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Licht ist „Jugendlich(t)“: In einem Kunstprojekt des evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord hauchten Jugendliche alten Lampen neues Leben ein

„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ – so beginnt der Schöpfungsbericht im Ersten Buch Mose. Doch Leben eingehaucht wird Himmel und Erde darin erst durch die Aufforderung: „Es werde Licht“. Das Licht in all seinen Spielarten war Thema eines Kunstprojekts im evangelischen Kirchenkreis Köln-Nord, in dem Jugendliche ausrangierte Lampen wieder zu neuem „Leben“ erweckten.

Licht ist wärmend oder verführerisch
Felix, 13, aus Weiden musste nicht lange überlegen: „Ich denke bei Licht direkt an die Sonne und dann an Urlaub am Strand.“ Folgerichtig steht seine Lampe in einer Strandlandschaft. Fast schon bedrohlich dagegen ist die Lampe von Fabian aus Bickendorf: Ein Vers aus dem Buch Hiob 12, 22 „Er öffnet die finsteren Schluchten und bringt heraus das Dunkel ans Licht“ inspirierte ihn zu seinem Werk: Ein schwarzes Gebilde mit Christbaumkugeln, von innen notdürftig erhellt. Die Kugeln, die eigentlich an ein anheimelndes Weihnachtsfest erinnern, stehen bei ihm für „den Apfel der Sünde“.
So gegensätzlich und vielfältig wie diese beiden Lampen sind auch die übrigen Arbeiten, die zur Zeit in der Auferstehungskirche in Bocklemünd ausgestellt sind. Alte christliche Symbole wie der Fisch finden sich in der Gestaltung, aber auch abstrakte Gestaltungen mit Farbe und Stoffen.

Vom Trödel zum Kunstwerk
Die Idee entstand, so Katrin Reher, Jugendreferentin im evangelischen Kirchenkreis Köln-Nord, beim so genannten Konvent, dem regelmäßigen Treffen der hauptamtlichen Jugendleiter des Kirchenkreises. Sehr präsent war allen noch ein Projekt, in dem Jugendliche alte Stühle gestaltet hatten. Das Thema „Licht“ für ein neues Kunstprojekt bot sich zur dunklen Jahreszeit förmlich an und Material in Form ausrangierter Lampen steht auf manchem Dachboden oder Keller. Acht der 15 Gemeinden des Kirchenkreises nahmen teil. Spendenaufrufe im Gottesdienst fanden Gehör, und Gemeindemitglieder lieferten das „Rohmaterial“, in Form ausgedienter Lampen. Finanziert wurde das nötige Bastelmaterial aus Projektmitteln – sofern in den Gemeindehäusern nichts vorhanden war. Die Umsetzung – ob zum Beispiel als Konfirmandenprojekt oder in einer Ferienaktion – war den Gemeinden selbst überlassen. 43 Lampen entstanden so, angefertigt von rund 60 Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die teilweise im Teamwork an einer Lampe arbeiteten. Von der Kindergruppe bis zum 27-Jährigen ist beibei ein breites Altersspektrum vertreten.

Inspirationsquelle Bibeltexte
Als Inspiration dienten Bibeltexte zum Thema – und da war „Mut zur Lücke gefragt“. „Wenn man im Internet sucht, findet man schon rund 70 Bibelzitate zum Thema“ erinnert sich Reher. Uta Walger, Pfarrerin an der Auferstehungskirche Bocklemünd, sprach in ihrer Kurzandacht zur Ausstellungeröffnung sogar von rund 200 Bibelzitaten. Schwierigkeiten, die Jugendlichen zur Beschäftitung mit „uncoolen“ alten Bibelversen zu motivieren, gab es kaum: “ Jugendliche haben durchaus einen Hang zur Spiritualität“ weiss Reher aus Erfahrung: Auch für ein früheres Graffiti-Projekt kamen schon einmal Bibeltexte zum Einsatz. Die Möglichkeit, sich kreativ auszutoben und einen alten Text modern zu vermitteln, gab einen zusätzlichen Anreiz. Der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt, schließlich ist die Bandbreite groß: Während es in Hiob 30, 26 heisst „Ich hoffte auf Licht und es kam Finsternis“, Licht also die Hoffnung auf einen besseren Zustand enthält, ist es im Matthäusevangelium 5,15 der Aufruf, Potential auszuschöpfen: „Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel“.

Neues Licht in alten Lampen
Pfarrerin Walger, die die Kurzandacht zur Eröffnung hielt, konnte die Entstehung der Lampen „ihrer“ Jugendlichen mitverfolgen – und zeigte sich beeindruckt, schließlich gab es das ein oder andere technische Problem zu bewältigen, um die ausrangierten Lampen wieder zum Leuchten zu bringen. „Leuchten“ ist hier durchaus doppelt zu verstehen: Möbelstücke, die in den fünfziger und sechziger Jahren mit Troddeln, Fransen und Riesenschirmen einmal dekorativ waren, entsprechen nicht unbedingt dem heutigen Geschmack. „Ich finde es toll, dass aus diesen Scheusslichkeiten so schöne Sachen rausgekommen sind, dass man sie wieder lieb gewinnt“ fasste Walger ihre Begeisterung zusammen. Beeindruckt zeigte sich auch Superintendent Markus Zimmermann, der zur Eröffnung kam: „Ihr habt die Lampen nicht nur verschönert, sondern ihnen ein neues Licht gegeben“ lobte er die Jugendlichen für ihren Einsatz.

Wanderausstellung
Die Ausstellung „JugendLich(t) ist als Wanderausstellung durch den Kirchenkreis in all jenen Gemeinden konzipiert, aus denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kunst-Aktion kommen: Bis Sonntag, 5. Dezember, ist sie noch in der Auferstehungskirche in Bocklemünd, Görlinger Zentrum 39, zu sehen.

Weitere Stationen
Ab Samstag, 12. Dezember, sind die Lampen in der Kirchengemeinde Ehrenfeld ausgestellt.
Ab Samstag, 9. Januar 2010, in der Gemeinde Pulheim
Ab Samstag, 30. Januar 2010 in der Gemeinde Weiden, mehr darüber hier: http://www.ev-kirche-weiden.de
Ab Samstag, 20. Februar 2010, in der Gemeinde Quadrath-Ichendorf: http://www.evangelisch-in-qi.de
Ab Samstag,13. März 2010, in der Gemeinde Niehl: http://www.niehl.kirche-koeln.de/
Und ab Samstag, 3. April 2010, in der Gemeinde Worringen http://www.friedenskirche-worringen.de

Text: Annette von Czarnowski
Foto(s): v. Czarnowski