Liebe Gemeinde!
Zwei Bilder aus der Advents- und Weihnachtszeit, gesehen im evangelischen Magazin „chrismon“. Das erste Bild: Eine Häuserreihe, über und über mit Lichterketten verziert, die Bäume im Garten unter elektrischen Glühbirnen versteckt, Plastik-Rentiere in Silhouetten leuchten, Möbel mit kleinen Lämpchen erhellt, wie ein Wasserfall aus Licht.
Wie hebt sich die illuminierte Häuserzeile ab vom dunklen Nachthimmel? Vielleicht ja mit Strom aus einem Atomkraftwerk – oder doch besser von den Windrädern?
Weihnachten soll es gemütlich sein!
Das zweite Bild – eine Karikatur in zwei Teilen: Zwei Erwachsene auf der Straße, Schnee auf der Erde und auch auf der Fichte, einen Schritt voraus ein kleiner Junge, den Kopf zu den Fragenden gedreht.
„Na?! Und was bringt dir das Christkind?“
Das Kind blickt nach vorne und antwortet: „Erlösung!“
Erstaunt?
Erwarten wir denn überhaupt noch die richtigen Antworten auf unsere Fragen?
Weihnachten, was ist das?
Suchen wir die Antworten in den „glitzernden Einkaufstempeln“? Oder auf den inflationären Weihnachtsmärkten? Oder auf der Flucht an den warmen Stränden in Übersee?
Oder suchen wir sie bei dem Kind und erinnern uns an den Evangelisten Lukas, der auch gesagt hat: „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“
Weihnachten, was ist das? „Erlösung“…?
Ist das also das Beste an der Weihnachtszeit? Oder anderes?
Geschenke bekommen? Ein paar arbeitsfreie Tage zu haben? Anderen Geschenke machen? Weihnachtliche Stimmung in den Straßen? Gottesdienstbesuche?
Laut einer Emnid-Umfrage, bei der man drei Favoriten angeben durfte, haben
· 68 % geantwortet: „Zeit für Familie und Freunde zu haben.“
· 55 % mögen die Stimmung auf den Straßen, und
· 42 % freuen sich darüber, Geschenke zu machen.
Antworten in einer Welt, in welcher der Konsum an Macht gewinnt und in der wir doch entdecken können, dass es andere Sehnsüchte gibt, andere Hoffnungen und Freuden, die in manchen Zeitabschnitten des Jahres verschüttet zu sein scheinen.
Sehnsüchte, damit sich Angst und Sorgen nicht noch breiter machen, zum Beispiel
· bei den jungen Menschen: ob sie eine gute Ausbildung und eine Arbeitstelle bekommen,
· bei den Erwachsenen, die Weihnachten viel stärker merken, dass sie manchmal sehr allein sind,
· bei den Älteren, ob sie das Erarbeitete aus ihrem Leben behalten können und sich nicht fast entschuldigen müssen, dass sie nach über 40 Jahren Arbeit einen Versorgungsanspruch haben.
Weihnachten, was ist das?
Der Ort, an dem wir unsere Sehnsüchte benennen dürfen, weil Gott uns in der Geburt Jesu ganz nahe gekommen ist.
Sehnsüchte, die in der Umfrage an erster Stelle standen. Ich verstehe darunter: Vertrautheit, Geborgenheit, Verlässlichkeit und vielleicht Fröhlichkeit.
Wenn Menschen sich darüber hinaus ein wenig Ruhe, Besinnlichkeit und Harmonie wünschen, dann ist das in unserer lauten, hektischen und oft genug rücksichtslosen Welt mehr als verständlich.
Der Tatort -Kommissar Bernd M. Lade sagte: „Weihnachten ist die friedlichste Zeit des Jahres, das ist das Schönste. Wir sind viel mit unseren Kindern zusammen, spielen, erzählen Geschichte, machen eigene Musik. Ich glaube, es ist wichtig für Kinder und deren Wertefundament, wenn man diese Zeit so nutzt.“
Das sind doch Signale, dass im normalen Lebensalltag etwas Lebenserhaltendes eindeutig fehlt!
