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Mit Calvin ins Neue Jahr, Bildungsurlaub zum Kirchentag, Wohnen im Alter ,“Grundkurs evangelischer Glauben“ oder „soziale Gerechtigkeit“ mit Georg Fritze: Neues Programm der Melanchthon-Akademie

Mal wieder ist das neue Programm der Melanchthon-Akademie des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region erschienen. Und mal wieder ist die Fülle an Angeboten so groß, dass es sinnvoll scheint, in einer kleinen Zusammenfassung auf einige Veranstaltungen aufmerksam zu machen. Hier also ausgewählte „Highlights“ des Akademie-Programms für das erste Halbjahr 2009, das man auf den Internetseiten der Akademie übrigens nicht nur bestellen kann (hier) – man kann dort auch die Kurse und Seminare online buchen.

Schwerpunkt: 500 Jahre Reformation nach Calvin
Am 10. Juli 2009 jährt sich der Geburtstag des Reformators Johannes Calvin zum 500. Mal. Auch die Melanchthon-Akademie gehört – wie ihr neues Programm beweist – zu den „kritischen Gratulanten“: Calvin ist wichtig für das Rheinland und prägt noch heute Struktur und Selbstverständnis rheinischer Gemeinden. Seine Theologie und Person sind aber oft unbekannt, häufig missverstanden worden.
„Unsere Gaben kommen wie Regentropfen vom Himmel“, formulierte Calvin. In seinem 20 Unterrichtsstunden umfassenden Seminar, das Dienstag, 10. Februar, beginnt und immer dienstags bis Anfang Mai stattfindet, nimmt der Leiter der Evangelischen Melanchthon-Akademie, Dr. Martin Bock, dieses Zitat auf, um im Gespräch das „Menschsein“ zu thematisieren: Dabei wird er mit Hilfe von biblischen, jüdischen und christlichen Traditionen nach der Selbsterkenntnis des Menschen fragen – vor allem im Hinblick auf praktische Weisheiten, weshalb auch der Dialog mit Seelsorge, Philosophie und Psychiatrie gesucht werden soll. Anlass im weiteren Sinn ist dabei nicht nur Calvins „runder Geburtstag“, sondern auch das Motto des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Bremen 2009 „Mensch, wo bist du?“
Eine Einführung in Calvins Werk im Kontext der Reformationsgeschichte bietet Bock im Juni in Kooperation mit dem katholischen Bildungswerk und der katholischen Gebets- und Gesprächsgemein-schaft im Gemeindezentrum Christi-Geburt in Köln-Bocklemünd an.
Calvins Verständnis des Alten Testaments: Calvin hat die Gleichrangigkeit des Alten Testaments im Vergleich zum Neuen Testament wie kein anderer betont; Gott als Schöpfer spielt eine große Rolle in seiner Theologie – er macht es der Kirche zur Aufgabe, Gott und sich selber zu erkennen. Darum geht es in einem Seminar am 26. Februar.
Calvins „Vorsehungs“-Lehre“ brachte ihn in Verruf: Max Weber beispielsweise leitete den Kapitalismus aus dem Calvinismus her. Was Vorsehung oder Vorherbestimmung bei Calvin wirklich bedeuten, ist Thema am 5. März, wenn der Akademieleiter im Ruhestand, Marten Marquardt, sich mit Calvin beschäftigt.
Calvins „Gottesstaat“ – den er sich für seine Geburtsstadt Genf dachte – kann und muss kritisch betrachtet werden, denn er hat eine ambivalente Wirkungsgeschichte, zwischen dem Vorwurf des Despotismus‘ und einer Lebens-Utopie, die allein von Gottes Gerechtigkeit geprägt ist. Um dieses Thema kümmert sich Hans-Theodor Goebel am 12. März.
Mit Calvins Sozialethik beschäftigt sich Pfarrer Gerhard Wenzel unter dem Titel „Von der Wirklichkeit der Armut und den Möglichkeiten des Reichtums“ am 25. März.

