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Lust auf die Gemeinde-Homepage

Der Internetauftritt einer Kirchengemeinde muss nicht teuer sein, sagt Ralf Peter Reimann, der Internetbeauftragte der Evangelischen Kirche im Rheinland. Sie sollte allerdings halten, was sie verspricht – und stets auf dem aktuellen Stand sein. Was das im Einzelnen bedeutet, hat Wolfgang Beiderwieden in einem Interview erfragt.

Herr Reimann, ein Internetauftritt gehört längst zum Erscheinungsbild einer Kirchengemeinde. Doch nutzen die Gemeinden die Möglichkeiten auch aus?
Fast alle Kirchengemeinden haben eine Homepage. Es geht also nicht um das ob, sondern um das wie. Es gibt Homepages, die Lust machen, die Gemeinde zu besuchen. Aber es finden sich auch Homepages, die für Insider gemacht sind und keinen einladenden Charakter haben. Oft genügt es, gedanklich eine Außenperspektive einzunehmen und zu überlegen, wie diese Seite auf Außenstehende wirkt. Wirkt die Seite einladend? Finde ich schnell Kontaktinformationen? Nur als Beispiel: Gibt es für die Kirche eine postalische Anschrift? Gemeindeglieder wissen, wo die Kirche liegt, aber nicht jede und jeder, die neuzuzieht, weiß, wo die Kirche ist.

Ein guter Internetauftritt ist ohne entsprechendes Engagement nicht zu haben. Worauf sollte eine Kirchengemeinde in jedem Falle achten, auch wenn sie nicht viel Zeit und Geld in ihren Auftritt investieren kann?
Weniger ist in diesem Falle mehr. Nur versprechen, was sich tatsächlich einhalten lässt. Wer zu groß startet und dann die Aktualisierungen nicht nachhalten kann, verspielt Vertrauen, wenn die Seiten veraltet sind. So wie ein Gemeindebrief keine Hochglanzbroschüre sein muss, braucht auch eine Gemeindewebsite nicht viel Geld zu kosten. Hier gibt es günstige Open Source Lösungen, auch macht die Landeskirche – und oft auch der Kirchenkreis – Homepage-Angebote für Gemeinden. Unabdingbar ist, Kontakt anzubieten, und wenn es Anfragen gibt, diese zeitnah zu beantworten.

Warum sollte sich eine Kirchengemeinde in den Sozialen Netzwerken engagieren?
Weil wir uns als Volkskirche verstehen, müssen wir auch da sein, wo die Menschen sind. Deshalb müssen wir auch über Social Media erreichbar sein. Aber nicht alle müssen alles machen, hier sind Absprachen innerhalb einer Gemeinde, darüber, wer was macht, wichtig. Die Social Media Guidelines der rheinischen, westfälischen und lippischen Kirche geben dazu Hilfestellung. Von hauptamtlich Mitarbeitenden erwartet man, dass sie qua Amt bestimmte Inhalte teilen. Wenn ehrenamtlich Mitarbeitende sich in Social Media für die Belange ihrer Kirchengemeinde engagieren, hat dies eine hohe Glaubwürdigkeit.

Wie verändert sich durch die Digitalisierung das Selbstverständnis von Kirche? Entsteht durch das Netz eine neue Form von Gemeinde?
Lebensformen sind verschieden, nicht jede und jeder findet in jeder Lebenslage den Weg zur Ortsgemeinde. Daher ist es wichtig, dass wir als Ergänzung zu gemeindlichen Angeboten Online-Angebote haben für Menschen, die ihren Glauben leben wollen und im Netz nach geistlicher Erfahrung suchen. Gerade weil das Internet ein niederschwelliges Medium ist, können Distanzierte hier selbstbestimmt Kontakt aufnehmen und selbst entscheiden, wie sie sich an die Kirche annähern.

Die Sozial Media Guidelines sind im Internet abrufbar.

Text: Wolfgang Beiderwieden
Foto(s): Privat