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Margot Käßmann seit Dezember Honorarprofessorin der Ruhr-Uni Bochum

Die Evangelisch-Theologische Fakultät der der Ruhr-Universität Bochum bringe mit der Verleihung der Professur ihre große Wertschätzung für das Wirken der früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), DR. Margot Käßmann, zum Ausdruck, sagte Dekanin Isolde Karle in einer Feierstunde. Die 52-jährige Theologin habe vielen Menschen gezeigt: „Theologie ist nicht etwas Verstaubtes, sondern hat mit unserem Leben zu tun.“Die evangelischeFakultät bekomme nun „noch mehr Frauenpower“.

Käßmann soll ein Jahr lang auf dem Gebiet der Ökumene und Sozialethik forschen und lehren. Sie freue sich darauf, mit jungen Leuten zu arbeiten, die an Theologie interessiert sind, sagte sie in einer kurzen Dankesrede. Käßmann ist erste Inhaberin der neu eingerichteten Max-Imdahl-Gastprofessur, die an den Bochumer Kunsthistoriker Max Imdahl (1925-1988) erinnert. Er gehörte zur Gründergeneration der seit 1962 bestehenden Ruhr-Uni mit über 30.000 Studenten eine der zehn größten Universitäten in Deutschland. Ihre Antrittsvorlesung hält Käßmann am 12. Januar 2011 zum Thema „Multikulturelle Gesellschaft – Wurzeln, Abwehr und Visionen“. Zuletzt lehrte sie im Rahmen einer Gastprofessur an der Emory-Universität in Atlanta in den USA.

1989 in Bochum promoviert
Karle erinnerte bei der Feier an die besondere Beziehung Käßmanns zur Ruhr-Universität. Die geborene Marburgerin hatte dort 1989 bei dem späteren Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Konrad Raiser, über das Thema „Armut und Reichtum als Anfrage an die Einheit der Kirche“ promoviert.
Heute sei Käßmann ein „große Impulsgeberin“, sie habe in herausragender Weise zum Wissenstransfer theologischer Theorie in die Öffentlichkeit beigetragen und sich in ihren kirchlichen Ämtern mutig zu wichtigen gesellschaftlichen und ethischen Fragen geäußert.“Wichtig sind auch ihre religionspädagogischen Impulse zur Religiosität von Kindern“, erklärte die Dekanin.

Fast zeitgleich mit der Übernahme der Professur erneuerte Käßmann ihre Kritik am deutschen Afghanistan-Einsatz
Margot Käßmann bekräftigte Ende Dezember auch ihre Kritik am Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. Es sei tragisch, dass keine Friedenskonzeptionen entwickelt würden, sagte die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in einem Interview des Radiosenders SWR2. „Die Bundeswehr ist nun mal keine Entwicklungshilfeorganisation, wie es manchmal dargestellt wird“, sagte Käßmann wenige Tage nach ihrer Rückkehr von einem Studienaufenthalt in den USA.
Die ehemalige Bischöfin hatte zum Jahreswechsel 2009/10 mit ihrer Kritik am deutschen Engagement in Afghanistan eine breite öffentliche Debatte ausgelöst. Käßmann sagte nun, auch am Ende dieses Jahres stelle sich die Frage, was das Konzept dieses Einsatzes sei. Wenn es einen Vorrang ziviler Mittel geben solle, warum werde dann immer nur über die Verlängerung militärischer Mandate und Truppenstärken gesprochen? „Das stört mich immer wieder,dass Mittel in Militärisches fließen, aber viel zu wenig Mittel in friedenserhaltende Maßnahmen“, kritisierte Käßmann.

Text: epd-west
Foto(s): Evgangelisch.de