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Martin-Luther-Gemeindezentrum in Bedburg feiert Jubiläum, ebenso die Friedenskirche. Kunst, Konzert und Lesung im Jubiläumsjahr

Bis vor 25 Jahren war es sumpfiger Acker, dann entstand an der St.-Rochus-Straße 36 in Bedburg-Kaster das evangelische Martin-Luther-Gemeindezentrum. Das Jubiläum ihres Gotteshauses feierte die Evangelische Kirchengemeinde Bedburg-Niederaußem-Glessen mit einem Gottesdienst unter dem Motto „Komm, bau ein Haus“.

Erste Gottesdienste in Schulgebäude
Bis das eigene Gemeindezentrum eingeweiht wurde, hatte das protestantische Leben in Kaster viele improvisierte Züge. „Als ich hier hinkam, in den Dreißiger Jahren, gab es ja nur eine Handvoll Evangelen“, erzählt Rosemarie Schmidt (76), langjährige Presbyterin der Gemeinde. Das änderte sich nach dem Zweiten Weltkrieg, als sich viele Menschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten hier ansiedelten, darunter auch zahlreiche Protestantinnen und Protestanten. „Die Gottesdienste fanden in einem Schulgebäude statt“, erinnert sich Friedhelm Schmidt (79), ebenfalls langjähriger Presbyter. Ende der 60er Jahre erreichte die Zahl der Gemeindeglieder etwa 1.000, und der Ruf nach einem eigenen Gemeindezentrum wurde immer vernehmlicher.

Förderverein sammelte 40.000 Mark
Es begann die Suche nach einem geeigneten Grundstück. Durch den Tausch gegen eine Fläche in Hüchelhoven erwarb die Gemeinde 1975 einen Großteil des Areals an der St.-Rochus-Straße, der Rest wurde 1976 dazugekauft. „Es war ein sumpfiger Acker, der für die Bauarbeiten erstmal abgestützt werden müsste. Auch gab es Auflagen von Rheinbraun, ein besonders starkes Fundament zu errichten, da der Untergrund wegen des Tagebaus in diesem Gebiet beweglich ist“, berichtet Friedhelm Schmidt. Die Anfänge waren gemacht, das eigene Gemeindezentrum rückte für die Protestantinnen und Protestanten immer näher. Der Bauausschuss traf sich von nun regelmäßig, es wurden Pläne und Entwürfe erörtert, ein Architektenwettbewerb brachte als Sieger den Entwurf des Kölner Architekten Jürgen Hadenfeldt hervor. 1,2 Millionen Mark wurden für den Neubau veranschlagt, es blieb aber eine Lücke von 40.000 Mark. Die schloss der Kirchbauförderverein, der im September 1982 gegründet wurde. „Wir haben fleißig Klinken geputzt, und wir haben es geschafft“, sagt Friedhelm Schmidt. Ein Großteil der Kosten für die Inneneinrichtung wurde von dem Förderverein finanziert.

Orgelpfeifen als Sparschweine
Der erste Spatenstich wurde am 18. November 1982 vom damaligen Pfarrer Hans-Georg Limberg ausgeführt, im März 1983 sollte die Grundsteinlegung stattfinden. „Bis dahin war der Keller fertig und es stand eine einzelne Wand. Kurz vor der Grundsteinlegung gab es einen heftigen Sturm, der diese Wand umriss“, schildert Kaspar Mayer (76). Seine Ehefrau Berta Mayer (74) war die erste Küsterin des Gemeindezentrums, beide waren lange Jahre auch im Presbyterium aktiv. Die Grundsteinlegung konnte dennoch durchgeführt werden, im Juni 1983 wurde das Richtfest gefeiert. Und am 12. Februar 1984 war dann endlich der Moment, auf den die Gemeinde in Kaster schon so lange gewartet hatte: Das neue Gemeindezentrum wurde eingeweiht. Karlheinz Toth war mittlerweile Pfarrer im Bezirk Bedburg geworden, und zusammen mit einer großen Zahl Gemeindeglieder wurde das Martin-Luther-Gemeindezentrum seiner Bestimmung übergeben. Der Name nahm Bezug auf den 500. Geburtstag des Reformators, der 1983 gefeiert wurde. Neben der Friedenskirche in Bedburg, die im Oktober 1959 eingeweiht wurde, verfügt der Bezirk Bedburg-Kaster der Gemeinde damit über zwei evangelische Gemeindezentren. Der Neubau an der St.-Rochus-Straße verfügte zunächst über keine Orgel. „Auch dafür haben wir gesammelt. Es standen drei Orgelpfeifen als Sparschweine in der Kirche, in die die Leute nach den Gottesdiensten Geld einwerfen konnten“, erinnert sich Friedhelm Schmidt. Der Glockenturm, der das Gemeindezentrum schon von weitem erkennbar macht, kam erst Pfingsten 2003 hinzu.

