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Kunstausstellung in der Kulturkirche Hürth: Bettina Mathar zeigt Metaphern

Die Kulturkirche Hürth hat ihre erste Kunstausstellung mit der Künstlerin Bettina Mathar eröffnet. In der Ausstellung mit dem Titel Metaphern zeigt die Künstlerin Zeichnungen, in denen neben den sichtbaren Motiven besonders gerne Botschaften enthalten sind, die durch Metaphern hinter dem Offensichtlichen liegen. So drücke sie aus, wofür ihr die passenden Worte fehlen. „Gleichnisse, Geschichten, Metaphern. Gerade, wenn uns die passenden Worte fehlen, bauen Bilder Brücken und helfen uns, ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln“, erklärt die Künstlerin. Bilder ermöglichen es uns, ins Gespräch zu kommen. Perspektiven, Meinungen und Emotionen auszutauschen. Nicht umsonst heißt es „sich ein gemeinsames Bild machen“, wenn wir Klarheit in einen Sachverhalt bringen wollen. Ein Bild sagt manchmal mehr als tausend Worte.

Bettina Mathar.

Bettina Mathar ist Mutter und Ehefrau, Kölnerin aus tiefstem Herzen und ehrenamtlich engagiert in der Evangelischen Kirchengemeinde. Sie musiziert, erschafft Kunst und liebt Menschen und ihre Geschichten. „Für mich ist die Welt ein spannender Ort, eine Herausforderung. Ich möchte keinen Tag ins Bett gehen, ohne etwas Neues gelernt zu haben“, sagt sie über sich selbst.

Kommunikation und das tiefe Bedürfnis, zu verstehen und verstanden zu werden, macht die Visualisierung zu einer ihrer Haupt-Arbeitsmethoden. „Sich ein gemeinsames Bild machen“ – das beinhalte, dass jede und jeder gesehen werde und dass wir alle über eine gemeinsame Ausgangsbasis sprechen. Nur so werden Perspektivwechsel möglich und nur so können neue Lösungen aus vorhandenen Bausteinen entstehen. Das ist in ihren Augen die Art von Kreativität, die wir für eine aktive Gestaltung unserer Zukunft benötigen.

Die Ausstellung ist jeweils an den Adventssonntagen, 4., 12. und 18. Dezember, von 12 bis 17 Uhr in der Martin-Luther-Kirche, Am Hofacker 41, Hürth-Gleuel, geöffnet.

Ein Interview mit Bettina Mathar:

Wie viele Zeichnungen sind von Ihnen zu sehen?

Bettina Mathar: Insgesamt sind 29 Bilder zu sehen, die in 4 Themenbereiche aufgeteilt sind. Im Kirchenraum selbst hängen 10 Bilder einer Serie, die sich mit dem Stift und seiner Bedeutung für mich beschäftigt. Den Anstoß dazu gab ein Gespräch rund um Weihnachten 2021, in dem ich gefragt wurde, ohne was ich nicht leben kann. Meine Antwort: Stift und Papier. Das Unverständnis ob dieser Antwort habe ich nur anhand von Methaphern erklären können und daraus sind dann insgesamt 10 einzelne Werke entstanden. Die 2. Serie trägt den Titel „Wie fühlt es sich an?“. Zu sehen sind 3 Emotionen, die ich anhand von einer Metapher versuche, auch für mein Gegenüber spürbar zu machen. So fühlt sich beispielsweise Inspiration für mich an wie gelbe Brause-Limonade im Kopf. In der 3. Serie habe ich 5 Skizzen ausgearbeitet, die während einer sehr belastenden Zeit mit meiner Tochter im Krankenhaus entstanden sind. Ausgangspunkt war damals die immer wiederkehrende Frage „Wie geht es dir?“. Und mir fehlten die Worte, meinen Zustand zu beschreiben. Also habe ich versucht, ihn visuell auszudrücken. Anhand dieser Bilder konnten meine Mitmenschen verstehen, wie komplex es in mir zu dem Zeitpunkt aussah und konnten auf eine passende Art mit mir ins Gespräch kommen. Auch in den Gesprächen während der Vernissage kam ganz viel Verständnis und Verstehen auf. Diese Gefühle kennen die Menschen – sie benutzen nur unterschiedliche Worte dafür. Die 4. Gruppe Bilder besteht aus 11 Drucken. Zu sehen ist eine menschliche Silhouette und Wellenlinien im Hintergrund. Jeder einzelne Druck ist mit einer Empfindung oder einem persönlichen Zustand gefüllt – wie beispielsweise Wut. In den Wellenlinien finden sich äußere und für andere sichtbare Faktoren, die in diesem Zustand auftreten.

Sie sagen, Bilder bauen Brücken. Welche Themen werden behandelt?

