Manfred Rekowski wird neuer Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die Landessynode der rheinischen Kirche wählte den 54-jährigen Theologen heute Vormittag bei ihrer Tagung in Bad Neuenahr.
"Wirkung nach innen"
"Ich spüre das Vertrauen, aber auch die Last der Verantwortung dieses Amtes", sagte Rekowski in einem ersten Statement. Er sehe sich als "erster Sprecher einer Kirche des Gottes, der sich für Befreiung, Versöhnung, Frieden und Gerechtigkeit einsetzt". Rekowski verwies auf die Herausforderungen und Probleme, vor denen die rheinische Kirche intern steht. Nötig sei eine "Konzentration der Wirkung nach innen, um damit eine Wirkung nach außen entfalten zu können".
Umbruch und Strukturveränderungen
"Wir freuen uns, Sie als neues Mitglied der Kirchenkonferenz begrüßen zu dürfen", gratulierte Landesbischof Jochen Bohl, stellvertretender Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), dem neugewählten Präses. Manfred Rekowski verfüge über Erfahrungen mit Strukturveränderungen und über die in Umbruchsituationen nötige Konzentration auf Christus als Mitte und Quelle kirchlichen Tuns. Auch Dr. Markus Dröge, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, verwies auf Rekowskis Erfahrungen mit Strukturveränderungsprozessen, die dieser sicher konstruktiv in die Kirchenleitung werde einbringen können. Er wünscht ihm "Mut und Freude, das Evangelium in den vielfältigen Aufgaben des Präsesamtes zu bezeugen".
Glückwünsche von Hannelore Kraft
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft wünschte dem designierten Präses Schaffenskraft, Ausdauer und persönliche Zuversicht. Auch Martin Hein, Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, schickte eine Gratulation, wünschte ihm Gottes Segen für sein Amt. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck sandte seine Glückwünsche. Er hofft, dass es Rekowski gelingt, das "Zusammenwirken von Glauben und der heutigen Lebenswirklichkeit fortzuführen".
Nachfolge am 3. März
Im dritten Wahlgang erhielt Oberkirchenrat Rekowski, der seit 2011 hauptamtliches Mitglied der Kirchenleitung und Leiter der Personalabteilung im Landeskirchenamt ist, 116 Stimmen. Auf seine Mitbewerberin Vizepräses Petra Bosse-Huber entfielen 93 Stimmen. Der künftige Präses tritt am 3. März die Nachfolge von Präses Nikolaus Schneider an, der in den Ruhestand geht.
Superintendent in Wuppertal
Vor seinem Wechsel ins Landeskirchenamt war Rekowski erster Superintendent des Kirchenkreises Wuppertal, der durch die Fusion der Kirchenkreise Barmen und Elberfeld zu Beginn des Jahres 2005 entstand. Rekowski hat in Bethel, Marburg, Bochum und Wuppertal Theologie studiert. 1986 wurde er Pfarrer in der Kirchengemeinde Wichlinghausen in Wuppertal. Parallel dazu war er von 1993 bis 2011 Superintendent in Wuppertal, zunächst des Kirchenkreises Barmen und dann, nach der von ihm vorangetriebenen Kirchenkreisfusion, des Kirchenkreises Wuppertal. Von 2000 bis 2007 hat Manfred Rekowski schon einmal in der rheinischen Kirchenleitung mitgearbeitet – als nebenamtliches theologisches Mitglied. Manfred Rekowski, Vater zweier erwachsener Kinder, ist seit 1980 mit Birgit Rekowski verheiratet.
Zwei Wahlgänge für Dr. Ellen Ueberschär
211 stimmberechtigte Synodale waren beim ersten Wahlgang anwesend. Die nötigen 106 Stimmen zum Gewinn der Wahl bekam keiner der Kandidierenden. Es stimmten 75 Landessynodale für Petra Bosse-Huber, 80 für Manfred Rekowski und 54 für Dr. Ellen Ueberschär. Im zweiten Wahlgang gab es 212 Stimmberechtigte. Die nötigen 107 Stimmen zum Gewinn der Wahl erreichte auch beim zweiten Wahlgang niemand. Neben einer Enthaltung fielen 84 Stimmen auf Petra Bosse-Huber, 89 Stimmen auf Manfred Rekowski und 38 auf Dr. Ellen Ueberschär, die damit beim dritten Wahlgang nicht mehr dabei war.
Drei Mal geheime Abstimmung
Und so lauteten die Spielregeln: Bei der Wahl der Mitglieder der Kirchenleitung ist geheim abzustimmen, heißt es in der Geschäftsordnung für die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland. Es gibt höchstens drei Wahlgänge. Im ersten und zweiten Wahlgang ist gewählt, wer die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen erhält. Im dritten Wahlgang findet eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidierenden mit den meisten Stimmen gegeneinander an. Dann ist gewählt, wer die einfache Mehrheit der Stimmen erhält.
Stichwort Kirchenleitung
Da die Landessynode, das oberste Leitungsgremium der Evangelischen Kirche im Rheinland, nur einmal im Jahr zusammentritt, wird die rheinische Kirche in der Zwischenzeit durch das 16-köpfige Präsidium der Synode geleitet. In dieser Funktion heißt das Präsidium Kirchenleitung. Der Kirchenleitung sitzt die oder der Präses vor. Ihr bzw. ihm stehen Vizepräses (theol.) und Vizepräsident/Vizepräsidentin (jur.) zur Seite. Präses, Vizepräses und Vizepräsident gehören gleichzeitig zu den sieben hauptamtlichen Kirchenleitungsmitgliedern; bis auf die/den Präses stehen diese jeweils einer der sechs Abteilungen des Landeskirchenamts vor. Unter den neun nebenamtlichen Mitgliedern der Kirchenleitung sind drei Plätze für ordinierte Theologinnen und Theologen reserviert. Die übrigen sechs Sitze sind Nichttheologinnen und Nichttheologen vorbehalten. Mit knapp 2,8 Millionen Mitgliedern ist die rheinische Kirche die zweitgrößte der EKD-Gliedkirchen.
Zwei Kölnerinnen zur Wahl
Turnusmäßig werden auch neue Mitglieder für die Kirchenleitung gewählt. Unter den Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahl nebenamtlicher Kirchenleitungsmitglieder, als Nachfolge für die ausgeschiedene Ingrid Schaefer, befinden sich auch zwei Kölnerinnen: die Juristin Eva-Maria Hoffmann von Zedlitz (Stellvertretende dritte Synodalälteste im Kirchenkreis Köln-Mitte) und die Realschulrektorin Gabriele Orbach (Synodalälteste im Kirchenkreis Köln-Nord). Diese "Wahl des Mitglieds einer Kirchengemeinde" findet morgen statt.
Foto(s): EKiR