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„Kölner Menschen 2007“: Jahresrückblick unter anderem mit Stadtsuperintendent Ernst Fey – Blicke auf den Kirchentag und den geplanten Moscheebau in Ehrenfeld

Seit einigen Jahren laden im Dezember die Kölnische Rundschau und Radio Köln zu einer Veranstaltung mit ausgewählten Kölnerinnen und Kölnern, in der in einem Rückblick noch einmal die wichtigsten Ereignisse des Jahres thematisiert werden. Im Domforum blickten nun über 200 Besuchende etwa mit Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner auf die Einweihung des nicht unumstrittenen neuen Querhausfensters auf der Südseite des Domes, gefertigt nach einem Entwurf des renommierten Künstlers Gerhard Richter, zurück. Mit dem Chef der Kölner Wasserschutzpolizei, Thomas Worringer, erinnerten die moderierenden Stefan Sommer (Lokalchef der Kölnischen Rundschau) und Barbara Garms (Redakteurin bei Radio Köln) an die Havarie des Container-Schiffes „Exelsior“. Die Wiederwahl von Kölns Oberbürgermeister waren ebenso weitere Themen wie das Skaten auf der Domplatte, Doping im Radsport oder die Erfolge der Kölner Band die „Höhner“ in den Hitparaden.

„Große Wirkung“ des Deutschen Evangelischen Kirchentags
Als erste Gäste nahmen auf den leuchtend farbigen Sitzgelegenheiten Stadtsuperintendent Ernst Fey und Boris Mikloss, Mitorganisator des Jugendcamps beim 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEKT), Platz. Deren Thema bei dem Kölner Jahresrückblick mit den „Menschen 2007“ war natürlich nichts anderes als das nur alle zwei Jahre stattfindende Treffen deutscher Protestanten, dieses Jahr vom 6. bis 10. Juni in der Domstadt. Fey attestierte dem Kirchentag eine „große Wirkung“. Man habe es geschafft, ein gutes Bild vom aktuellen Protestantismus hierzulande zu vermitteln. Von dessen Lebendigkeit und Stärke, Debattierfähigkeit wie Fröhlichkeit evangelischer Christinnen und Christen, jungen wie alten.

Keine „Konkurrenz“ zum Weltjugendtag
Sommers Frage, ob der DEKT in Köln als Konkurrenz zum katholischen Weltjugendtag, zwei Jahre zuvor ebenfalls in Köln, zu sehen sei, verneinte Fey insbesondere aus zwei Gründen: „Der Riesenunterschied liegt nicht nur in der weltweiten Einladung zum Weltjugendtag. Wir hatten zudem eine andere Zielsetzung.“ Der DEKT lade deutsche Protestantinnen und Protestanten ein zu Bibelarbeit und Gespräch, zu gemeinsamen und speziellen Gottesdiensten, zur Behandlung von religiösen bis hin zu privaten Fragen. Kirchentag sei immer auch ein gesellschaftspolitisches Ereignis, ein Diskussionsforum unterschiedlicher Menschen. „Der Weltjugendtag war eine segensreiche Veranstaltung, aber keine Konkurrenz.“

Zweieinhalb Jahre Vorbereitung
Der Kirchentag verfüge über eine eigene Organisationsstruktur, umriss Fey knapp. Dessen hauptamtliche Mitarbeitende kämen zwecks Vorbereitung lange vorher in die jeweilige Veranstaltungsstadt. Gleichwohl sei ein solches Ereignis ohne eine große ehrenamtliche Beteiligung auch vieler Gemeindeglieder vor Ort nicht denkbar. Dass die Organisation von außen gekommen sei, konterte Fey Sommers Anspielung, „hat gar nicht weh getan“. „Wir“, und damit meinte er Einzelne, Gruppen wie Gemeinden im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, „wir waren zweieinhalb Jahre vor dem Kirchentag mit einbezogen.“ Aber auch die Stadt Köln habe sich mit all ihrem Wissen und Know How einbringen können. „Und ohne die Kölner hätte das auch gar nicht geklappt. Darauf sind wir ein bisschen stolz.“

