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Luther-Exponate für Bergisch Gladbach?

Luthers Totenmaske in Bergisch Gladbach? Der Wunsch nach einer besonderen Ausstellung zum 500. Reformationsjubiläum beflügelte ein Grüppchen Bergisch Gladbacher, Ende Juni nach Halle an der Saale zu fahren. Die Reise sollte vorab nicht an die große Glocke gehängt werden, da der Ausgang des ehrgeizigen Unternehmens zu unsicher schien.

Doch jetzt sind Pfarrer Thomas Werner, seine Ehefrau Kirsten, Gemeindehelferin Dagmar Pelz und die stellvertretende Kulturbeauftragte Conny Uphoff, die als Delegation des Pfarrbezirks Gnadenkirche der Evangelischen Kirchengemeinde Bergisch Gladbach unterwegs waren, glücklich mit guten Neuigkeiten aus Halle zurück: Es könnte klappen, dass im Reformationsjubiläumsjahr 2017 hochkarätige Exponate und Originale zu Luther, Melanchthon und ihrer Zeit in der Gnadenkirche ausgestellt werden. Vorgesehen ist der Zeitraum von September bis November 2017 – also den 500. „Geburtstag“ des Anschlags der 95 Thesen an die Wittenberger Kirchentür einschließend, der bis heute als Reformationstag am 31. Oktober gefeiert wird.

Gipsabdruck aus dem 19. Jahrhundert
Zu den Wunsch-Objekten, die Werner gerne von der Saale an die Strunde holen möchte, gehören ein Gipsabdruck aus dem 19. Jahrhundert von der Totenmaske Luthers, eine Bibel von 1543 mit einem handschriftlichen Geleitwort von Martin Luther, eine weitere Bibel mit lutherischen Randnotizen sowie ein Schuh und ein Bierkrug, die dem Reformator Philipp Melanchthon zugeschrieben werden. Mit Blick auf das Evangelische Krankenhaus wären auch Exponate zum damaligen Gesundheitswesen hochwillkommen, beispielsweise ein voluminöses Heilpflanzen-Buch aus dem 16. Jahrhundert. Alle Objekte werden in der Marienbibliothek zu Halle an der Saale aufbewahrt, einer historisch-wissenschaftlichen evangelischen Kirchenbibliothek. Sie ist die älteste und größte ununterbrochen öffentlich zugängliche Bibliothek ihrer Art in Deutschland.

„Eine schöne Ausstellung zusammenstellen“
Pfarrer Thomas Werner ist beeindruckt, auf wie viel Gegenliebe seine Idee einer Gladbacher Luther-Ausstellung bei der Leiterin der Marienbibliothek stieß. Anke Fiebiger sei „freundlich, herzlich und offen“ den Wünschen des Gnadenkirchen-Teams begegnet. Und so habe er sie gebeten, „eine schöne Ausstellung zusammenzustellen“. Die Kuratoriumssitzung der Bibliothek wird voraussichtlich im November 2016 über die Leihgaben entscheiden. Stehen die Lichter dann weiter auf Grün, könnte die Ausstellung womöglich durch einen Vortrag der Bibliotheksleiterin über die präsentierten Kostbarkeiten und Kunstschätze sowie ein angemessenes Rahmenprogramm mit Gottesdiensten, Konzerten und einem großen Reformationsfest begleitet werden. Gerhard Niebuhr, Vorsitzender des Kirchbauvereins der Gnadenkirche, befasst sich bereits mit technischen, vertrags- und versicherungsrechtlichen Fragen.

Konkrete Veranschaulichung der Reformationszeit
„Es geht darum, den Menschen im Rheinland den Zugang zu den reformatorischen Inhalten zu erleichtern“, begründet Werner, warum er Zeit und Kraft in dieses Ausstellungsprojekt steckt. Bereits 2009 gelang es ihm, das als „Lutherschrein“ bekannte Luther-Triptychon von Weimar für einige Wochen in die Gnadenkirche zu holen. „Schon damals habe ich festgestellt, dass diese konkrete Veranschaulichung der Reformationszeit durch ein hochkarätiges Original vielen Menschen den Zugang zur Reformation erleichtert. Ich war daher in den letzten Jahren auf der Suche nach neuen Exponaten.“ Als vergangenes Jahr eine Studienfahrt Gemeindemitglieder der Gnadenkirche nach Eisenach, Wittenberg und Halle führte, war die Gruppe sehr beeindruckt von der Totenmaske Luthers – und die Idee keimte, einen historischen Gipsabguss nach Bergisch Gladbach zu holen.

Text: Ute Glaser
Foto(s): Gnadenkirche