Bettina Mathar: Gerade in den gezeigten Bildern geht es mir darum, Impulse zu geben und ins Gespräch zu kommen. Und zwar nicht zu offensichtlichen Themen, sondern zu Emotionen und Gefühlen. Dinge, die uns alle beschäftigen, die sich für jeden und jede von uns aber unterschiedlich anfühlen. Ich habe gemerkt: wenn ich meine aktuelle emotionale Situation in einem Bild beschreibe – sei es mit Worten anhand einer Geschichte oder auch als gezeichnetes Bild – dann finden die Menschen eine Verbindung. Sie haben die Möglichkeit zu erkennen, was sie genauso sehen und was bei ihnen anders ist. Wir können uns ein gemeinsames Bild machen und Worte wie beispielsweise Klarheit mit konkreten Beispielen greifbar machen. Man könnte sagen, die Brücke wird gebaut zwischen der Perspektive zweier Menschen. Sie schafft Verbindung. Und Verständnis. Und das ist in meinen Augen etwas, wovon wir alle mehr brauchen.

Wann zeichnen Sie am liebsten?

Bettina Mathar: Ich zeichne in erster Linie in meine Skizzenbücher. Da versuche ich mich an einer Routine, so dass am besten eine Seite am Tag gefüllt wird. Das ist an manchen Tagen leichter als an anderen – und ab und zu ist mir auch gar nicht danach. Und das ist in Ordnung, denn es soll mir ja Freude machen. An diesen Routine-Tagen muss ich manchmal nach Inspiration suchen. Dann fängt es vielleicht damit an, dass ich auf eine Farbe oder ein Material Lust habe und einfach mit dem ersten Strich beginne und sehe, was draus wird. Das ist das Gute an Skizzenbüchern. Da muss nichts fertig oder gar perfekt sein. Es ist mehr wie ein visuelles Tagebuch. Dann gibt es Tage, da habe ich einen inneren Drang, etwas aufs Papier zu bekommen. Weil ich bewegt bin oder weil ich etwas gesehen habe, dass mich sehr inspiriert. Oft sind das Phasen, in denen in emotional aufgewühlt bin. Zeichnen hat mich schon immer beruhigt und meine Gedanken geordnet. An solchen Tagen sind es auch mal mehrere Seiten oder auch spezielles Papier, das gefüllt wird. Weil es einfach fließt. Finale Zeichnungen, wie in der Ausstellung, sind meistens weiter entwickelte Skizzen aus den Skizzenbüchern. Da gehe ich noch einmal mehr in einen Entscheidungsprozess: welches Papier, welches Format, wirklich diese Technik oder eine andere? Es ist spannend zu sehen, wie sich ein Motiv weiterentwickelt. Das war auch ein Tenor der BesucherInnen am Wochenende. Da ich auch meine Skizzenbücher ausliegen hatte, konnten sie diese Entwicklung 1:1 sehen. Und oft haben sie auch Veränderungen gesehen, die mir gar nicht aufgefallen wären. Sehr spannend.

Und wo zeichnen Sie am liebsten?

Bettina Mathar: Beim räumlichen Ort bin sehr flexibel. Ich zeichne sehr gerne in meinem kleinen Büro-Atelier in einem alten Fachwerk-Haus. Dort ist die Stimmung großartig. Ich zeichne ebenso gerne am Küchentisch, wenn meine beiden Mädels dabei sitzen und auch kreativ sind. Wir befruchten uns gegenseitig und es ist immer wertschöpfend. Das wärmt mein Herz. Besonders ist immer das Zeichnen unterwegs. Das zeichnen, was um einen herum ist. Oft auch mit eingeschränkten Materialien oder mit Materialien vor Ort. Ein Bild vom Meer mit Meerwasser zu malen hat einen ganz besonderen Charme.

Was wünschen Sie sich, dass die Besucher mitnehmen, wenn sie die Ausstellung besuchen?

Bettina Mathar: Ich wünsche mir, dass die BersucherInnen über die Bilder ins Gespräch kommen. Miteinander, und besonders mit sich selbst. Ein wenig reflektieren und sich fragen, wie sich für sie selbst beispielsweise innerer Frieden anfühlt. Ein Erkennen, dass sich für sie Inspiration vielleicht ganz anders darstellt als für jemand anderen – und was das für Rückschlüsse auf eine gemeinsame Kommunikation bedeutet. Und im allerbesten Fall gibt es einen Moment der Erkenntnis, dass wir alle ähnliche Erfahrungen und Emotionen haben – aber diesen vielleicht einfach andere Namen geben.

Was bedeuten die Bildunterschriften?

Bettina Mathar: Ein wenig kann ich da nicht aus meiner Haut als Kommunikationsberaterin und Coach für Werte – ich stelle Fragen. Das tue ich auch mit Hilfe der Bildunterschriften in der Ausstellung. Um genau diesen Prozess des Austauschs und Reflektierens anzustoßen. Es war schön zu sehen, wie sehr sich die 70 Besucher und Besucherinnen der Vernissage darauf unbewusst eingelassen haben und wie viele wertschätzende Gespräche dadurch stattgefunden haben. Sowohl mit mir als auch ohne mich.

Kulturkirche

Kulturbegeisterte aus Hürth und der Region finden seit Oktober monatlich Gelegenheit einen neuen Veranstaltungsort kennenzulernen. Neben Gottesdiensten und klassischer Gemeindearbeit lädt die Evangelische Kirchengemeinde Hürth nun regelmäßig Künstlerinnen und Künstler in die Kirche, um Literatur, Kunst und Musik zu präsentieren.

www.evangelisch-in-huerth.de

Text: Jan Ehlert / Frauke Komander
Foto(s): Anna Siggelkow/Gregor Mathar/Jan Ehlert