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Mehrwert Bildung: Sinn- und Wertorientierung in Kirche und Gesellschaft. Diskussion mit Präses Schneider

Auf der diesjährigen didacta, der Kölner Bildungsmesse, diskutierten am 13. Februar Ute Schäfer, Ministerin für Schule, Jugend und Kinder des Landes Nordrhein-Westfalen, der stellvertretende Generalvikar im Erzbistum Köln, Dr. Dominik Schwaderlapp und der Präses der Rheinischen Landeskirche Nikolaus Schneider (Foto) unter der Moderation von Anne Reidt (ZDF) über den „Mehrwert Bildung“. Veranstalter war  der vds-Bildungsmedien e.V. Hier ein Protokoll der Statements der einzelnen TeilnehmerInnen:

Ute Schäfer sagte, dass Politik vor allem die Vermittlung von Wissen, sozialer Kompetenz und Orientierung an Werten anstrebe; Bildung sei auch für den Arbeitsmarkt außerordentlich nützlich.
Die Schule brauche die Verbindung mit und die Unterstützung durch die Gesellschaft. Die 960 Mio. Euro, die derzeit jährlich für Privatschulen ausgegeben werden, seien viel zu viel, der Betrag müsse 2005 gekürzt werden, damit alle Schulen gleiche Chancen bekommen können.
Der Religionsunterricht entfalle immer häufiger, weil sich zahlreiche SchülerInnen abmeldeten; der Ausfall werde allerdings mit Fach „Philosophie“ kompensiert. Zahlen zum Vergleich: 4 % der SchülerInnen in der Evangelischen Kirche von Westfalen melden sich vom Religionsunterricht ab, 4,3 % in der Diözese Köln.
Horte bieten in NRW Plätze für 30.000 Kinder, davon 7.000 für Köln; das Land trägt 1/3 der Platzkosten zwischen 5.000 und 6.000 Euro.
Das Ganztagsangebot in Grundschulen will das Angebot auf 860.000 Plätze erweitern. Der Bildungsetat wurde um 500 Mio. Euro erhöht. Wörtlich sagte sie: „So lange ich Einfluss nehmen kann, geht dieses Angebot über das Jahr 2007 hinaus.“ Durch die anfängliche Auslegung des Ganztagsangebots in Grundschulen von 200.000 Plätzen könnten zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Im Schulgesetz sollen neue Bestimmungen für professionelles Personal in diesem Bereich formuliert werden. Alle Personal-Entscheidungen liegen bei der Schulleitung. Die Ganztagsbetreuung öffne Schule für Partnerschaften mit gesellschaftlichen Gruppierungen; neue Chance für Kooperation zwischen Schule und Jugendarbeit würden dadurch möglich. Es sei gut, wenn die Jugendarbeit zu den Kindern komme und nicht umgekehrt. Die Umstrukturierung sei unter anderem aufgrund der Erfahrungen mit bisherigem Angeboten und der PISA-Studie notwendig geworden. Eine Ganztagsbetreuung für die Sekundarstufe I soll folgen, sie ist in der Planung – Ute Schäfer bittet um Geduld.
Kindertagesstätten: Im Jahr 2004 müssen 50 Mio. Euro und 2005 nochmals 75 Mio. Euro eingespart werden. Kürzungen sollen bei Sach-, nicht bei Personalkosten erfolgen, auch nicht über die „Spitzabrechnung“ nach Kinderzahl.


Nikolaus Schneider betonte: Bildung sei ein Leitbegriff für Erziehung und Wissensvermittlung. Evangelische Bildung ziele vor allem auf Verantwortung, Sozialität und Personalität; im Einzelfall auch auf den lebenslangen Umgang mit destruktivem Potential. Kirchen verstehen sich als Bildungspartner, die eine Kooperation auf Augenhöhe erwarten. Noch lange nicht gelungen sei die Chancengleichheit der Bildung. Dazu sei es beispielsweise nötig, die Arbeit von Erziehenden und Lehrkräfte mehr anzuerkennen. Die politische Absicht der Kommunalisierung trage den jeweiligen Standortbedingungen nicht Rechnung; hier müsse lokal stärker differenziert werden. Kirche trete grundsätzlich immer für Bildung ein, auch Familien und berufstätige Frauen seien dabei zu unterstützen.


Dr. Dominik Schwaderlapp legte dar, dass durch Bildung das Bild, das Gott in den Menschen gelegt habe, freigelegt werde. Bildung strebe persönliche Entwicklung sowie Entwicklung in Gesellschaft und der Gottesbeziehung an. Katholische Kirche helfe vor allem bei der Entwicklung des Kindes. Es gebe ein Grundrecht auf konfessionelle Erziehung, sagte er. Durch dieses Grundrecht werde auch das Land NRW in die Pflicht genommen. Bildungs-Ausgaben des Landes könnten auch bei anderen Trägern eingespart werde; freie Schulträgen brächten jetzt bereits 12 % der Gesamtkosten auf, für 2005 rechnet er mit 25 %. Die Errichtung offener Ganzstagsgrundschulen führe zum Verlust der Horte.

Text: Hannelore Morgenstern-Przygoda, Sozialwerk
Foto(s): EKiR