„Im September waren wir zu viert, im Oktober saßen zwölf Menschen mit uns am Tisch, im November waren es 30 und im Dezember kamen 200 Menschen zu der Auftaktveranstaltung von WinLi ", erzählt Kai Zander, Quartiersmanager des Jubilate-Forums in Lindlar, immer noch erstaunt. „WinLi“ – das steht für "Willkommen in Lindlar" und ist eine überparteiliche und überkonfessionelle Initiative, die sich für eine Willkommenskultur unter dem Motto „Vielfalt gestalten statt Angst verbreiten“ einsetzt.
130 Flüchtlinge leben derzeit in sechs verschiedenen Unterkünften in Lindlar. Die Tendenz ist steigend. „Im letzten Herbst hat sich ein Bürger an die evangelische Kirche gewendet, mit dem Bedürfnis etwas für die Flüchtlinge tun zu wollen, die in stetiger Zahl in Lindlar ankamen“, erinnert sich Zander. Vorbilder mit guten Erfahrungen gab es ja bereits, etwa die Willkommensinitiative „WiSü“, Willkommen in Sürth, die den Initiatoren beratend zur Seite stand. „Die Reaktionen der Lindlarer war überwältigend. Die Menschen sehnten sich regelrecht danach, etwas für die Flüchtlinge zu tun, ihren Anteil zu leisten.“
Drei kostenlose Sprachkurse
In kurzer Zeit hat die Initiative ein breites Angebot auf die Beine gestellt. „Willkommen in Lindlar“ bietet mittlerweile drei kostenlose Sprachkurse für Flüchtlinge an, unter anderen auch im Jubilate-Forum. In jedem dieser Kurse betreuen jeweils zwei Lehrer und eine Anzahl weiterer Helfer ehrenamtlich die Flüchtlinge und vermitteln Grundkenntnisse der deutschen Sprache. „Das Interesse der Flüchtlinge an diesen Angeboten ist sehr rege. Ihnen fällt ja auch die Decke auf den Kopf und sie möchten sich beteiligen", erzählt Zander. Etwa 50 Flüchtlinge unterschiedlicher Herkunft nehmen an den Kursen teil. „Wir bemühen uns, unser Angebot noch auszubauen.“
Unterstützung im Alltag
Darüber hinaus hat „WinLi“ momentan ein Team von etwa 25 Privatpersonen, die sich im Besuchsdienst ehrenamtlich engagieren. Es haben sich Hauspatenteams für die verschiedenen Wohneinrichtungen gebildet und es sind Patenschaften zu einzelnen Flüchtlingen entstanden. Der Besuchsdienst bietet in Lindlar den bereits hier lebenden und neu ankommenden Migranten einen Kontakt, über den sie in Lindlar und den umliegenden Dörfern besucht werden können. Die Paten informieren über die Möglichkeiten der Unterstützung, begleiten bei Ämterbesuchen, erklären Alltägliches oder haben einfach nur ein offenes Ohr. „Alle unsere Paten werden kostenlos von einem Coach auf diesen Dienst vorbereitet“, erklärt Zander.
Deutschland kennenlernen
In einem Orientierungskurs lernen die Flüchtlinge in Lindlar und Umgebung die deutsche Gesetzgebung, Politik und Politiker sowie die Geschichte und die Kultur dieses Landes kennen. Die Kursinhalte umfassen unter anderem das politische System der BRD, die Grundrechte, den Zweiten Weltkrieg und einige kulturelle Besonderheiten in Deutschland. Auch diese Kurse werden von ehrenamtlichen Männern und Frauen in Lindlar geleitet.
Sportlich und mobil
Auch im Gemeinschaftsgarten der Initiative „essbares Lindlar“ sind die Flüchtlinge gern gesehen. Ein Sportangebot hat die Initiative bereits organisiert. „SchwimmLi“ nennt sich das Angebot im Parkbad in Lindlar und „KickLi“ das Fußballspielen vor dem Jubilate-Forum. Und bei einer Fahrrad-Sammelaktion wurden sogar 30 Räder gespendet, die nun für die nötige Mobilität sorgen.
Integration ins soziale Leben
Auch ins soziale Leben sollen die Flüchtlinge in Lindlar integriert werden. Einige sind bereits im Karnevalsumzug mitgegangen und konnten den rheinischen Frohsinn beim gemeinsamen Feiern miterleben. „Da gab es im Vorfeld einige Skeptiker“, berichtet Zander und meint: „Das war kein Vorführen von Flüchtlingen, ganz im Gegenteil, sie waren mittendrin in Lindlar und hatten wie wir viel Spaß. Das hat ganz viel Distanz aufgehoben“. Zurzeit werde ein großes Fest geplant, das man im Juni begehen wolle, wenn ein neues Flüchtlingswohnhaus in Lindlar eröffnet wird. Es solle Platz für etwa 40 Personen bieten. „Wir planen ein großes Event, auf das wir uns schon jetzt sehr freuen“, so der Quartiersmanager.
„Wir haben der Initiative das Laufen beigebracht“
Partner der Initiative sind neben der Evangelischen Kirchengemeinde Lindlar, die Katholische Kirchengemeinde Lindlar, die Initiative „essbares Lindlar“ und der Runde Tisch für Frieden und Gerechtigkeit. Der Schirmherr ist Bürgermeister Dr. Georg Ludwig. „Es ist schon so, dass in Lindlar die Initiative eng mit der evangelischen Gemeinde verbunden wird“, meint Zander. „Das Jubilate-Forum ist der Dreh- und Angelpunkt. Hier finden die meisten Veranstaltungen statt.“ Auch die Auftaktveranstaltung im Dezember hätten im Forum stattgefunden. „Wir haben der Initiative das Laufen beigebracht!“, freut sich Zander. Seit neuestem hat die Initiative auch einen Sprecher: Siegfried Chalier.
Weitere Informationen und Kontakt
„WinLi“ ist ein großartiges Beispiel dafür, wie Bürgerinnen und Bürger mit Herz und Verstand aktiv und unkompliziert Hilfe zur Integration von Flüchtlingen leisten können. Eine Aktion zum Nachahmen. Wie man „WinLi“ unterstützen kann, und was gerade benötigt wird, das kann man auf der ausführlichen Homepage www.winli.de nachlesen.
Foto(s): WinLi