Ein Kommentar von Dr. Rainer Stuhlmann „Ich muss einen Film nicht gesehen haben, um zu entscheiden, dass ich ihn nicht sehen werde. Mir reicht [im Fall „Die Passion Christi“], was ich landauf landab darüber lesen kann, die Entscheidung zu treffen, dass ich diesen Film nicht ansehen werde und darum auch keine Veranstaltungen, die ihn thematisieren, unterstützen oder gar selber planen werde. Ich will gar nicht darüber mitreden können und niemanden darin unterstützen, das tun zu können.
Meine SchülerInnen haben mich auf den Film angesprochen. Ich habe ihnen erklärt, warum ich diesen Film nicht ansehen – und darum auch nicht im Unterricht thematisieren will. Ich hatte den Eindruck, dass ihnen das mehr Eindruck gemacht hat als eine differenzierte „Besprechung“. Immerhin: Allenfalls Schüler der Sek II dürfen in den Film, keineswegs Konfirmaden!
Mag sein, dass der Film nicht „antisemitischer“ ist als viele seiner Hollywood-Vorgänger. Das ist für mich nicht der Punkt: Ich muss den Film nicht gesehen haben, um zu wissen, was mich erwartet. Einen Film, der Gewalt-Voyeurismus bedient, erlaube ich mir abzulehnen, ohne ihn gesehen zu haben, wie ich Realitiy-TV, Porno-Filme ablehne, ohne sie gesehen haben zu müssen.
Ich bin es leid, dass die Kirchen sich mal wieder zum willigen Rädchen in einer gigantischen Vermarktungmaschinerie machen lassen und damit ein grottenschlechtes Machwerk wider Willen „diskutabel“ machen. Ich erinnere an „Corpus Christi“, Körperwelten etc.“
Weitere Informationen zum Film
- Pressemitteilung der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD:
„The passion of christ“ weder empfehlen noch skandalisieren - Drei weitere Texte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dem Gemeinschaftswerk Evangelischer Publizistik GmbH (GEP), die sich kritisch mit dem Film auseinander setzen, finden Sie hier.
- Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR):
„Die Passion Christi“ – Ein Blutbad - Informationen und Materialien zusammengestellt von der Medienzentrale des Erzbistums Köln
- Dr. Udo Wallraf (Leiter der Medienzentrale des Erzbistums), Ernst Simons (Ehrenvorsitzender der Gemeindevertretung der Synagogengemeinde Köln, Ehrenpräsident der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit) und Günter A. Menne (Pressesprecher des Evangelischen Stadtkirchenverbandes Köln) sahen sich den Film an und kritisierten ihn in der Express-Ausgabe vom 19.03.04.
- Die Melanchthon-Akademie veranstaltet am Dienstag, 30. März, 19 Uhr gemeinsam mit der Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise „Christen und Juden“ (KLAK) eine Podiumsdiskussion zum Thema: „Auf dem Prüfstand: Mel Gibsons »Die Passion Christi«“ mit Prof. Dr. Yizhak Ahren (Psychologe, Universität zu Köln), Prof. Dr. Christian Frevel (Bibelwissenschaftler, Seminar für Katholische Theologie, Universität zu Köln) und Josef Lederle (Filmkritiker, Redakteur des „Filmdienst“ Bonn) in der Karl Rahner Akademie, Jabachstraße 4-8, 50676 Köln, Infotelefon: 0221 / 8010780, Fax 0221 / 80107822, Email: info@karl-rahner-akademie.de, Internet: http://www.karl-rahner-akademie.de.
- „Warnung vor antijüdischer Instrumentalisierung des Leidens Jesu“, eine Stellungnahme der Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise „Christen und Juden“ (KLAK).
Foto(s): Pressestelle