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Marlis Bredehorst ist neues Mitglied der Kirchenleitung

„Die Evangelische Kirche in Köln ist nicht gerade staatstragend“, meinte Marlis Bredehorst, Staatssekretärin a.D., als sie sich zur Wahl stellte als nebenamtliches Mitglied der Kirchenleitung. Das sicherte ihr bei einigen Kölnerinnen und Kölnern eine erhöhte Aufmerksamkeit während des Marathons der Kandidaten-Vorstellungen auf der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland. Ebenso ihr Bekenntnis, das Rheinland sei zwar nicht der schönste, aber der beste Ort, um in Deutschland zu leben.

Die Kölnerin erhielt im dritten Wahlgang 93 der 196 abgegebenen Stimmen. Ihre Gegenkandidatin Gabriele Orbach bekam 76 Stimmen. Im ersten Wahlgang unterlag die ehemalige Grünen-Abgeordnete dem Bonner Wolfgang Albers, bis Anfang 2016 Polizeipräsident von Köln.

„Bei Pfarrerin Neufang eingetreten“
Bredehorst wurde vor 60 Jahren in Hamburg geboren, wuchs dort auf, und trat dort im Alter von 26 Jahren aus der Evangelischen Kirche aus. Die Sozialisierung durch Kindergottesdienste, Jungschar, Jugendarbeit, alternative Gottesdienstformen und einen „modernen Pastor“ wirkten jedoch nach: Mit 46 Jahren ist sie in Köln wieder in die Evangelische Kirche „bei Pfarrerin Neufang eingetreten“, wie sie erzählte. Sie ist Mitglied im Presbyterium der Evangelischen Gemeinde Köln und dort zuständig für die Finanzen.

Kompliment für Köln
„Nicht staatstragend zu sein“ – damit macht die Juristin und Diplom-Soziologin der Kirche in Köln ein echtes Kompliment: „Ich bin damals in Hamburg aus der Evangelischen Kirche ausgetreten, weil sie zu staatstragend war“, so Bredehorst. Sie habe sich nicht deutlich genug an die Seite der Benachteiligten gestellt. Und das ist der zweifachen Mutter ein zentrales Anliegen, ebenso wie zum Beispiel die Eine-Welt-Bewegung.

Gleichberechtigung der Geschlechter
„Frauen und Lesben haben einen guten Platz in der Evangelischen Kirche“, begründet Bredhorst, die sich frauenpolitisch stark engagiert, ihre Kandidatur. Unter anderem hat sie bereits Frauen-Ski-Reisen und Frauen-Musikwochen organsiert. Die Gleichberechtigung der Geschlechter will sie auch in der Evangelischen Kirche „nach vorn bringen“. Nicht nur in Amtsblättern solle sich die geschlechtergerechte Sprache wiederfinden, sondern auch in den Gottesdiensten. „Ich wünsche mir, weibliche Metaphern für Gott zu finden“, sagt Bredehorst. Für ihr neues Amt erklärt sie: „Ich möchte Kirche attraktiv machen für moderne Menschen, die sich für eine gute Welt einsetzen, und die eine spirituelle Sehnsucht haben.“

Marlis Bredehorst lebt seit 2002 in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft mit Eli Wolf-Bredehorst, Pastorin der hessischen Landeskirche. Ihre Amtszeit in der rheinischen Kirche dauert bis zum Jahr 2025.

Text: Angelika Knapic
Foto(s): Hans-Jürgen Vollrath