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Missionale 2008 in den Kölner Messehallen: Präses Schneider forderte „Alphabetisierungskurse für Normalgläubige“

Nikolaus Schneider nahm kein Blatt vor den Mund. „Wir stehen vor dem Problem, dass unsere Gemeinden zu wenig Glaubenswissen haben“, sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland bei der Eröffnung der 31. Missionale in den Kölner Messehallen. „Unsere ,Normalgläubigen‘ brauchen dringend ,Alphabetisierungskurse‘, Wer kann denn als normaler Kirchergänger noch erklären, was Pfingsten ist? Da haben wir Pfarrer Fehler gemacht, weil wir gedacht haben, die christlichen Traditionen würden im Elternhaus vermittelt. Das ist nicht mehr so“, fuhr der Präses fort. Umso wichtiger seien „geistliche Tankstellen“ wie die Missionale. 3000 Erwachsene, 1500 Jugendliche und 400 Kinder trafen sich in Köln unter dem Motto „…geliebt“ und beschätigten sich in zwölf Seminaren zum Beispiel mit einem Obdachlosenprojekt in Lüdenscheid, mit der Frage „Schöpfung und Evolution – ein Widerspruch?“, mit dem Umgang mit Muslimen und dem Glauben an Gott und Argumenten gegen den neuen Atheismus.


Missionale – oder: der „kleine rheinische Kirchentag“
Eingeladen hatten Mitglieder evangelischer Landeskirchen, freikirchlicher Gemeinden und evangelischer Werke. Von einem „kleinen rheinischen Kirchentag“ sprach Landespfarrer Hans-Hermann Pompe, Vorsitzender der Missionale, die zu einem missionarischen Gemeindeaufbau ermutigen solle. „Lebendige Gemeinden sind entscheidend für die Zukunft unserer Kirche“, so Pompe. „Es wird zurzeit zunehmend trendy, atheistisch zu sein“, hat der Pfarrer erkannt. Dem gelte es entgegen zu treten, nicht zuletzt mit einer Veranstaltung wie der Missionale. Er ergänzte die Kritik des Präses an dem fehlenden Wissen über den Glauben: „Die erfolgreichsten missionarischen Veranstaltungen sind seit Jahren Einführungen in den Glauben.“

Missionale, Mission und Politik
Schneider verwies darauf, dass die Evangelische Kirche im Rheinland seit Jahrzehnten missionarisch und gesellschaftspolitisch engagiert sei. „Wir haben die Mission nicht als Ausrede benutzt, um uns vor politischem Engagement zu drücken“ erklärte der Präses. Politisch wurde es auch bei der Missionale. „Wir diskutieren brisante Themen, und unsere Referenten sind auch nicht besonders stromlinienförmig“, so Pompe. So berge der Dreiklang „Schöpfung, Evolution, Kreationismus“ eine Menge Zündstoff. Spannend sei auch die Frage, wie man auf den Islam eine liebevolle und wertschätzende Antwort geben könne.“

Lars Linder (links) im Interview mit Präses Nikolaus Schneider

Viele Informationsstände
Viel Musik gab es während der „Stunde der Besinnung“ zum Auftakt unter der Leitung von Lars Linder, Pfarrer der Freien Evangelischen Gemeinde Essen-Mitte. Vor allem die A-capella-Gruppe „Beinahe Sechs“ begeisterte. In einer Messehalle hatten zahlreiche christliche Initiativen und Werke Informationsstände aufgebaut. Da warben die „Christen bei der Deutschen Bahn“ neue Mitglieder, das Evangelische Bibelwerk im Rheinland wies hin auf die „Große Hörbibel“, und bei „Pro Christ“ wurde man mit Anstecknadeln beschenkt. Für die Kinder hatten Studierende der Evangelistenschule Johanneum in Wuppertal Spielangebote und Geschichten aus der Bibel vorbereitet. Die älteren Jugendlichen vergnügten sich nach einem Konzert mit der Band „Crossing“ bei Street-Fußball oder Bungeerun. Am frühen Abend trafen sich die rund 5000 Teilnehmenden zum Abschluss zur „Stunde der Sendung“ unter dem Motto „Verschwenderisch lieben“.

Die A-capella-Gruppe „Beinahe Sechs“ begeisterte auf der Missionale 2008 in Köln.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Rahmann