Was bleibt?
Was bleibt hängen bei den Protestanten vor Ort, wurde Fey gefragt. Direkte Auswirkungen etwa auf die Wiedereintrittsstelle des Kirchenverbandes an der AntoniterCityKirche konnte er nicht bestätigen. Aber: Es sei eine der Hoffnungen, dass der Kirchentag mit seiner Stärkung im Glauben und auch seiner Fröhlichkeit nachhaltig in die Verbandsgemeinden hinein wirke. Und er fände es wunderbar, wenn dort Anstöße aufgenommen und die Offenheit des Kirchentages erlebbar gemacht würden. Beispielsweise mit Gottesdiensten für bestimmte Zielgruppen. In jedem Fall habe der Kirchentag auch ermutigt: „Die Menschen haben in der Gemeinschaft gesehen, wir sind mit unserem Glauben , aber auch unseren Problemen gar nicht allein.“

Ehrenamtlich auf dem Kirchentag: eine große Herausforderung
Als einer der Ehrenamtlichen des Kirchentages saß Boris Mikloss auf dem Podium. Das Mitglied des vierköpfigen Organisationsteams des Jugendcamps machte anhand Fakten den Umfang seiner von zahlreichen Helfenden mit getragenen Aufgabe deutlich: „Schon fünf Tage vorher haben wir 250 Jugendliche aus 18 Nationen beherbergt.“ Der junge Fachinformatiker hatte sich für diese Aufgabe frei genommen. Klar sei es eine anstrengende, aber auch spannende Zeit in einer großen Gemeinschaft gewesen, sprach er von einer Art Urlaub. Als seine schönsten Erlebnisse bezeichnete Mikloss die Morgenimpulse, den gemeinsamen Start in den Tag, sowie die Abend-Gottesdienste im Camp.

Die Kontroverse um den geplanten Moscheebau
Ein weiteres zentrales Thema für Köln hatten die Veranstalter im geplanten Moscheebau der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB) mit Sitz in Köln ausgemacht. Tatsächlich nahm die Kontroverse um den etwa von der Stadt und den beiden großen christlichen Kirchen begrüßten Bau an der Ecke Venloer/Innere Kanalstraße in diesem Jahr zu. Oberbürgermeister Fritz Schramma erläuterte, weshalb Köln diesen Neubau vertragen könne: „Wir haben hier 120.000 Muslime. Das sind zwölf Prozent der Bevölkerung.“ In Köln lebe man friedlich mit verschiedenen Religionen zusammen. „Und es ist ein deutscher Architekt, ein christlicher, der den Wettbewerb gewonnen hat.“ Diese Moschee sei nichts, „was wir fürchten müssen“. Viel wichtiger als die Architektur sind Schramma aber die Inhalte. „Wir müssen der Bevölkerung glaubhaft mitteilen, dass sie jeglicher Form von Terrorismus absagen, dass sie Integration fördern, Gewalt in der Ehe ablehnen“, forderte er von der Ditib ein eindeutiges Bekenntnis zum deutschen Grundgesetz. „Das müssen Sie mir in die Hand versprechen“, wandte er sich zu seinem Podiumsnachbarn, den Ditib-Dialogbeauftragten Bekir Alboga.

„Wir möchten, dass die Kölner sagen, das ist unsere Moschee“
Alboga erinnerte an eine Kundgebung der Ditib in Köln, auf der sich die 50.000 Teilnehmenden entschieden vom Terrorismus Osama Bin Ladens distanziert hätten. „Wir sind Kölner Muslime, deutsche Muslime. Das Grundgesetz ist Grundlage unseres Zusammenlebens hier.“ Der Ditib sei immer wichtig gewesen, keine einzige Entscheidung im Zusammenhang mit dem Moscheebau alleine zu treffen, betonte Alboga. Daher habe man früh den Oberbürgermeister, die Bürger und auch die Kirchen eingeladen. „Wir möchten, dass die Kölner sagen, das ist unsere Moschee. Ich verspreche, diese Moschee wird eine offene sein.“ Er träume davon, dass sie mit ihrer weltweit einzigartigen Architektur eine zusätzliche Sehenswürdigkeit für Köln werde.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich