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Mit deutlichen Worten stellten sich am Wochenende auch die Kirchen quer. „Ein großartiges Zeichen der Verbundenheit „, so Rolf Domning

Mit deutlichen ökumenischen Worten an verschiedenen Orten stellten sich auch die Kölner Kirchen am 20. September 2008 quer: Schon im Vorfeld hatten sich der Evangelische Kirchenverband Köln und Region und das Katholische Stadtdekanat Köln zusammen mit dem Katholikenausschuss in der Stadt Köln und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Köln mit einer gemeinsamen Erklärung in einem halbseitigen Großinserat in den Kölner Zeitungen klar positioniert, um “ …jeder Verhetzung und Erniedrigung von Menschen entgegenzutreten.“ Mit diesem Zitat aus der Kölner Friedensverpflichtung von 2006 rief Hannelore Bartscherer ökumenisch sowohl im Namen des Katholikenausschusses (deren 1. Vorsitzende sie ist) als auch für die Protestanten der 58 Kirchengemeinden der vier Kirchenkreise in Köln und Region von der Auftaktbühne auf dem Roncalliplatz vor dem Dom die Bevölkerung zum „Nein gegen Rechts“ auf. Auch Rolf Domning, stellvertretender Stadtsuperintendent, nahm bei der Eröffnung des 11. Kölner Ökumenetages in St. Maria im Kapitol darauf Bezug, dass es für die Kölner Ökumene durch die Unterzeichnung der Charta Oecumenica und in ihrer gelebten Praxis ein glasklar formuliertes Anliegen sei, „miteinander den Dienst der Versöhnung … wahrzunehmen“.

Einig – und Arm in Arm präsentierten sich Rainer Fischer und Rolf Domning
Unter dem Motto „Köln sendet Friedensgrüße“ wurde pünktlich um 12 Uhr mittags beim 11. Kölner Ökumenetag in St. Maria im Kapitol sowie auf der Bühne am Gürzenich und im Hohen Dom zu Köln aus aktuellem Anlass ein Friedensgebet gesprochen – damit schlugen die Kirchen an diesem 20. September ihre Brücke zur großen gemeinsamen Aktion „Köln stellt sich quer“. „Nun sind wir nicht mehr Gäste und Fremde, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen“ – dieser Text aus dem biblischen Epheserbrief stand dabei im Vordergrund. Für den Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, das katholische Stadtdekanat, den Katholikenausschuss in der Stadt Köln und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Köln bekräftigte der stellvertretende Stadtsuperintendent Rolf Domning aktuell die Kölner Friedenverpflichtung, in der sich auch die Kirchen verpflichteten „…eine Gesellschaft mitzugestalten, in der alle Religionsgemeinschaften, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen, ihren unumstrittenen Platz haben“: Arm in Arm auf der Außenbühne am Gürzenich repräsentierten Monsignore Rainer Fischer als Vorsitzender der ACK, Pfarrer Rolf Domning als stellvertretender Stadtsuperintendent und Mehmet Yilderim für viele anwesende Repräsentanten des Koordinierungsrates der Muslime ganz persönlich diese Verpflichtung.

„Lobet und preiset ihr Völker den Herrn“
Schon von Freitag, 19. September, an, wurde die Moschee im Kölner Stadtteil Ehrenfeld durch eine Mahnwache geschützt, zu der zahlreiche Kölner Bürger und Bürgerinnen, viele verschiedene Gruppierungen und auch der Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, erschienen war. Während das Freitagsgebet in der Moschee gehalten wurde, stimmten draußen auf der Straße Protestanten und Katholiken mit dem Kanon „Lobet und preiset ihr Völker den Herrn“ in das Lob Gottes mit ein. Auch Pax Christi beteiligte sich an der Menschenkette.

