Mittlerweile ist sie schon Tradition in der Trinitatiskirche: die Feier der Osternacht mit der Aufführung einer Bach-Kantate. Seit 2011 feiert Stadtsuperintendent Rolf Domning mit seiner Gemeinde und interessierten Gottesdienstbesuchenden nun bereits an jedem Karsamstag einen Abendmahlsgottesdienst mit einer besonderen Osterbotschaft und festlicher Kirchenmusik in der Trinitatiskirche. Diese Tradition hatte er bereits als Gemeindepfarrer über Jahrzehnte gemeinsam mit dem damaligen Kartäuserkantor und Kirchenmusikdirektor Peter Neumann an der Kartäuserkirche gepflegt.
Nacht der Nächte
Seitdem lockt die Osternacht alljährlich viele Besucherinnen und Besucher in die Trinitatiskirche, verspricht diese im Kirchenjahr zentrale „Nacht der Nächte“ doch einen besonders stimmungsvollen Ausklang der siebenwöchigen Passionszeit und des gleichzeitigen Übergangs in die österliche Festzeit. Liturgisch setzt sie den Karfreitagsgottesdienst zur Sterbestunde Christi, der nach alter, lutherischer Tradition offen und still endet, fort und mündet nach Mitternacht am frühen Ostersonntag mit dem Schlusssegen im Osterfest.
Licht, Wort, Raum und Musik geben dem Gottesdienst ein ganz besonderes Gepräge. Es wird in der klassizistischen Basilika vollkommen dunkel sein, wenn das an der neuen Osterkerze frisch entzündete Licht in die Kirche getragen und an alle Besucherinnen und Besucher, die vorher Kerzen erhalten haben, verteilt wird. Diese Lichtfeier, auch „Luzernar“ genannt, an deren Ende der Kirchenraum in hellem Kerzenlicht erstrahlt, drückt mit Helligkeit und Wärme symbolisch die Auferstehung Christi und damit den „Sieg über den Tod“ aus.
Auch die Kirchenmusik zeichnet im Lauf des Gottesdienstes die Rückkehr zum Leben und zu österlicher Freude nach: Sind zu Beginn noch schlichte, einstimmige Melodien und Choräle zu hören, steigert sich die Musik bis zur Bach-Kantate und zur strahlenden Orgelmusik zum Ausgang. Fester Bestandteil einer jeden Osternacht sind biblische Lesungen aus der Schöpfungsgeschichte (Genesis) sowie den Büchern Exodus (Israel zieht durch das Schilfmeer) und Ezechiel (Das Totenfeld wird durch Gottes Odem lebendig).
Die Akteure
Von Anfang an mit dabei sind der evangelische Theologe, Prädikant und Journalist Michael Birgden und Wolf-Rüdiger Spieler, Kirchenmusiker und Programm- und Organisationsleiter der Trinitatiskirche, der bei der ersten Osternachtsfeier in der Trinitatiskirche 2011 die Orgel spielte und seit 2012 mit dem von ihm gegründeten und geleiteten reger chor köln die gesamte musikalische Gestaltung übernimmt. Im Zentrum der gottesdienstlichen Musik steht die Bach-Kantate, dazu erklingen weitere österliche Chorsätze, Motetten, Orgel- und lnstrumentalstücke.
Nachdem in den letzten Jahren alle Osterkantaten von Bach aufgeführt worden sind, beschreitet der reger chor köln in diesem Jahr neue Wege und wird die Kantate „Aus der Tiefen ruf ich, Herr, zu Dir“ BWV 131 für Soli, Chor und Orchester aufführen. Diese große und großbesetzte Psalm-Komposition aus dem Jahr 1707 ist eine der frühesten Kantaten von Johann Sebastian Bach. Sie entstand bereits während seiner Tätigkeit im thüringischen Mühlhausen für einen Bußgottesdienst, der anlässlich des großen Stadtbrandes stattfand.
Der Gottesdienst am Karsamstag, 20. April, beginnt um 22:30 Uhr und wird bis kurz nach Mitternacht dauern. Neben Stadtsuperintendent Domning, Michael Birgden, Wolf-Rüdiger Spieler und dem reger chor köln wirken noch zwei Solisten und ein Barockorchester mit Streichern, Holzbläsern und Continuo mit.
Foto(s): Wolf-Rüdiger Spieler