Und natürlich wissen wir auch, wenn wir Gefühle zeigen, dass es lange vor Silvester „knallt“, in den Beziehungen, in den Familien. Es gibt auch viel Streit zu Weihnachten. Doch dabei merken wir, wie die Sehnsucht, es anders haben zu wollen, und die Wirklichkeit immer wieder auseinander klaffen.
In der Weihnachtsgeschichte wird die Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit benannt:
Luk.2,Vers 10 „Fürchtet euch nicht! Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volke widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geborgen, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids..“
Vers 14: “ Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“
Mit diesen Worten bekommen wir Gottes Antworten auf unsere Frage:
Weihnachten, was ist das?
Da ist tief in uns noch eine andere Sehnsucht, eine Sehnsucht nach letztgültiger Wahrheit, eine Sehnsucht nach Gott, die über die sichtbaren Dingen hinaus geht.
Weihnachten hat sich der Himmel geöffnet in der Geburt Jesu und in seinen Begegnungen mit den Menschen hat sich die Angst in Hoffnung verwandelt.
An Weihnachten begegnet uns Menschen Gottes Wunsch nach Frieden, Gerechtigkeit und Liebe. Auf wunderbare und geheimnisvolle Weise hören wir immer wieder davon.
Weihnachten öffnet Gott immer ein Stück Himmel, damit ein anderes Licht auf unsere Erde fällt. Aber damit werden auch die Dunkelheiten unserer Welt deutlicher.
Frieden auf Erden ist keine Weihnachtsfloskel, die sich auf Weihnachtsmärkten ausgedudelt hätte. Es ist die tiefste Sehnsucht Gottes für uns Menschen.
Es zerreißt uns doch das Herz, wenn wir den Wahnsinn der Kriege im Irak, in Afghanistan in Israel und Palästina sehen. Die Spirale der Gewalt ist kaum mehr zu stoppen.
Und wir erleben in aller Deutlichkeit, dass Krieg und Gewalt nie zum Frieden führen, für keine der Parteien, dass Gerechtigkeit für jeden Menschen nicht durch Hass und Lügen möglich wird, und falsche Machtansprüche dem anderen sein Existenzrecht verweigern. Wie es die Hamas Israel gegenüber tut.
Nein, mit Waffen schaffen wir keinen dauerhaften Frieden.
Weihnachten, was ist das?
Gott öffnet seinen friedlichen Himmel für uns und macht uns deutlich, wie alle Jahre wieder, dass wir nicht aus uns selbst heraus heil werden können. Er sagt uns erneut, ich bin für dich da, ich nehme deine Freuden und Ängste ernst, ich möchte für dich ein verwandeltes Leben.
Öffnet euch für die Weihnachtsbotschaft, damit es unter euch Menschen zu einem friedlichen Miteinander kommt. Dazu gibt es keine Alternative.
Darum lasst euch von der Sehnsucht anstecken –
Für eine Welt, in der es keine Gewalt und keinen Krieg mehr gibt.
Für eine Welt, in der jeder Mensch als Geschöpf Gottes angesehen wird
Für eine Welt, in der die Menschlichkeit nicht mehr auf der Strecke bleibt
Für eine Welt, in der wir Menschen das Gespür und die Verantwortung füreinander zurückgewinnen.
Weihnachten, was ist das?
Ich denke an das kleine Kind in der Karikatur .
Ohne überschwängliche Lichterketten. An seine Antwort: „Erlösung.“
Es erinnert an das Kind in der Krippe…
Es ist Gottes Erlösung von all dem, was unser Leben beschwert.
Es ist Gottes Wunsch auf ein heiles Leben.
Es ist Gottes Hilfe gegen manche Ängste und Nöte.
Es ist Gottes umarmendes Wort, was uns wärmt und fröhlich macht.
Amen.
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