Calvins parteiische Ethik für die Armen ist gleichzeitig der Brückenschlag zu zwei anderen aktuellen sozialethischen Akzenten im neuen Akademie-Programm:

„Soziale Gerechtigkeit – jetzt erst recht!“
Einem weiteren Jubilar, dem „roten Pfarrer von Köln“, dem von den Nationalsozialisten verfolgten Georg Fritze, dessen 70. Todestag sich im Januar jährt, widmet die Akademie zusammen mit der Kartäusergemeinde und dem Bund Religiöser Sozialisten ein ganzes Wochenende (17. und 18. Januar): „Soziale Gerechtigkeit – jetzt erst recht!“ Es geht dabei vor allem um die religionsübergreifende Hoffnung zur Überwindung sozialer Ungerechtigkeiten, wie sie aus Fritzes Zielvorstellungen abzuleiten sind.
Unter ähnlichem Aspekt kooperiert die Melanchthon-Akademie mit der Evangelischen Akademie im Rheinland, dem Arbeitskreis evangelischer Unternehmer und der evangelischen Antoniterkirche Köln, um die Unternehmerdenkschrift und deren sozialethischen Ansatz kritisch unter die Lupe zu nehmen: „Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive“ ist die Veranstaltung mit dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, am 24. März überschrieben.

Bildungsurlaub, jüdisch-christlicher Austausch und Kunst aus der JVA: Rund um den Deutschen Evangelischen Kirchentag Bremen
War der Deutsche Evangelische Kirchentag schon in Zusammenhang mit Calvin ein Thema, so wird er 2009 noch in größerem Maß von der Akademie aufgegriffen: Den Kirchentag 2009 in Bremen nutzt die Bildungsakademie aus der ehemaligen Kirchentagsstadt Köln, um einen thematischen Brückenschlag zu versuchen: Das Leitthema Mensch-Sein möchte Dr. Bock für ein jüdisch-christliches Bibelgespräch mit dem neuen Rabbiner Jaron Engelmayer, aufnehmen: Über den Leittext des Kirchentages wollen Bock und Engelmayer am 6. Mai die biblische Frage nach dem Menschsein auf dem Weg aus dem Paradies hinaus stellen – als Einstimmung auf den Kirchentag 2009. Engelmeyer ist seit September 2008 als Nachfolger von Netanel Teitelbaum Rabbiner der Synagogen-Gemeinde Köln.
Zugleich bietet die Akademie erstmals einen Bildungsurlaub zum Kirchentag (mit Einführungsveranstaltung) für alle an, die jenseits der Kirche arbeiten und sich so in den Kirchentag einklinken möchten: Das geht am Mittwoch, den 6. Mai von 18 bis 19.30 Uhr in der Melanchthon-Akademie.
Innovativ ist im Zusammenhang mit dem Kirchentag sicher das Kunstprojekt , das Dr. Bock gemeinsam mit den beiden JVA-Seelsorgern/innen des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region Claudia Malzahn und Heinz-Dieter Bethkowsky-Spinner anbietet: Anhand von Texten von Helmut Gollwitzer („Nichts ist gleichgültig. Ich bin nicht gleichgültig“) werden Gefangene an Bildern arbeiten, die mit ihrer Lebens- und Sinnerfahrung in der JVA zu tun haben: „Mensch, wo bist du?“

Auch ein „Jubiläum“: Wiederkehr des Beginns des 2. Weltkriegs
Dieses schreckliche Jubiläum, das sich im März 2009 zum 70. Mal jährt, ist Anlass für die Akademie, am 27. April gemeinsam mit dem Historiker Prof. Dr. Siegfried Hermle in einem Projekt mit evangelischen Gemeinden über das Gemeindeleben in Köln zwischen 1933 und 1945 nachzudenken.
Am 10. Juni gibt es in dem Gesprächskonzert „In terra pax“ Musik „unter dem Eindruck des 2. Weltkriegs“ zu hören: Kirchenmusikdirektor Thomas Neuhoff wird am 14. Juni erstmals am Pult des Gürzenich-Orchesters Köln stehen, um mit dem Philharmonischen Chor und dem Bach-Verein „A Child of Our Time“ von Michael Tippett und „In Terra Pax“ von Frank Martin aufzuführen. In Zusammenarbeit mit der Melanchthon-Akademie wird Neuhoff schon am 10. Juni Interessierten exklusiv die Werke gemeinsam mit Dr. Bock vorstellen und im Gespräch erläutern.

