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Mehr Gerechtigkeit global, ökumenisch und lokal: katholischer „Veedelspfarrer“ Meurer und evangelischer Studentenpfarrer Schmidtlein diskutierten während des DEKT

Zum 31. Evangelischen Kirchentag wurde das Kölner Domforum zu einem ökumenischen Begegnungszentrum mit zahlreichen Veranstaltungen. In jeweils halbstündigen Podiumsveranstaltungen begaben sich an drei Tagen verschiedene Akteure auf ökumenische Spurensuche. So stand am Samstag die „Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht“ zur Diskussion zwischen dem katholischen „Veedelspfarrer“ in Köln-Vingst Franz Meurer und dem Pfarrer der evangelischen Studentengemeinde Stefan Schmidtlein, der für den überkonfessionnellen Verein „Südwind“ tätig ist.


„Gerechtigkeit ist wie…?“
Schlagfertig beantwortete Schmidtlein im gut besuchten Domforum die Eingangsfrage: „Gerechtigkeit ist wie…?“ mit: „ein gutes Mittagesssen“. Meurer, gefragt, über welche Ungerechtigkeit er sich aufrege, setzte dagegen: „dass Hauptschulkinder weinen, weil sie chancenlos dastehen.“

„Einfach die Dinge anpacken“
Die katholisch-evangelische Begegnung stand unter der Fragestellung globaler oder lokaler Arbeit. Während Südwind als Verein für Ökonomie und Ökumene das Ziel „Forschen für globale Gerechtigkeit“ verfolgt, richtet Meurer in Vingst stets den Blick auf das Lokale. Alle Menschen, ob groß oder klein, arm oder reich, will er mitnehmen. Und in einer Gemeinde wie Vingst, wo etwa 90 Prozent der Kinder bei den Sprachtests durchfielen, seien die Aufgaben auch ganz klar umrissen. „Einfach die Dinge anpacken, dann klappt es auch“, sagt er mit Kölschem Pragmatismus. Er plädiert dafür, alle Kinder der Ganztagsschulen mit freiem Essen zu versorgen und die Finanzierung anderweitig zu klären.

Sozialstandards einhalten
Anders als Meurer richtet Südwind den Blick auf Ungerechtigkeiten der Welt aus der Sicht der Verlierer. Dies seien vor allem die Länder des Südens, denen die reichen Nationen nicht einfach eine gut gemeinte Entwicklungshilfe überstülpen sollten. Vielmehr seien die ärmeren Länder aufgefordert, selbst ihre Probleme wie Arbeitslosigkeit, Ausbeutung oder Armut zu benennen und unter der fachlichen Beratung des Vereins Lösungen zu entwickeln. So untersucht Südwind etwa die Produktionsbedingungen in China von Textilien, die hier preisgünstig bei einem Discounter zu erwerben sind. Im Gespräch mit Politikern – lokal und global – setzt sich der Verein für die Verbesserung und Einhaltung von Produktionsstandards und gegen Kinderarbeit ein, was letztendlich der Weltgemeinschaft zugute kommt. Ziel ist, hiesige Unternehmen, die in Fernost produzieren lassen, davon zu überzeugen, bestimmte Sozialstandards einzuhalten. Mittlerweile leistet Südwind gegenüber vielen Hilfsorganisationen wie Brot für die Welt oder Miseror kompetente Beratung.

„Ich will Erfolg sehen“
In der Frage nach der Ökumene sieht Schmidtlein gar nicht so viele Unterschiede in den christlichen Zielen, sondern vielmehr in der Art, wie man sich begegnet. Meurer erklärt mit Blick auf das ökumenische Sommerprojekt Höviland: „Wenn wir nicht ökumenisch arbeiten, können wir gleich einpacken!“ Auf die abschließende Frage nach dem persönlichen Einsatz für Gerechtigkeit antwortet Meurer: „Freude und Spaß“, der evangelische Kollege Schmidtlein setzt dagegen: „Ich will Erfolg sehen“.

Text: Anne Siebertz
Foto(s): Siebertz