„Kirche auf Alltagswegen wieder neu entdecken“: Inspiration, Motivation und „geistliche Stärkung“ gab es bei der Missionale mit dem Motto „Auswärtsspiel“. Wir sprachen mit Simone Enthöfer, Missionale-Pastorin und Organisatorin, über Highlights, Heimspiele und Zukunftspläne:
Wie war die diesjährige Missionale für Sie und die Teilnehmenden?
Simone Enthöfer: Eine ermutigende und erfrischende Veranstaltung mit bunten und vielfältigen ökumenischen Begegnungen. Es wurde gelacht, gesungen, auf Gottes Wort gehört und viel miteinander gesprochen. Es gab einerseits interessante Impulse von Expert*innen zu innovativen Themen, Gesprächs- und Begegnungsmöglichkeiten und gleichzeitig Musik und Worte zur Stärkung und zum Auftanken.
Welches Feedback haben Sie zu den ungewöhnlichen Orten und den angebotenen Workshops erhalten?
Simone Enthöfer: Wir hatten den Wunsch der Missionale-Teilnehmenden vom letzten Mal umgesetzt und eine gemeinsame Anfangs- und Schlussveranstaltung gemacht. Das war in der wunderschönen Trinitatiskirche, also quasi ein kirchliches „Heimspiel“. Die gewagten Auswärtsspiele zum Beispiel beim Speeddating auf dem Riesenrad, im alten Pfandhaus, im Museum für angewandte Kunst oder im 7thSpace Escape-Room kamen beidseitig gut an, von denen, die uns die Orte zur Verfügung gestellt haben, aber auch von unseren Teilnehmenden und Mitwirkenden. Rückmeldungen lauteten „Das war so erfrischend. Das war mal etwas ganz anderes. Das war fremd, aber öffnete Türen, Kirche mal unter einem anderen Gesichtspunkt zu denken.“ Die Orte haben uns lebensrelevante Themen vorgegeben und wir haben in der Nachfolge Jesu gespürt, dass Kirchesein auch bedeutet, die biblische Botschaft mit aktuellen Themen, die uns Orte vorgeben, in Kontakt zu bringen. Das hat Jesus auch oft getan, zum Beispiel bei der Frau am Jakobsbrunnen, als er den Zöllner Zachäus traf, seine Jünger beim Fischen berief oder den Blinden Barthimäus am Stadttor nach ihm rufen hörte.
Welche Bedeutung hatte das Motto der Missionale 2024, „Auswärtsspiel“, für Sie und die Veranstaltung?
Simone Enthöfer: Die Missionale „Auswärtsspiel“ sollte eine Veranstaltung der Ermutigung, der geistlichen Stärkung und der Inspiration sein, Neues zu wagen, um Kirche als Glaubensgemeinschaft sichtbarer zu machen. Dazu war uns wichtig, neben den kirchlichen „Heimspielen“, wie zum Beispiel Gottesdienste in Kirchen als deutliche Unterbrechung des Alltags zu feiern, auch „Auswärtsspiele“ an für Kirche eher ungewöhnlichen Orten zu veranstalten. Das ist in einer bunten, vielfältigen ökumenischen Begegnung gelungen. Besonders anrührend waren für mich die meisten Reaktionen von den Menschen, die die Locations verwalten, bei denen wir zu Gast waren oder zumindest angefragt hatten. Ob im Museum, beim Boxclub „Kurze Rippe“ oder im Karnevalsverein der blauen Funken und an vielen anderen Orten, wir wurden sehr herzlich und freundlich und neugierig empfangen. Also auch für die anderen ungewöhnlich, dass Kirche um Gastbeheimatung bittet und auch thematisch an dem, was die Orte sonst ausmacht, anknüpfen möchte. In diesem gegenseitigen Kennenlernen steckt soviel Potenzial für kirchliche Arbeit der Zukunft. Wir sind mal nicht Gastgebende, sondern sind selber Gäste, erfahren und lernen eine Menge Neues und bringen uns als glaubende, hoffende, betende, segnende Menschen mit.
Welche Highlights gab es während der Missionale?
Simone Enthöfer: Jeder Programmpunkt für sich, jeder Workshop war ein Highlight. Ein Hingucker war sicherlich das Kölner Riesenrad mit dem Logo der Missionale und der EKiR. Vor dem Riesenrad stand unser Zauberkünstler „Bobskoffer“, der viele Menschen, die auch gar nicht nur zur Missionale gehörten und auf den Stufen zum Schokoladenmuseum saßen, mit seiner besonderen Zaubershow beeindruckte, die er mit biblischen Botschaften in Zusammenhang brachte. Es ist toll, wenn Menschen fröhlich, staunend, begeistert das Evangelium erleben.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Simone Enthöfer: Der Trägerkreis der Missionale wird die Veranstaltung gut auswerten und daraus Erkenntnisse gewinnen, wie künftig Missionale aussehen kann und soll. Meine Hoffnung und mein großer Wunsch für eine Kirche der Zukunft ist, dass Orte, die wir für Kirche im Augenblick noch als ungewöhnlich empfinden, das irgendwann nicht mehr sein werden. Die „Heimspiele“ in unseren sakralen Kirchgebäuden sind Teil einer guten spirituellen Tradition, darauf würde ich nicht komplett verzichten wollen. Aber genauso sollten wir die biblische Tradition von „Auswärtsspielen“, Kirche auf Alltagswegen, wieder neu entdecken. Ich wünsche mir, dass Kirche irgendwann im Sozialraum oder im Veedel, wie man in Köln sagt, so gut vernetzt sein wird, dass wir nicht mehr so viele Orte als „ungewöhnlich“ für kirchliche Präsenz und kirchliches Leben wahrnehmen.
Foto(s): APK/Simone Enthöfer