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„KunstKultur-KirchenKöln“: ökumenisches Kulturprojekt bis 31. Oktober

„Wir müssen die Kulturarbeit unserer Kirchen als hohes Gut erkennen. Vielen Gemeinden ist es gar nicht bewusst, was sie auf diesem Gebiet leisten. Außenstehenden häufig noch weniger“, sagt Andrea Vogel, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch. Den Blick für dieses „hohe Gut“ soll nun das ökumenische Kulturprojekt „KunstKultur-KirchenKöln“ schärfen. Es wartet vom 25. September bis 31. Oktober mit einem breiten Veranstaltungsprogramm auf. Es soll nicht nur den Mitgliedern der evangelischen und katholischen Gemeinden dienen, ihre kulturelle Arbeit entsprechend wahrzunehmen und wertzuschätzen. Insbesondere wollen die Veranstalter die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, welchen großen Beitrag die Kirchengemeinden im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region sowie im Katholischen Stadtdekanat Köln zum öffentlichen kulturellen Leben leisten. „Wir möchten den Menschen zeigen, was wir haben und mit auf den Weg geben können, ohne Ausgrenzungen“, betont Vogel den ökumenischen, offenen Ansatz. Daher sei es für Vogel auch „gar keine Frage, dass alle Menschen selbstverständlich an gemeinsamen Gottesdiensten teilnehmen“ können.

„Enormer Beitrag der christlichen Kirchen“
Entwickelt hat das Projekt „KunstKultur-KirchenKöln“ ein 2008 gegründeter gleichnamiger ökumenischer Arbeitskreis unter Leitung von Stadtdechant Prälat Johannes Bastgen. Ihm gehören Vertreterinnen und Vertreter des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, der Katholischen Kirche in Köln sowie deren Bildungseinrichtungen, des Katholikenausschusses und Kirchenmusiker an. „Es geht nicht um unsere Kirchengebäude, um architektonische Zeugnisse. Wir wollen deutlich machen, was in unseren Gemeinden an Lebenskultur geschieht“, betont Bastgen. „Das ist ein enormer Beitrag der christlichen Kirchen, der noch nie so herausgestellt worden ist.“ Auf die Spur gebracht habe den Arbeitskreis ein Bericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages im Jahr 2007. Darin wird das besondere kulturelle Engagement der Kirchen gewürdigt. „Mit unserem Programm kehren wir keine Extravaganzen heraus, sondern benennen und zeigen die Dinge, die alltäglich in unseren Gemeinden passieren“, so Bastgen. Alle diese Dinge kämen den Menschen in Köln und Umgebung zugute – „und das in aller Regel kostenfrei für die öffentliche Hand“, sagt Dr. Sonja Sailer-Pfister, Referentin des Stadtdekanates. Sie hat zugleich die Projektleitung inne. “ Kostenfrei für die beiden Kirchen war das Programm freilich nicht zu stemmen – da war die Unterstützung durch einen Mäzen hoch willkommen: „Als wir von dem Projekt hörten, haben wir gleich zum Telefon gegriffen und gefragt: ‚Was können wir tun?'“, berichtete Volker Staufert, Mitglied im Vorstand der RheinEnergie AG und freute sich anlässlich der Vorstellung des Programms über die gelungene Kooperation.

Vorne: Superintendentin Andrea Vogel, hintere Reihe von links: Regionalkantor Christoph Kuhlmann, Kirchenmusikdirektor Andreas Meisner, Referentin Dr. Sonja Sailer-Pfister, Stadtdechant Prälat Johannes Bastgen, Diplom-Ingenieur Volker Staufert (Vorstand RheinEnergie)


Gottesdienste, Feste, Literatur und Musik
Gestartet wird das Programm am 25. September, am Wochenende der Dom-Wallfahrt. Als inhaltliche Eröffnung gilt der Vortrag von Professor Thomas Sternberg zum Thema „Das kulturelle Leben in Deutschland“ am Dienstag, 28. September, 19.30 Uhr, im DOMFORUM, Domkloster 3. Sternberg ist Mitglied des Landtages, Direktor des Franz-Hitze-Hauses in Münster und Mitglied der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“. Im Anschluss an sein Referat diskutiert er mit Walter Ludwigs vom Forum Paul-Gerhardt-Kirche sowie Vertretenden der Kirchenmusik und der kirchlichen Büchereiarbeit. Dann stehen bis zum 31. Oktober Gottesdienste und Feste, kirchenmusikalische und literarische Veranstaltungen, ein Architektur-Wochenende (9./10. Oktober) mit Führungen, Kooperationen mit Museen, Vorträge, Ausstellungen und anderes mehr, beispielsweise die „Lange Nacht der Kirchen“ (Freitag, 29. Oktober, 20 bis 24 Uhr), auf dem Programm. Es endet am Sonntag, 31. Oktober, 18 Uhr, in der evangelischen Trinitatiskirche, Filzengraben 4, mit der zentralen Reformationsfeier des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region und einer sich anschließenden „Stunde de Begegnung“. Der Gottesdienst steht im Melanchthon-Jahr unter der Überschrift „Streitbarer Protestantismus“. Predigen wird Johanna Haberer, Professorin für Christliche Publizistik an der Universität Erlangen-Nürnberg.

