Man darf sich den neuen Superintendenten des evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord als einen glücklichen Mann vorstellen: Die Arbeit macht ihm wirklich Spaß, und im Urlaub hat er „fast immer Traumwetter“. In diesem Sommer geht es an die Nordseeküste. Dort wird sich Markus Zimmermann, Nachfolger von Ernst Fey im Kirchenkreis Köln-Nord, dann erst einmal erholen von den „positiven Anspannungen“ der Wahl Ende April, zusammen mit seiner Frau Susanne, so wie er Pfarrerin in Mauenheim, und seinen vier Kindern im Alter von 10 bis 16 Jahren.
Mit dem FC Köln mitgefiebert
Angespannt war der bisherige Synodalassessor auch am vorvergangenen Wochenende. Da hat er am Autoradio den Aufstieg des FC miterlebt. Das Auto stand am Rand einer Wiese, auf der Zimmermann gerade selbst mit Verwandten kickte. Das ist so üblich bei den jährlichen Treffen der Familie seiner Frau. Im RheinEnergie-Stadion war Zimmermann auch schon des Öfteren. Beeindruckt hat ihn aber nicht nur die Atmosphäre vor Ort. „Ich bin mal nach einer Niederlage mit den Fans in der Bahn gefahren. Diese tiefe Identifikation der Anhänger mit ihrem Verein ist faszinierend. Die würde auch der Kirche gut anstehen.“
„Sogar im Wirtschaftsteil finde ich Anregungen“
Ziemlich „komplex“ nennt der jetzige Superintendent seine Freizeitgestaltung in seiner sechsköpfigen Familie. Da steht er auch schon mal als „Spielervater“ an der Außenlinie, wenn sein Sohn bei einem Fußballturnier am Start ist, oder er mischt sich unter die Besucher eines Rockkonzertes in der „Kantine“, weil sein Sohn in der Band Schlagzeug spielt. Zimmermann, seine Gemeinde weiß es, spielt leidlich Querflöte und Trompete. Und er hat mit seiner Frau das Tanzen wiederentdeckt. Einmal pro Woche drehen sich die beiden im Dreivierteltakt. Das hat angefangen, als seine älteste Tochter in der Tanzschule ihren Abschlussball feierte und die tanzentwöhnten Eltern eine Probestunde absolvieren konnten, um sich am Abend nicht zu blamieren. Ansonsten nimmt sich Zimmermann Zeit für die Wochenzeitung „Die Zeit“ aus Hamburg. Die liest er intensiv und lässt kein Ressort aus: „Sogar im Wirtschaftsteil finde ich Anregungen.“ Dazu kommt jede Menge theologische Lektüre, Romane hebt er sich auf für den Urlaub.
Konversion zur evangelischen Kirche
Der neue Superintendent war sogar einmal Messdiener. Aufgewachsen ist der 1963 geborene Zimmermann in Mülheim, später in Lindenthal. Nach dem Abitur konvertierte er von der katholischen Kirche zur evangelischen: „Die stand mir bei der Suche nach der religiösen Freiheit deutlich näher. Faszinierend fand ich das unmittelbare Verhältnis des Menschen zu Gott, hinter dem die Institution zurücktreten muss.“ Nach diesem Schritt ist Zimmermann ganz schön in der Welt herumgekommen.
Seine Frau kennt er seit Schulzeiten
Markus Zimmermann studierte Theologie, klassische Philologie und Pädagogik in Bonn, Tübingen und Wien. Sein Vikariat absolvierte er mit seiner Frau, die er seit Schulzeiten kennt, in Köln-Pesch. Dann gingen beide für ein knappes Jahr nach North Carolina in den USA und arbeiteten in der United Church of Christ. Mitglieder der Gemeinde haben die Zimmermanns im vergangenen Jahr beim Kirchentag in Köln besucht. Seit 2002 ist er Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Mauenheim-Weidenpesch.
„Leistung kann nicht alles sein“
Den Job als Superintendent muss man ihm nicht erklären. In den vergangenen acht Jahren war Zimmermann als Synodalassessor Stellvertreter von Superintendent Fey. Darüber hinaus erteilt er Religionsunterricht am Montessori-Gymnasium, wo er immer wieder mit der Sinnsuche von jungen Leuten konfrontiert wird. „Sie fragen nach Lebenszielen. Leistung kann nicht alles sein“, berichtet Zimmermann. Hier habe die evangelische Kirche eine passgenaue Botschaft: „Leistung ist überhaupt nicht entscheidend für das Verhältnis von Mensch zu Gott.“
Ehrenamtliche sind „wichtigster Schatz“
Mit großer Wertschätzung spricht der neue Superintendent über die ehrenamtlich Tätigen in den Gemeinen, für deren Weiterbildung er sich besonders einsetzen will: „Sie sind unser wichtigster Schatz.“ Den Gemeinden rät er zu Kooperationen. Es könne nicht jeder alles machen. Ein Blick über den Tellerrand schade nie. Eines seiner ersten Projekte betrifft Kinder und ist ein solcher Schritt in Richtung Kooperation: Zimmermann will einen Kita-Verbund gründen, dem alle Gemeinden beitreten sollen, die Kindertagesstätten betreiben. Damit bekäme die einzelne Gemeinde mehr Planungssicherheit etwa in Personalvertretungsfragen im Krankheitsfall, zum anderen würde auch ein neues Wir-Gefühl erzeugt, nämlich: „Wir sitzen alle in einem Boot.“
„Identität stiften“: Themen und Ziele des neuen Superintendenten
„Orientierung geben und Identität stiften“ nennt der neue Superintendent als Ziele seiner Arbeit für die nächste Zeit. Mit den anderen Mitgliedern des Kreissynodalvorstands möchte Zimmermann eine kirchenkreiseigene Konzeption erarbeiten, „die parteilich ist, die Ernst macht mit dem ureigenen Wesen unserer Kirche als Kirche Jesu Christi und ,Kirche für andere‘ – mit Bonhoeffer gesprochen.“ Er will sein Augenmerk richten auf die Ökumene, die zunehmende Armut in Teilen der Gesellschaft und den Sonntagsschutz.
„Ehrlichen, offenen, kritischen Dialog mit dem Islam führen“
Und er möchte als Vertreter des Kirchenkreises einen „ehrlichen, offenen und kritischen Dialog mit Vertretern des Islam“ führen. Die Bewahrung der Schöpfung rücke nach dem Großbrand in dem Ineos-Chemiewerk in Worringen auch wieder stärker in den Mittelpunkt, so Zimmermann. Der Kölner Stadtteil Worringen liegt auf dem Gebiet des Kirchenkreises Köln-Nord. „Begleitung, Unterstützung, Ermutigung, Stärkung und Parteilichkeit für die Belange der Gemeinden und der Kolleginnen und Kollegen“ gehörten ebenfalls zu den wichtigen Aufgaben eines Superintendenten. Darüber hinaus soll gerade mit Fortbildungsveranstaltungen für ehrenamtlich Tätige das protestantische Profil in den Gemeinden geschärft werden getreu dem Bibelwort: „Es gibt einen Geist und viele Gaben“.
Foto(s): Stefan Rahmann