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Landschaftsverband Rheinland stellt den Archäologen Dr. Thomas Otten vor

Das Projekt „Archäologische Zone mit Jüdischem Museum“ auf und unter dem Vorplatz des Historischen Rathauses in Köln schreitet voran. Derzeit werden auf dem Gelände Bohrungen für bis zu 30 Meter tiefe Pfähle durchgeführt. Zu Wänden verbunden, sollen sie das Fundament für das Museum tragen. 2013 schlossen der Landschaftsverband Rheinland (LVR) und die Stadt Köln einen Rahmenvertrag über die gemeinsame Realisierung des Projekts. „Die Stadt ist für die Ausgrabung des Bodendenkmals und den Bau des Museums verantwortlich, der LVR für die Konzeption. Zudem übernimmt der LVR mit der Übergabe des Hauses die Trägerschaft und Betriebsführung“, so Milena Karabaic, LVR-Dezernentin des Fachbereichs "Kultur und Landschaftliche Kulturpflege“.

Otten bringt Leidenschaft für Archäologie und Forschung mit
Das seit 2014 mit der Konzeptionierung von Archäologischer Zone mit Jüdischem Museum beim LVR befasste Projekt-Team erhielt im Juni mit Dr. Thomas Otten einen neuen Leiter. „Ich kenne die Genese des Projekts ganz gut, hatte zuvor bereits fachlich mit diesem zu tun gehabt“, sagt der 49-Jährige. Zuletzt war der Archäologe als Referatsleiter Denkmalschutz und Denkmalpflege im NRW-Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr tätig. Seine Motivation sei ganz eindeutig: „Ich möchte von der verwaltungstechnischen Ebene zurück in die Archäologie und Forschung.“ Seinem Experten-Team attestiert er bislang eine exzellente Arbeit.

2000 Jahre Stadtgeschichte Kölns
In der unterirdischen, archäologischen Ebene werde die Einrichtung drei unterschiedliche historische Abschnitte beinhalten, so der gebürtige Bonner. Dort befinden sich das römische Praetorium, das mittelalterliche, jüdische Gemeindeviertel mit Synagoge, Ritualbad, Wohnhäusern und anderen Bauten sowie im Süden des Platzes das mittelalterliche Goldschmiedeviertel und neuzeitliche Befunde. „Wir reden also von über 2000 Jahren bebaute und erlebbare Stadtgeschichte.“ Die Highlights des Museums seien die Befunde, also die archäologischen Überreste, der archäologische Kontext, sowie die (beweglichen) Fundstücke. Ein über 600 Meter langer Rundgang erlaube den Besuchenden, sich Stadtgeschichte anhand des Baubefundes selbst zu erschließen. „So wollen wir Verständnis für Stadt-, Regional und Landesgeschichte wecken“ so Otten. Wie die Dauerausstellung in der Archäologischen Zone würden auch die wechselnden Präsentationen im Neubau besucherorientiert konzipiert.

Museum als Forschungsstelle
Als wichtigen Moment sieht Otten die Erstellung eines 3-D-Modells mit der Rekonstruktion der Schlüsselbauten. Darunter das Praetorium mit seiner 100 Meter langen Schaufassade. Der Statthalterpalast der niedergermanischen Provinz Roms sei gleichzeitig als Kern des Niedergermanischen Limes Bestandteil des entsprechenden UNESCO-Welterbe-Antrages. „Unsere Aufgabe wird sein, dieses und andere Gebäude für Besuchende erfassbar zu machen. Wir wollen ihnen eine Lesehilfe geben,“ unterstreicht der neue Leiter. Es werde klassische Vitrinen geben mit Funden, ebenso Medienstationen. Gleichwohl werde die Einrichtung „keine medial überfrachtete Geschichte“, verspricht Otten. Es gehe auch nicht um eine architekturästhetische, sondern um eine spannende Präsentation dessen, was seriös zu rekonstruieren sei. „Das Museum ist ebenso eine Forschungsstelle“, betont Otten. Die Einrichtung selbst wie der Besuch lebe von der weiteren Forschung am Befund. „Unsere Arbeit und damit die Präsentation sind einem ständig neuen Aktualisierungsprozess unterworfen.

Alles im Zeitplan
Karabaic spricht von einem sehr intensiven Abstimmungsprozess zwischen Stadt und LVR. Den aktuellen Bauzeitenplan sieht sie nicht infrage gestellt. Die Projektleitung der Stadt Köln habe für 2019 die Übergabe des Baus an den LVR bestätigt. Laut Otten werden die von einem Team des Römisch-Germanischen Museums in Köln durchgeführte Grabung bis auf kleine Restarbeiten im Sommer beendet. Wenn die Gründung des Gebäudes abgeschlossen und der Platz gedeckelt worden seien, gebe es Feinarbeiten, Nachuntersuchungen und statische Sicherungsarbeiten. Insgesamt sind für die Realisierung des Projekts 61,5 Millionen Euro veranschlagt. 32 Millionen Euro davon stellt das Land als Fördermittel bereit.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich