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Luther kommt im Koffer

Jede Menge Luther und Reformation stecken in dem neuen Materialkoffer des evangelischen Schulreferats Köln. Die Schulreferenten Thomas vom Scheidt, Dr. Rainer Lemaire und Schulreferentin Utta Brauweiler-Fuhr stellten den Luther-Koffer bei einer Lehrerfortbildung Ende Januar vor und schickten das Gepäck für anschaulichen Unterricht sogleich auf die Reise.

„Unser pädagogischer Ansatz ist nicht das Faktenlernen, sondern dynamischer Transfer in die heutige Lebenswelt“, erklärt vom Scheidt. „Oft braucht es nicht mehr als einen Anstoß für eigene Überlegungen und Kreativität“, ergänzt Brauweiler-Fuhr.

Luther als Puppe
Spielen und Rätseln statt Pauken – so soll die Beschäftigung mit dem Reformationsjubiläum und seiner Hauptfigur in Schulen begeistern. Dafür sorgen schon allein die Handpuppen von Martin Luther und seinem Griechisch-Professor Philipp Melanchthon. Für die beiden bedeutenden spätmittelalterlichen Reformer, die als Puppen mit Knuddelfaktor aus dem Koffer kommen, könnten Schüler Dialoge schreiben und aufführen. Oder die Kinder und Jugendlichen nehmen Luther mit auf einen Spaziergang, setzen ihn dorthin, wo sie Antworten auf die Frage „Gegen welche Missstände würde Luther heute protestieren?“ entdecken und fotografieren das Ganze.

Kupfererz, Bleilettern und Tintenfass – was hat das mit Luther zu tun?
Das Schulreferat selbst ist bei der Beschaffung einiger Gegenstände für den Luther-Koffer mit der Zeit gegangen. In einem Internet-Kaufhaus wurden Dinge wie ein Stück Kupfererz, Bleilettern oder ein Tintenfass ersteigert, dazu kommen Hammer und Trinkbecher. Was die Gegenstände heute über den Reformator sagen, kann ein spannendes Detektivspiel werden. Beim Hammer liegt nahe, dass Luther mit einem solchen Werkzeug am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg genagelt hat. Der Trinkbecher, das lässt sich nachlesen, symbolisiert, dass der Abendmahlkelch, den bis zu Luthers Reform nur Priester in der Hand halten durften, fortan in der Gemeinde herumgereicht wurde. Schwieriger ist das Rätsel um das Kupfererz zu lösen. Doch alles soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Probelauf war erfolgreich
Bevor der Luther-Koffer in Umlauf gebracht wurde, probierte Schulreferent Lemaire in einer Grundschule aus, wie das innovative Unterrichtspaket bei den Schülerinnen und Schülern ankam. Eifrig und ausdrucksstark malten die Kinder das Gewitter, in dem Luther gelobte, Mönch zu werden. Sie stellten eine Playmobilfigur des Reformators vor die Kulisse. Der Koffer funktionierte!

Lebensdaten am roten Faden
Der Luther-Koffer räumt mit dem Auswendiglernen von wichtigen Ereignissen in Luthers Biographie auf. Stattdessen gibt es einen roten Faden, an dem die Jahreszahlen und dazu gerahmte Porträts von Luther, wie er zu der Zeit ausgesehen haben könnte, aufgereiht werden. „Die Biographie ist das Herzstück des Koffers“, erläutert Utta Brauweiler-Fuhr.
Außer der Biographie gibt es aber noch andere Themenbereiche, denen allen eine bestimmte Farbe zugeordnet ist: Grün für den Lebenslauf, Weiß für die Übertragung der Reformation in die heutige Lebenswelt, Rot für die kreativen Angebote und Gelb für Unterrichtsmaterial wie Comics, ein Lern-Spiel oder Luther-Filme.

Der Kofferinhalt ist wandelbar
„Es war sehr aufwendig, den Luther-Koffer zusammenzustellen, und dieser Koffer ist nicht ein für alle Mal fertig“, erklärt Thomas vom Scheidt. Derzeit bemüht er sich, das Film-Angebot um einen Jugendfilm aus Holland über die Reformation in Antwerpen zu bereichern.
Von den Schulen, die mit dem Luther-Koffer gearbeitet haben, erhofft sich das Evangelische Schulreferat Ergebnisse, zum Beispiel Kopien der selbst verfassten Luther-Melanchthon-Dialoge, Fotos von den Orten, an denen Luther wahrscheinlich heutige Missstände anprangern würde, oder die Schriftstücke, die beim Schreiben mit Federn, Drucken mit Bleilettern oder Siegeln mit der Luther-Rose entstanden sind. Die Rückmeldungen fließen in die künftige Gestaltung der Kofferinhalte ein.

Wo gibt es den Luther-Koffer?
In einem robusten Hartschalenkoffer, der den Gebrauch im Schulalltag übersteht, stellt das Evangelische Schulreferat die Unterrichtsideen bereit. Der Koffer ist für den Einsatz in allen Schulfrormen geeignet, von Grundschule bis Gymnasium, aber auch für Konfirmanden- und Jugendgruppen. Bis zum Sommer sind alle einwöchigen bis zehntägigen Ausleihtermine allerdings schon ausgebucht. „Wir überlegen deshalb – ähnlich wie für den begehrten Koffer 'Judentum entdecken' – einen zweiten Luther-Koffer zu packen“, sagt Utta Brauweiler-Fuhr. „Herrin der Koffer“, so Thomas vom Scheidt, ist Schulreferat-Sekretärin Barbara Hartmann, Telefon 0221/ 33 82 274, E-Mail Barbara.Hartmann@kirche-koeln.de.

Text: Ulrike Weinert
Foto(s): Ulrike Weinert