Vielfältiges Gemeindeleben
Auf 600 Quadratmetern Nutzfläche werden seit 1984 nicht nur Gottesdienste gefeiert. „Es herrscht ein reges Gemeindeleben“, erklärt Presbyterin Bärbel Schröter (51). Krabbelgruppen, ein Seniorennachmittag im Wechsel mit dem Seniorenfrühstück, Jugendtreff, ein Frauentreff sowie Trödelmärkte und kulturelle Veranstaltungen wie Theater oder Lesungen finden hier regelmäßig statt. „Lediglich musikalische Veranstaltungen organisieren wir wegen der besseren Akustik lieber in der Friedenskirche“, so Schröter. „Und wir legen Wert darauf, dass regelmäßig in beiden Gemeindezentren Gottesdienste gefeiert werden“, betont Pfarrer Gebhard Müller-Philipps. Er kam im August 2001 in den Bezirk Bedburg-Kaster, unterstützt wird er von Pfarrer Matthias Bertenrath, der eine halbe Stelle bekleidet.

Stammpublikum für jedes Gemeindezentrum
Knapp 2.800 Gemeindeglieder leben im Bezirk, der größere Teil in Bedburg. Jedes Gemeindezentrum, so die Erfahrung der vergangenen 25 Jahren, hat sein eigenes Stammpublikum. „Die Menschen hier sind sehr ortsverbunden“, erklärt Müller-Philipps. „Viele kamen nach dem Zweiten Weltkrieg hierhin und wurden dann später wegen des Tagebaus noch einmal umgesiedelt. Zweimal mussten sie sich eine neue Heimat aufbauen, da bleibt man der Kirche im eigenen Ort treu.“ „Es kommt nur selten vor, dass Menschen aus Kaster nach Bedburg zum Gottesdienst gehen und umgekehrt“, sagt auch Schröter.

Kunst, Konzert und Lesung im Jubiläumsjahr
Mit einem schönen Symbol haben die Protestantinnen und Protestanten die vergangenen 25 Jahre des Gemeindezentrums beschrieben. Zu Beginn des Jubiläumsgottesdienstes stand am Altar eine aus Pappkartons nachgebildete Kirche, die im Verlauf der Feier mit den Fotos der Gottesdienstbesucherinnen und -besucher „verziert“ wurde. Die Menschen kommen zur Kirche, aber es sind auch die Menschen, die sie mit Leben und Inhalt füllen. Leben und Inhalt der Gemeinde spiegelt sich auch in den verschiedenen Veranstaltungen wider, die die Gemeinde in diesem Jahr veranstaltet. Unter anderem ist in Kaster ab März eine Ausstellung mit verschiedenen Künstlern zu sehen, am Sonntag, 15. März, tritt dort um 15 Uhr das Seniorentheater „Immergrün“ mit dem Stück „Und nach dem Dessert, wollt‘ er immer noch mehr“ auf. Eine Lesung aus Dennis Vlamincks historischem Roman „Reliquiem“ steht am Donnerstag, 25. Juni, ab 19.30 Uhr auf dem Programm. In der Friedenskirche in Bedburg, Langemarckstraße 26, findet am Freitag, 24. April, ab 20 Uhr ein Konzert mit der Gruppe „Acoustic Shiver“ statt, und am Sonntag, 4. Oktober, wird dort mit einem Jubiläumsgottesdienst ab 10.15 Uhr das 50-jährige Bestehen der Friedenskirche gefeiert.

Text: Jörg Fleischer
Foto(s): Jörg Fleischer