„Wir sind anders“ beschreibt Marina Konejung ihre Gemeinde in Bergisch Gladbach. Sie ist inzwischen die sechste Prädikantin, die Pfarrer Achim Dehmel als Mentor in der Ausbildung zur Predigthelferin in seiner Gemeinde begleitet hat.
Anders, weil sie gut vorbereitet in den Kurs startete, was die anderen Teilnehmenden beeindruckt habe. „Pfarrer Dehmel hat mir, bevor es losging, den kompletten Ausbildungsplan vorgelegt. Ich wusste genau, was mich erwartet. Das kannten die anderen nicht“, erzählt sie. An das neue Amt hatte er sie langsam herangeführt: „Zuerst habe ich nur die Liturgie vor der Predigt gehalten, und dann habe ich mich langsam bis zum kompletten Gottesdienst gesteigert“, erzählt sie.
Erste Andacht auf der Jugendfreizeit
Der Wunsch, Prädikantin zu werden, reifte bei Konejung schon seit sie 14 Jahre alt war. Als 1989 die Kirche zum Heilsbrunnen gebaut wurde, bauten zeitgleich ihre Eltern ein Haus in derselben Siedlung. „Ich bin in der Gemeinde groß geworden. Meine Mutter hat sich von Anfang an kirchlich engagiert und so war ich von klein an auch immer dort“, erzählt die Grundschullehrerin, die in Radevormwald Religion unterrichtet, und zählt die einzelnen Stationen auf: Krabbelgruppe, Kindergottesdienst, Konfirmation, Jugendarbeit, die Leitung eines Kinderchores, Jugendband… Der Jugendmitarbeiter, ebenfalls Prädikant, nahm sie als Teamerin mit zu Freizeiten, wo sie ihre erste Andacht halten durfte. „Das war scheinbar ganz gut, denn danach hielt ich öfter Andachten und zu Hause dann auch eine Predigt im Jugendgottesdienst“ beschreibt sie ihren Werdegang.
Die Jüngste in der Ausbildungsgruppe
Die Ausbildung zur Prädikantin ist frühestens mit 25 Jahren möglich. Als Konejung mit 23 ihr Theologiestudium abschloss, bat sie den Pfarrer um Unterstützung. Das Presbyterium der Gemeinde befürwortete den Plan, ein Gespräch mit der Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, Andrea Vogel, und dem Prädikantensprecher rief in Anbetracht des jungen Alters der Bewerberin zunächst noch Skepsis hervor. Letztendlich wurde die heute 28-Jährige dann aber für den Prädikantenkurs der Evangelischen Kirche im Rheinland vorgeschlagen, der nach einer Wartezeit im Januar 2014 für sie begann. „Ich war das Küken in der Gruppe. Die meisten waren um die Mitte 40“, lacht sie.
Schöner Ausgleich zur Arbeit als Religionslehrerin
Am 3. Juli wurde sie von der Superintendentin feierlich in der Kirche zum Heilsbrunnen ordiniert. Konejung bereut ihre Entscheidung nicht. „Dieses Amt ist ein schöner Ausgleich zu meiner Arbeit als Religionslehrerin. Hier darf ich mich theologisch mit Bibeltexten auseinandersetzen, die Texte zerpflücken und von allen Seiten angucken. Und hinterher darf ich den Leuten erzählen, was ich herausgefunden habe“, erzählt sie begeistert. Das Schönste seien dann manche Rückmeldungen von Gottesdienstbesuchern: „Wenn mir zum Beispiel jemand sagt, dass ich ihm mit meiner Predigt ins Herz gesprochen habe, bin ich baff und denke, die haben mir ja tatsächlich zugehört!’“, wundert sie sich. Die positiven Rückmeldungen für ihre Predigten kann ihr Mentor, Pfarrer Achim Dehmel, nur bestätigen: „Ihre frische jugendliche Art zu predigen, ihre anschaulichen Beispiele aus Grundschule und Alltag sowie ihre persönliche authentische Gebetssprache finden in den Gottesdiensten offene Ohren und Herzen.“
Durch Theologiestudium vorgebildet
Der Beruf der Pfarrerin ist für die studierte Theologin nie in Frage gekommen. Ihr Studium habe ihr aber bei der Prädikantenausbildung sehr geholfen. Manche Ausbildungsphasen wie zum Beispiel der Einführungskurs, in dem es um exegetisches Arbeiten ging, seien für sie „sehr entspannt“ gewesen. Und auch jetzt in der Gottesdienstvorbereitung gehe alles etwas schneller „Ich bin ja schon vorgebildet“, meint sie. Mindestens alle zwei Monate möchte die frisch ordinierte Predigthelferin in ihrer Gemeinde zukünftig einen Gottesdienst halten. „Nur vor der Zeugnisvergabe wird es eng“, schmunzelt sie. „Da werde ich mich von Gottesdiensten lieber fern halten.“
Foto(s): Ringfoto Häuser, Bergisch Gladbach