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Zum letzten Mal dirigiert Andreas Meisner den Oratorienchor Köln

Mit einem Konzert in der Kölner Philharmonie verabschiedet sich Andreas Meisner am Samstag als Leiter des Oratorienchors Köln

Kirchenmusikdirektor Andreas Meisner, Jahrgang 1959, ist klassischer Organist, Dirigent verschiedener Chöre und Kirchenmusiker am renommierten Altenberger Dom. 2006 wurde er zum Kirchenmusikdirektor ernannt. Unter anderem leitet er einen der größten Chöre Kölns, den „Oratorienchor Köln e.V. im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region“. Nach 32 Jahren wird er Ende Mai die Leitung dieses evangelischen Chors abgeben. Der renommierte Klangkörper mit seinen gegenwärtig 120 Sängerinnen und Sängern zählt zu den leistungsfähigsten Konzertchören in Nordrhein-Westfalen.

Herr Meisner, warum geben Sie die Leitung des Oratorienchors ab? Und an wen?

Andreas Meisner: Ich möchte einfach rechtzeitig etwas kürzer treten, um mich ganz meinen Aufgaben als Domorganist und Domkantor in Altenberg zu widmen. Das „Loslassen“ des Oratorienchores fällt mir, wie man sicher verstehen kann, sehr schwer. Neuer Chorleiter wird ab Juni Arndt Henzelmann sein.

Der „Oratorienchor Köln“ besteht seit 61 Jahren. Sie hatten somit mehr als die Hälfte dieser Zeit die Leitung des Chores inne. Was hat sich unter Ihrer Leitung getan?

Andreas Meisner: Relativ schnell, nach nur wenigen Jahren, hatte der Chor eine stabile Größe, die sich zahlenmäßig von vielen anderen Chören unterscheidet. Mit konstant mehr als 100 Sängerinnen und Sänger über nunmehr 27 Jahre war es möglich, die großen sogenannten chorsinfonischen Werke aufzuführen, die einen so großen Chor benötigen. Er hieß übrigens am Anfang „Chorgemeinschaft im evangelischen Stadtkirchenverband“. 1992 trat der Chor zum ersten Mal in der Philharmonie auf. Die immer größer werdenden Projekte hatten auch ein immer größeres Finanzvolumen. Das konnte nicht mehr einfach so gestemmt werden. Daher erfolgte dann auch die Gründung eines eingetragenen Vereins.

Gibt es außer Ihnen auch Chormitglieder, die ebenso lange dabei sind wie Sie – oder sogar noch länger?

Andreas Meisner: Ja, es gibt tatsächlich eine Handvoll Sänger, die mit mir begonnen haben und sogar eine Sängerin, die noch vor mir da war.

Was ist – außer seiner Größe – das Besondere an diesem Chor?

Andreas Meisner: Das für mich Besondere liegt darin, dass es in den ganzen Jahren meiner Leitung keine Konflikte gab, es im Gegenteil immer harmonisch zuging. Die Sängerinnen und Sänger haben sich auch von mir immer wieder begeistern lassen. Und all das führt natürlich auch zu besonderen musikalischen Leistungen.

Was ist Ihnen bis heute am stärksten im Gedächtnis geblieben, Pannen oder Erfolge?

Andreas Meisner: Bei der ersten Aufführung der „Auferstehungssymphonie“ von Mahler in Rumänien hatte ich bei der absoluten klanglichen Höhepunktstelle „Auferstehn, ja Auferstehn“ ein kurzes „Blackout“: Ich sah für einen kurzen Moment nur ein helles, gelbes, strahlendes Licht. Gänsehaut pur.

Viele Höhepunkte gab es seit der Gründung im Jahr 1957, unter anderem die Aufführung von Felix Mendelssohns Paulus‘ im Jahr 1965, als er seit der Verfemung durch die Nationalsozialisten zum ersten Mal im Kölner Opernhaus durch den Oratorienchor aufgeführt wurde. Welche Höhepunkte haben Sie persönlich in den vergangenen 32 Jahren erlebt?

Andreas Meisner: Gerne nenne ich einige Höhepunkte: Die Aufführung der „Auferstehungssymphonie“ im Jahr 2001 / Die Aufführung des „Requiem“ von Berlioz anlässlich des Kirchentages 2007 / Die Aufführung des „War Requiems“ in Altenberg, im Kölner Dom und in der Kathedrale von Liverpool 2008 / Das „Requiem“ von Verdi im Altenberger Dom, das wir wegen des großen Andrangs zweimal an einem Tag aufgeführt haben / zuletzt im Jahr 2017 die Aufführung des 100. Psalms von Reger im Altenberger Dom. Das Konzert wurde live im Rundfunk übertragen. Und es war auch etwas Besonderes, bei der Aufführung von Mendelssohns Lobgesang am Reformationstag 2017 dabei zu sein. Chorreisen in die Madeleine in Paris, die Kathedrale von Liverpool, die Frauenkirche in Dresden und in den Hamburger Michel waren ebenfalls „Highlights“.


Das Konzert zum Abschied
Mit einem Konzert am Samstag, 26. Mai, 20 Uhr, in der Kölner Philharmonie, Bischofsgartenstraße 1, verabschiedet sich Kirchenmusikdirektor Andreas Meisner vom Oratorienchor Köln. Zur Aufführung kommt das Requiem für Soli, Chor und Orchester von Antonin Dvorák. Die vier Solisten und der Chor werden von der Neuen Philharmonie Westfalen begleitet. Eintrittskarten zu Preisen zwischen 12 und 39 Euro (zuzüglich 10 Prozent Vorverkaufsgebühr) gibt es bei KölnTicket sowie an der Abendkasse. In das Werk – das sich Andreas Meisner zum Abschied gewünscht hat – führt Professor Franz Willnauer ab 19 Uhr auf der Empore des Philharmonie-Foyers ein.

 

Text: Angelika Knapic
Foto(s): Privat