„1957? Da war ich doch schon Presbyter, dann müsste ich doch auf dem Foto sein!“ „Guck mal, das war doch die Küsterin damals!“ „Hier auf dem Konfirmandenfoto, das in der zweiten Reihe in der Mitte, das bin ich!“
Begeistert und in Erinnerungen schwelgend gingen die Besucherinnen und Besucher des letzten Gemeindefestes der Erlöserkirche in Köln-Weidenpesch durch die Fotoausstellung mit dem Titel „Meine Kirche und ich“. Viele alte und junge Gemeindeglieder erkannten sich und andere auf den Fotos wieder, die wochenlang in der Gemeinde gesammelt wurden und nun in einer Ausstellung in den Gemeinderäumen in der Derfflinger Straße „60 Jahre Kirchengeschichte“ zeigten.
Neubau einmütig und einstimmig beschlossen
Das Gemeindefest war das letzte in der „alten“ Erlöserkirche, so wie sie heute noch steht. Denn 2016 ist der Abriss der Kirche geplant, um anschließend ein neues gemeinsames Gemeindezentrum zu bauen, in dem die Arbeit der Bezirke Mauenheim und Weidenpesch künftig fortgeführt werden soll. „Wenn die neue Kirche in der Derfflinger Straße fertig ist, wird die Philipp-Nicolaikirche in Mauenheim geschlossen. Für die Dauer des Neubaus finden ab Oktober 2014 alle gemeindlichen Veranstaltungen in Mauenheim statt“, so Pfarrerin Christina Schlarp. „In der Gemeinde schaut man mit etwas Melancholie, aber auch viel Verständnis auf den Abriss der Erlöserkirche. Alles wurde einmütig und einstimmig beschlossen“, erzählte Pfarrerin Susanne Zimmermann. „Langfristig wäre die Erlöserkirche zu klein für unsere Gemeindearbeit, und die wird nun mal zukünftig hier stattfinden.“
Fotoshooting mit zwei Kirchen
Ein wenig Melancholie spürte man auch beim Gang durch die Fotoausstellung, aber viel mehr noch den Humor und die Vorfreude, mit der man sich jetzt der neuen Aufgabe stellen will. Neben historischen Fotos der beiden Kirchen enthielt die Ausstellung auch aktuelle Fotos, die bei einem Fotoworkshop im August in der Gemeinde entstanden sind. Viele Menschen ließen sich mit großformatigen Bildern der Erlöserkirche oder der Philipp-Nicolai-Kirche fotografieren – mal „stand“ die Kirche im Hintergrund, mal hatte man sie „in der Hand“. Fotos gab es in allen Lebenslagen: in der Hängematte, beim Picknick, auf der Kirchenbank, im Garten… Und sehr schön: Ein großes Gruppenfoto mit den Bildern beider Kirchen im Hintergrund, auf dem die Fotografierten wirkten, als ob sie in die Ferne schauten und sich fragten, wie wohl alles einmal werden würde.
Die Fotoaktion war übrigens eine Idee von Christoph Stein, für die Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde zuständig, und der Weidenpescher Künstlerin Karin Schlechter. Beide übernahmen sowohl die Organisation der Aktion als auch das Fotografieren.
Auf dem Gemeindefest nutzten zahlreiche Besucherinnen und Besucher das Fotoshooting als schöne Gelegenheit für ein Erinnerungsfoto mit den alten Kirchen. Darunter auch Andreas Hellriegel, der von 1971 bis 1997 Pfarrer der Gemeinde war und Ingrid Bonnat, die mehr als 20 Jahre als Kirchenmusikerin in Mauenheim-Weidenpesch gearbeitet hat. „Es ist schön zu sehen, dass vieles noch so ist, wie wir es einmal gestaltet haben, aber auch, dass vieles sich weiterentwickelt“, freute sich Pfarrer Hellriegel.
Viele Gaben machen die Gemeinde „steinreich“
Das Motto des Gemeindefestes „Wir sind steinreich“ war bereits Thema im Gottesdienst, mit dem das Fest eröffnet wurde. „Das war ein langer und lebhafter Gottesdienst, in dem es um den ersten Petrusbrief ging, in dem steht ‚Ihr seid die lebendigen Steine’“, erklärte Pfarrerin Susanne Zimmermann. Während des Gottesdienstes seien alle Gaben der Gemeindeglieder auf Ziegelsteinen gesammelt und zu einer Mauer gestapelt worden: Musik, Prophetie, Weisheit, Organisation, Leitung, Lehren, Heilung, Ermutigung, Gebet und vieles mehr. „Alle diese Gaben haben wir in unserer Gemeinde, deshalb sind wir steinreich!“, freute sich Zimmermann. „Am Ende des Gottesdienstes durfte jeder Besucher und jede Besucherin einen Kieselstein aus unserem Taufbecken mitnehmen, auf denen ebenfalls Gaben standen, die Gott uns schenkt“.
An diesem besonderen Tag tauschten viele Menschen Erinnerungen aus und erzählten Anekdoten. So berichtete der Baukirchmeister vom verlorenen Grundstein, der bis heute noch nicht gefunden wurde, weil niemand wisse, wo man ihn einst eingemauert habe. Die Tochter des Künstlers, der damals das Taufbecken und die Kirchenfenster kreierte, erinnerte sich, wie sie als kleines Mädchen ihrem Vater helfen durfte, die Mosaiksteine im Taufbecken zusammenzulegen. Sie hatte als Überraschungsgeschenk an die Gemeinde einige der Originalsteine von damals mit dabei.
Buntes Programm rund um das Thema „Steine“
Das Thema „Steine“ zog sich durch den ganzen Tag hindurch. Es gab ein buntes Programm für Kinder und Erwachsene rund um das Thema mit Steinolympiade, Kickerturnier, Kirchenführungen, Jugendband, Theater- und Tanzaufführungen und dem traditionellen Abschlusssingen.
Foto(s): Susanne Hermanns