Domning: „Großartiges Zeichen der Verbundenheit“
Rolf Domning fasste heute als Stellvertretender Stadtsuperintendent in Köln seine Eindrücke zu folgender Bewertung zusammen: „Ein großartiges Zeichen der Verbundenheit haben die unterschiedlichen Vertreter aller in Köln ansässigen Religionsgemeinschaften gegen die sogenannte Bürgerbewegung „Pro Köln“ gesetzt – gegen den rechtspopulistischen Missbrauch von Ängsten in der Bevölkerung vor der angebliche Überfremdung durch den Islam, der als Feindbild im Kölner Vorwahlkampf aufgebaut werden sollte. Diese Strategie ist am vergangenen Samstag gründlich daneben gegangen.“ In seiner Fürbitte beim Mittagsgebet am Gürzenich hatte Domning formuliert: „Ihm [Gott] sind fröhliche Bauchtänzer lieber als die, die wieder den Gleichschritt in unseren Straßen üben wollen.“

Hier die Fürbitte Rolf Domnings im vollen Wortlaut:
Gott, du Barmherziger,
Verkünder des Friedens,
in Jesus hast du uns zur Nächstenliebe aufgerufen
und nicht zum Hass,
geheilt hast du und nicht geschlagen,
völlige Zuwendung war dein Leben
vorbehaltlose Annahme deine Maxime,
gleich welche Religion, welche Volkszugehörigkeit
Menschen hatten, die dir begegneten.
Du hast ein großes Herz gehabt für die kleinen Leute,
für die Aussätzigen, die Kranken und die Behinderten.

Behüte uns vor Rassistenwahn und Größenwahn,
und vor den Predigern nationaler Unversehrtheit,
behüte uns vor all dem, was sich jetzt wieder regt:
behüte uns vor blindem Hass,
vor den Aufwieglern, die Ängste schüren.
Behüte uns vor den Wölfen im Schafspelz,
vor denen, die sich seriös gebärden
und doch Böses im Schilde führen,
behüte uns vor denen, die vorgeblich pro Köln,
pro nrw oder für sonst was sind
und in Wahrheit Menschenfreundlichkeit und Liebe mit Füßen treten,
Straßen und die dort lebenden Menschen zur Schau stellen und
Busfahrten zu den Orten kultureller und religiöser Vielfalt in Köln organisieren

Dir sind fröhliche Bauchtänzer lieber als die,
die auf unseren Straßen wieder den Gleichschritt üben wollen.

du willst, dass Menschen ihr Kölsch in Frieden trinken
und nicht ihr Bier hinunterstürzen, sich zudröhnen,
um besser Jagd auf Andersdenkende machen zu können,
auf Menschen mit anderer Hautfarbe,
Behinderte, Obdachlose und Schwule.

Behüte uns vor allem aber vor der eigenen Angst
und vor der Gleichgültigkeit
Unser Verstand soll wach sein und
unsere Herzen sollen nicht erschrecken
damit unserer Taten entschlossen,
unser Bekenntnis eindeutig
und unser Eintreten für den Frieden glaubwürdig ist.
Amen
Gott segne euch!


Ausschnitt aus der Erklärung am 16. September: Für ein achtungsvolles Miteinander der Religionen:
„Wir bekräftigen die Worte der Kölner Friedensverpflichtung, zu denen sich die christlichen Kirchen – gemeinsam mit den jüdischen Gemeinden und den muslimischen Verbänden – in Köln am 29. Oktober 2006 im Historischen Rathaus verpflichtet haben: – „jeder Verhetzung und Erniedrigung von Menschen entgegenzutreten“
– „eine Gesellschaft mitzugestalten, in der alle Religionsgemeinschaften,
die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen, ihren unumstrittenen
Platz haben“
– „unseren Beitrag für eine Gesellschaft zu leisten, die nicht nur durch
Toleranz, sondern von Respekt und Achtung geprägt ist“
Als Christen aus allen Völkern folgen wir dem kräftigen Anspruch des Evangeliums auf unser ganzes Leben, wenn wir dazu beitragen, dass
„Hass und Gewalt überwunden werden und Menschen in unserer Stadt Köln und überall auf der Welt in Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit leben
können.“

Text: Pressestelle EKV
Foto(s): Jürgen Schulzki