Viele evangelischen Kirchengemeinden in Köln und Region haben am Wochenende Karnevalsgottesdienste gefeiert. Darin erinnerten sie auch an die Anschläge von Hanau und sprachen sich gegen rechte Gewalt aus. Hier zwei Beispiel: In der Lutherkirche in der Südstadt verlas Pfarrer Hans Mörtter die Namen der Opfer von Hanau. Unter dem Motto: „Nichts kann uns trennen“ stand hier die gesamte Gemeinde Hand in Hand und gedachte der Opfer. Mit dabei waren auch das Kölner Dreigestirn und Oberbürgermeisterin Henriette Reker.
In Köln-Lindenthal brachten die Mitwirkenden im Gottesdienst eine kleine Einlage mit dem Titel „Frisch aus dem Lindenthaler „Dierpark“ auf die Bühne. Hier ging es um die Integration eines Einhorns in den Tierpark. Hier Auszüge aus der Ansprache:
„Liebe Gemeinde!
Nur zusammen sind wir „Dierpark“, wenn einer fehlt, fehlt allen was. Das ist tierisch gut. Und wir Menschen:
Nur zusammen sind wir Kirche, wenn einer rausfällt, fehlt er allen. Nur wenn wir einander als Geschwister in der Ökumene auf Augenhöhe begegnen und annehmen, sind wir glaubwürdig. Nur wenn wir als Religionen zusammen unsere Werte der Toleranz vertreten, können wir der Stadt Bestes bewirken.
Vor einigen Tagen haben Vertretende des Rats der Religionen angesichts der Gewalttat in Hanau wir vor dem Dom die Kölner Friedensverpflichtung von 2006 gelesen. Im letzten Abschnitt heißt es: „Mit unserer ganzen Kraft wollen wir dazu beitragen, dass Hass und Gewalt überwunden werden und Menschen in unserer Stadt Köln und überall auf der Welt in Frieden, Sicherheit, Gerechtigkeit und Freiheit leben können“.
Nur zusammen sind wir Köln. Unsere Menschheitsfamilie wird verletzt durch jede Form von Gewalt und Terrorismus. Gewalt beginnt in der Sprache, die wir benutzen. Sie wächst in den Köpfen und vergiftet die Herzen. Und erschrickt uns oft erst dort wo eine Gewalttat
wie jetzt wieder in Hanau umgesetzt wird.
Den Wahnsinn stoppen, heißt unsere eigenen Denkmuster und Sprachmuster immer neu überprüfen. Auch die Bilder, die wir uns einverleiben und die uns oft nicht gut tun. Frieden beginnt in mir. Das macht es so schwierig. Beginn in der Partnerschaft, in der Familie, den Cliquen und Alltagsorten. Einüben und sich disziplinieren, statt die Kultur der Ausgrenzung zu erhöhen.
Die einen machen makabre Witze über Greta Thunberg andere über SUV-Fahrende. Halten wir alle inne in Freund- und Fend-Schubladen zu denken. Die Andersdenkenden kann ich vielleicht nicht zum Nachdenken bewegen doch für mich anfangen Denk- und Sprachmuster zu unterbrechen, wenn sie verachtend, auf Kosten von anderen gehen.
Wir verrohen und das ist Ziel des Rechten Terrors. Destabilisierung. Eine alte Taktik – übrigens von Extremen jeder Schattierung – ob politisch oder religiös. Wenn wir Kritik üben an denen, die die Würde des Menschen untergraben, dann darf unsre Sprache und Rhetorik auch nicht denen gleich werden, die wir kritisieren.
Wir sehnen uns als Menschenkinder alle nach Liebe: ihr gilt es Raum zu geben: Der Liebe Raum zu geben und deshalb jeder Abwertung, jedem Rassismus und Antisemitismus eine klare Absage erteilen: Wenn im Fußballstadion Menschen wegen ihrer Hautfarbe beleidigt werden, den Mund aufmachen und deutlich machen, diese Kultur wollen wir nicht, wenn in der Bahn Menschen angepöbelt werden, weil sie aus dem Raster fallen, sich einmischen, wenn Stammtischparolen Werte und Würde verletzen, um Differenzierung bitten, wenn wir selbst schon mal ein zu schnelles Urteil fällen, uns zurücknehmen lernen. In allem der Liebe Raum geben.
Foto(s): Bernd Stang/APK