliche Aufgaben entscheiden. Ludwigs wies darauf hin, dass es in Zukunft unerlässlich sei, neue Gemeindeglieder zu werben, um so die Einnahmeseite langfristig und nachhaltig zu sichern. „Wir stehen eigentlich gut da. Wir haben keine Schulden. Jetzt gilt es darüber nachzudenken, was man an Strukturen stabilisieren möchte und was nicht.“ Reduzierte Mittel böten auch die Chance zum Neuanfang.

Diakoniespende 2009 für das Projekt „Schule Amaro Kher“
Die Verbandsvertreter beschlossen, die Diakoniespende im kommenden Jahr für das Projekt „Schule Amaro Kher“ zu erheben. In diesem Projekt werden Sinti- und Roma-Kinder unterrichtet. Nach den Sommerferien 2009 werden die Spendenaufrufe an die Gemeinden verschickt.

Personalia
Pfarrer Dr. Martin Bock, seit kurzem Leiter der evangelischen Melanchthon-Akademie, wurde in den Vorstand des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region gewählt. Auch Joachim Schmieter aus Erftstadt ist ab sofort Mitglied dieses Gremiums.

Neu in den Stiftungsrat der Gemeinschaftsstiftung Diakonie im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region gewählt wurden Superintendentin Andrea Vogel, Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch, Superintendent Markus Zimmermann, Kirchenkreis Köln-Nord, Superintendent Dr. Bernhard Seiger, Kirchenkreis Köln-Süd, und Dr. Ulrich Gröschel, Mitglied im Vorstand der Sparkasse Köln-Bonn. Ernst Fey, Dr. Thomas Hübner, Kurt Röhrig und Gustav Adolf Schröder haben ihren Sitz im Stiftungsrat aufgegeben.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Rahmann