Unter dem Eindruck des Attentats in den Pariser Redaktionsräumen des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ hatte der Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Josef Wirges kurzfristig eine Mahnwache des Ehrenfelder Bündnisses gegen Rechtsextremismus in den Balloni-Hallen anberaumt.
In Anlehnung an die Erklärung von Rolf Domning, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region, warnte Pfarrer Hanser Brandt-von Bülow, stellvertretender Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord, dabei vor Populisten, die Anlässe wie den Anschlag von Paris nutzten, „weiter Angst und Hass gegen unsere friedlichen, mit uns zusammen lebenden und arbeitenden muslimischen Mitbürger und Nachbarn zu schüren.“
Klar Position beziehen
Gegen solche Versuche, so Brandt-von Bülow weiter, müsse die Zivilgesellschaft klar Position beziehen, den Dialog im Sinne eines friedlichen Miteinanders aller Religionsgemeinschaften und Kulturen auf breiter Basis fortsetzen und stets wachsam bleiben, wenn es um die Verteidigung der Grundrechte gehe: „Dafür stehen wir als evangelische Kirche.“
Gegen Stigmatisierung
Knapp 60 Vertreter von muslimischen, jüdischen und christlichen Religionsgemeinschaften und Kirchen, aus Politik, Polizei, Verwaltung, Vereinen und Initiativen waren in den Balloni-Hallen zusammengekommen. Bezirksbürgermeister Wirges forderte dazu auf, die gemeinsame Trauer um die Opfer des Anschlags als Auftrag zu verstehen, sich noch stärker als bisher für das Grundgesetz der Bundesrepublik und die darin verbriefte Meinungsfreiheit einzusetzen. Aber auch, so Wirges, als Appell gegen die Stigmatisierung einzelner Religionen. Thorsten Klute, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW, mahnte die verschiedenen Gruppen, sich nicht auseinanderdividieren zu lassen: „Niemals darf der Terror den Spaltpilz in unsere Gesellschaft tragen.“
Zusammenhalt gefordert
Bekir Alboga, Mitglied des Bundesvorstands der DITIB, verlas eine gemeinsame Erklärung verschiedener islamischer Religionsgemeinschaften, in der es unter anderem heißt, dass „jede Religion ihre Fanatiker“ habe und dies „nicht auf eine einzelne Ethnie projiziert“ werden dürfe. „Lassen Sie uns zusammenhalten“, appellierte Alboga an die Versammelten. Auch Alexander Sperling, Geschäftsführer der Kölner Synagogen-Gemeinde, deren Wohlfahrtszentrum – wie die DITIB-Moschee – in Ehrenfeld steht, fand klare Worte: Von schrecklichen Ereignissen wie dem Attentat in Paris dürfe man „nicht den Alltag bestimmen lassen. Die Religionen dürfen nicht weiter in den Dreck gezogen werden“.
Positives Signal
Ein optimistischer Akzent kam abschließend von Nurhan Soykan, Generalsekretärin des Zentralrats der Muslime. Die Gegendemonstration anlässlich der „Kögida“-Veranstaltung in Deutz am Montag vergangener Woche sei ein positives Signal gewesen: „Ich bin stolz auf meine Mitbürger, stolz, Kölnerin zu sein. Ich sehe mit Zuversicht in die Zukunft, wir werden auch diese schweren Tage überstehen.“
„Bleu, blanc et rouge"
Danach ließen Wirges und seine Mitstreiter Ballons in den Farben der französischen Trikolore in den Himmel über Ehrenfeld steigen. „Bleu, blanc et rouge – Ehrenfeld ist bunt, nicht braun“, rief der Bezirksbürgermeister.
Foto(s): Hans-Willi Hermans