„Schatzkarte des Sonntags“ wahrnehmen
Einer der Programmpunkte ist mit „Sonntagskultur“ überschrieben. Am 3. Oktober, dem Erntedankfest, wird eingeladen zu verschieden gestalteten, Generationen übergreifenden Gottesdiensten, „die thematisch auf den Dank an Gott für die Gaben der Ernte bezogen sind“, sowie zu weiteren gemeindlichen Aktivitäten. „Wir haben schon in der Vergangenheit dafür gekämpft, dass der Sonntag frei, ein besonderer Tag bleibt“, sagt Vogel. Am 3. Oktober soll beispielhaft aufgezeigt werden, was ein Sonntag an kulturellen Angeboten, an „Chancen“ bereithalten kann. Vogel spricht von der „Schatzkarte des Sonntags“, die es wahrzunehmen gelte.

12.100 Sängerinnen und Sänger in Kirchenchören
Kirchenmusikdirektor Andreas Meisner, tätig in der Evangelischen Kirchengemeinde Altenberg/Schildgen am Altenberger Dom, sowie der katholische Regionalkantor Christoph Kuhlmann betonen die Kirchenmusik als einen enorm wichtigen Bestandteil der Kulturarbeit in den beiden großen christlichen Kirchen. Im katholischen Stadtdekanat Köln sind 7.500 Sängerinnen und Sänger in kirchlichen Chören aktiv. 4.600 Sängerinnen und Sänger zählen die insgesamt 190 Chöre der Gemeinden des Evangelischen Kirchenverbandes und Region. Entsprechend enthält Programm des Kulturprojekts eine große Fülle an verschiedenen kirchenmusikalischen Veranstaltungen.

Ein Highlight: Das Mitsing-Konzert
Aus diesen ragt das Mitsing-Konzert heraus. Es findet statt am 6. Oktober 2010, 20 Uhr, in der Kölner Philharmonie. Aufgeführt wird „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn unter der Gesamtleitung von Andreas Meisner. Ausführende sind der Oratorienchor Köln, die Chorgemeinschaft an St. Bernhard (Köln-Longerich), das Collegium Cantorum Köln, das Neue Rheinische Kammerorchester Köln, die Sopranistin Nathalie de Montmollin, der Tenor Jörg Nitschke, der Bass Klaus Mertens und Mitglieder von Chören in Köln und der Region, die sich dafür angemeldet haben. „Wir haben Hunderte von kirchlichen und anderen Chören in Köln beziehungsweise im erweiterten Gebiet des Evangelischen Kirchenverbandes“, so Meisner. „Mit diesem Pfund wollen wir wuchern. Als Vision kam die Idee auf, etwas zu kopieren, nämlich das jährliche Mitsing-Konzert in der Londoner Royal-Albert-Hall. Allerdings haben wir das Werk ausgetauscht. Statt Händels ´Messias´ führen wir Haydns ´Schöpfung´ auf, mit Menschen, die das können.“ Das Interesse hat die Erwartungen der Veranstalter weit übertroffen. Derzeit sind über 600 Sängerinnen und Sänger angemeldet. Der Untertitel „Zum Mitsingen und als Hörgenuss“ weist darauf hin, dass das Mitmach-Konzert selbstverständlich auch Zuhörerinnen und Zuhörern offen steht. Es sind noch Eintrittskarten zum Preis von 6,50 Euro (zuzüglich 10% Vorverkaufsgebühr) erhältlich, unter anderem bei Kölnticket (koelnticket.de oder 0221-2801). Das Konzert finde laut Bastgen „bewusst in keiner unserer Kirchen statt, sondern in der Kölner Philharmonie“. Damit wolle man hinweisen darauf, was die christlichen Kirchen in und für die Stadt tun. „Das es mit der Philharmonie geklappt hat, ist auch ein Zeichen der Anerkennung seitens der Stadt“, so Bastgen.

Geprägt vom ökumenischen Geist
„Der kulturelle Beitrag der Kirchen ist ein Teil unseres gesellschaftlichen Lebens“, stellt Dr. Martin Bock fest. Der Leiter der Melanchthon-Akademie des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region sieht die christlichen Kirchen und deren kulturelle Arbeit als „das Ferment, das Salz für unsere Stadt“. Das nun aufgelegte Programm sei zudem „ein Bekenntnis für unsere Ökumene“. Es sei geprägt vom ökumenischen Geist. Alle die im Programm enthaltenen Veranstaltungen, so Bock, „führen wir auch sonst im Jahr durch. Jetzt heben wir das alles mal hoch, machen das Licht an.“

Ein Flyer informiert über eine Vielzahl von Veranstaltungen. Sämtliche der Veranstaltungen finden Sie unter www.kunstkulturkirchenkoeln.de. Dort sind nicht nur die Veranstaltenden, Termine und Adressen genannt. Die Angebote werden in der Regel zusätzlich ausführlich beschrieben.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich