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Michael Ostrzyga (Universitätsmusikdirektor) in der Trinitatiskirche

Matthäuspassion in der Trinitatiskirche

Passionszeit – diese sieben Wochen zwischen Karneval und Ostern sind im Kirchenjahr stets etwas Besonderes. Sie laden zur Besinnung, zur inneren Einkehr, oft auch zum Fasten ein. Auch im Kulturprogramm der Trinitatiskirche findet diese Zeit ihren Ausdruck in zahlreichen Konzerten und anderen Veranstaltungen, die das Leiden und Sterben Christi zum Thema machen. Einen besonderen Höhepunkt versprechen in diesem Jahr die beiden Aufführungen der Matthäuspassion BWV 244 von Johann Sebastian Bach, die das Collegium musicum der Universität zu Köln in der Woche vor Ostern am 13. und 14. April in der Trinitatiskirche plant.

Matthäuspassion – ein Meilenstein der Musikgeschichte

Nicht nur zur Bachzeit stellt die Matthäuspassion einen Höhepunkt dar, auch im Kontext der Musikgeschichte markiert sie einen Meilenstein. Mit ihr beginnt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die große Bach-Renaissance, als der damals 20 Jahre junge Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) den immensen Wert des Stückes erkannte und 1829 die Wiederuraufführungen in Leipzig und Frankfurt am Main dirigierte. Seitdem ist sie von den Konzertkalendern nicht mehr wegzudenken.

Kern und Klammer der Komposition ist der biblische Bericht über die Kreuzigung Christi, wie der Evangelist Matthäus sie aufgeschrieben hat. Diese Texte werden wirkungsvoll in sparsam begleiteten Rezitativen vom Solo-Tenor vorgetragen, wobei die Jesus-Worte – aufwändiger und vom Orchester instrumentiert – dem Bass-Solisten zugeordnet werden. Die Chöre, die Orchester und die anderen Solisten gestalten die Handlung dramatisch aus und ergänzen das Werk um vertiefende und betrachtende Chöre, Choräle und Arien.

Collegium musicum der Universität zu Köln

Das Collegium musicum bildet den musikpraktischen Zweig der Universität zu Köln. Der auch als Komponist bekannte Universitätsdirektor, Michael Ostrzyga, leitet das Collegium musicum seit 2008. Mit seinen Chören, Orchestern und Ensembles bereichert er das musikalische Leben der Universität und der Stadt. Für die aufwändig besetzte Matthäuspassion bündelt das Collegium musicum fast alle seine Kräfte und tritt mit seinem großen Kammerorchester, dem Kammer- und dem Madrigalchor sowie mit fünf Solisten auf. Diese sind Martina Schilling (Sopran), Anne-Carolyn Schlüter (Alt), Stefan Sbonnik (Tenor für die Evangelistenpartie), Frederik Schauhoff (Bass für die Jesusworte) sowie Thomas Bonni (Bass für die Arien).

Aufführungen am 13. und 14. April

Die beiden Aufführungen in der Trinitatiskirche, Filzengraben 4, finden am Samstag, 13. April, um 18 Uhr und am Sonntag, 14. April, bereits um 16 Uhr statt. Sie können Eintrittskarten an der Abendkasse für 15, ermäßigt 8 Euro erwerben. Bereits jetzt können Sie unter collegium-musicum@uni-koeln.de oder unter der Telefonnummer 0221/470 41 96 Karten reservieren. Ihre reservierten Karten holen Sie bitte bis spätestens eine halbe Stunde vor Beginn ab. Die Platzwahl in der Trinitatiskirche ist frei.


Johann Sebastian Bach – bis heute der bedeutendste Komponist der protestantischen Kirche

Johann Sebastian Bach (1685-1750) ist unbestritten bis heute der bedeutendste Komponist der protestantischen Kirche. Neben seinen großen Orgelwerken und dem umfangreichen Kantatenwerk, die er im Rahmen seiner Kantorentätigkeit verfasste, schrieb er zu den Hoch-Zeiten im Kirchenjahr stets auch besonders umfangreiche und aufwändige Werke.

Streng genommen hätte Bach die Matthäuspassion, ein knapp dreistündige Werk, gar nicht schreiben dürfen, denn bei seinem Amtsantritt in der Leipziger Thomaskirche im Jahr 1723 hatte er sich seinem Arbeitgeber gegenüber zu einem genauen Reglement verpflichtet. Die kirchenmusikalischen Kompositionen waren – so die damals getroffene Vereinbarung – so zu gestalten, „…dass sie nicht zu lang währen, auch also beschaffen seyn möge, damit sie nicht opernhaftig herauskommen, sondern die Zuhörer vielmehr zur Andacht aufmuntere“. Ein riesig besetztes, dreistündiges Werk mit zwei bis drei Chören, zwei Orchestern und mindestens fünf Solisten ging somit sicher weit über das vertraglich Verabredete hinaus.

Wohl auch deshalb fand die seit 1727 nachweislich mehrfach in Leipzig aufgeführte Matthäuspassion keinerlei Echo in der Presse oder in sonstigen Überlieferungen. Offenbar duldete man nur widerwillig das imposante Werk und ignorierte es systematisch.


 

Text: Wolf-Rüdiger Spieler
Foto(s): Wolf-Rüdiger Spieler