Evangelisch glauben
Im Zusammenarbeit mit der Kircheneintrittsstelle Köln und dem Citykirchenpfarrer Dr. Bertold Höcker bietet die Akademie Kurse zur Einführung in den evangelischen Glauben an.
Im Herbst startet ein neuer STARK-Kurs – das steht für ein Studium, in dem auch Laien die Grundbegriffe evangelischer Theologie erlernen können. Dieser Kurs wird mit den einführenden Glaubenskursen vernetzt sein, die Universität Bonn wird das Projekt begleiten und Lernangebote im Rahmen des STARK-Kurses machen. Einen Vorgeschmack auf die-ses breit angelegte Studien-Projekt gibt es bereits am 27. Februar in einer „Werkstatt“ der Melanchthon-Akademie unter dem Titel „Süßer als Honig“.
Außerdem gibt es eine Fortsetzung der Presbyterfortbildung „Fit für’s Presbyterium“, etwa am 21. Januar mit dem „Grünen Hahn“, wenn es um Umweltmanagement für Kirchengemeinden geht.

Ökumene und Interreligiöses
Auch die Ökumene kommt im neuen Programm nicht zu kurz: Das gemeinsame Seminar mit der Karl-Rahner-Akademie „Meine Kirche – Eine Kirche“ geht im Januar weiter und eine Kooperationsveranstaltung mit dem Katholischen Bildungswerk und der ACK zur „ökumenischen Bedeutung des Paulus“ findet am 27. Januar in der Gebetswoche für die Einheit der Christen statt – 2008/09 ist nämlich auch „Paulus-Jahr“. Pfarrerin Dorothee Schaper ist in der Akademie für die christlich-muslimische Begegnung zuständig – auch in diesem Bereich bietet das Programm Spannendens, etwa, wenn der bedeutende schiitische Theologe und Philosoph Professor Mohammad Mojtahed Shabestari, ein „aufgeklärter“ Denken des Islam, am 6. Juni feststellt: „Der Islam ist eine Religion – kein politisches Programm“ und versucht, Glauben, Vernunft und Freiheit zusammen zu denken.
Mit der“Basisqualifikation interkulturelle Kompetenz„, bietet die Akademie in Kooperation mit dem Diakonischen Werk im Rheinland und der evangelischen Fachhochschule Bochum ab 4. Mai Mitarbeitenden in sozialen Berufen einen Zertifikatskurs an, der auch als Bildungsurlaub anerkannt wird. Dort erlernen die Teilnehmenden Schritt für Schritt die „kultursensiblen, sozialen Arbeit“

Gesellschaft, Eine Welt, Kommunikation und Medien, Tanz
Für das Projekt „Wohnen im Alter“ hat die Akademie nicht nur am 26. Mai den namhaften Psychologen Prof. Klaus Dörner eingeladen, der sich für ein lebenslanges – auch altersgemäßes – Wohnen „jenseits der Institutionen“ engagiert, sondern wird gemeinsam mit Gemeinden des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region ab 8. Juni auch neue Formen nachbarschaftlichen Lebens vorstellen.
Sowohl Angebote rund um das Thema „Eine Welt“ wie die Bereiche „Medien und Kommunikation“ spielen im Bildungsangebot der einzigen evangelischen Akademie Kölns schon immer eine wichtige Rolle – so auch 2009. Hier nur ein Beispiel: 2009 wird wieder der „Eine-Welt-Filmpreis NRW“ verliehen, in Kooperation mit der Akademie am 18. Juni im Rahmen des „Fernsehworkshops Entwicklungspolitik, im Saal des Mediapark 7, vergeben.

Das neue Programm widmet sich in seiner äußeren Form einer absehbaren personellen Veränderung: Das erste Semester 2009 ist das Abschieds-Semester für Christina Wohlfahrt, die Akademie-Mitarbeiterin mit der derzeit längsten Zugehörigkeit – noch ist sie neben Walter Fuchs-Stratmann stellvertretende Leiterin der Melanchthon-Akademie. Auf dem Titelbild des neuen Programms sind tanzende Menschen zu sehen – Tanz war und ist einer der Programmschwerpunkte von Wohlfahrt, dem die Akademie viele treue Teilnehmerinnen und Teilnehmer verdankt. Darum ist auch eine Foto-Ausstellung zu diesem Thema im Treppenhaus der Akademie, Kartäuserwall 24b, geplant: Sie wird am 29. Januar 2009 um 19 Uhr eröffnet.

Das komplette Programm
ist erhältlich in der Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24b – 50678 Köln, Telefon 0221/93 18 03-18. Oder es kann im Internet bestellt werden: www.melanchthon-akademie.de. Dort können Kurse auch direkt online gebucht werden.

Preise
Es gibt kostenlose Angebote, die Tageskarten für Kurse und Seminare können zwischen 3 und 10 Euro kosten, mehrtägige Seminare sind natürlich entsprechend teurer.

Text: Bock/AL
Foto(s): Melanchthon-Akademie