Die Evangelische Gemeinde Köln veranstaltet am Sonntag, 4. Juni 2023, um 18 Uhr einen Kneipengottesdienst über das Verliebtsein, eines der schönsten Gefühle der Welt – mit Kölsch, Musik und viel Gesang. „Wie bist du, wenn du verliebt bist? Wann wart ihr das letzte Mal verliebt? Wie fühlt sich das an? Und welche verrückten Dinge habt ihr schon getan, als ihr verliebt wart?“: Pfarrer Christoph Rollbühler wird die Besucherinnen und Besucher dazu einladen, über ihre Erfahrungen und Gefühle zu reflektieren. Die Veranstaltung findet in der gemütlichen Atmosphäre der „Umleitung“, Venloer Str. 35, 50672 Köln statt. Die „Umleitung“ ist eine typisch kölsche Eckkneipe im Veedel, in der man in familiärer Atmosphäre Bier trinken und sich unterhalten kann. Alle sind herzlich eingeladen, gemeinsam zu feiern und einen besonderen Abend zu erleben.
Während Gottesdienste normalerweise in Kirchen abgehalten werden, hatte die Christuskirche durch ihren Neubau 2013 für zwei Jahre ihre Räumlichkeiten verloren und das Team der Kirche hatte die Idee, auf die Kneipe „Umleitung“ als Ausweichort zurückzugreifen. Ausstattung und Atmosphäre sind hier zwar anders als in einer Kirche, aber die „Umleitung“ ist beliebt bei den Gläubigen und bietet ganz andere Möglichkeiten. Der sogenannte Kneipengottesdienst ist seitdem zur Tradition geworden – nicht regelmäßig, aber immer wieder. Der Kneipengottesdienst verfolgt eine interaktive Herangehensweise und die Besucher sind nicht nur Zuschauer, sondern aktiv beteiligt. Auch die Musik mit modernen Elementen ist eine Besonderheit, die viele begeistert.
Kombination aus Glauben und Kneipenleben
Die „Umleitung“ als echtes Sinnbild des Kölner Lebensgefühls bedeutet für viele mehr als nur eine Kneipe, hier wird jedes Wochenende in Köln gefeiert. Die Kneipe bietet daher auch bei den Gottesdiensten diese entspannte Stimmung – und die Begeisterung für den Kneipengottesdienst zieht viele an.
Die Idee, Gottesdienste außerhalb der Kirche stattfinden zu lassen, gewinnt immer wieder an Bedeutung. So können auch jene, die nicht regelmäßig in die Kirche gehen, erreicht werden. Die Kombination aus Glauben und Kneipenleben mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, aber der Erfolg spricht für sich und zeigt, dass man auch in alternativen Umgebungen seinem Glauben nachkommen kann.
Ein Interview mit Pfarrer Christoph Rollbühler:
Ein Kneipengottesdienst, was ist das?
Christoph Rollbühler: Kölsch, Bibel und Gesang (lacht). Er ist die kölsche, gemütliche Version unseres Abendgottesdienstes, der jeden ersten Sonntag im Monat um 18 Uhr stattfindet. In Eckkneipen spricht es sich anders und leichter miteinander, man sitzt und sieht sich näher – da wird es oft persönlicher als großen Kirchräumen. Sie haben ein besonderes Gemeinschaftsgefühl: Es singt sich sogar lauter (lacht). Die Umleitung liegt genau wie die Christuskirche direkt am Stadtgarten und ist im Laufe der Jahre, in denen wir hier schon Gottesdienste feiern, ein bisschen wie unser Wohnzimmer geworden. Praktisch heißt das: Unser Kneipengottesdienst ist ein „richtiger“ Gottesdienst, aber vielleicht zu etwas persönlicheren Themen. Mit Getränken in der Hand und Musik, zu der sich laut mitsingen lässt. Dieses Mal wird Wolfgang Jaegers für uns Akkordeon spielen und begleiten, Chansons über die Liebe, Stücke von Jacques Brel und Liedern von Leonard Cohen. „In unserm Veedel“ darf trotzdem nicht fehlen!
An wen richtet sich diese Gottesdienstform?
Christoph Rollbühler: An alle und jede*n, die alt genug sind, am Sonntagabend in der Eckkneipe zu sein. Wenn wir in der Umleitung Gottesdienst feiern, drehen wir uns immer um Themen, die jedes Alter und Geschlecht betreffen. Einfach um das, was Menschen bewegt und das Leben ausmacht!
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, dieses Gottesdienstformat zu entwickeln?
Christoph Rollbühler: Irgendwo habe ich mal gehört, es sei doch auf jeden Fall besser, in der Kneipe über Gott nachzudenken als in der Kirche über Bier. Das war natürlich nicht der Anlass. Aber der Gedanke, den Schritt ins echte Leben zu nehmen, gefällt mir. Sowas ist wichtiger denn je. Die Wahrheit ist außerdem: Es ging nicht anders. Als 2013 mit dem Neubau der Christuskirche begonnen wurde, gab es für uns zwei Jahre lang keine Kirche mehr, in der wir unsere Gottesdienste feiern konnten. Neue Orte mussten her. Und gefunden haben wir zum Beispiel die Umleitung, gleich bei uns im Veedel!
Die „Umleitung“
Die erste Kneipe in diesem Haus wurde 1967 unter dem Namen „Mönchsklause“ eröffnet. Nach neun Jahren regen Betriebs verschwand der Zweitbesitzer und das verlassene Objekt wurde vom Betreiber des „Plenum“ (heute „Harp“) übernommen, der Peter Floß als Wirt gewinnen konnte. Damit sich die Gästeschar nicht nur ihre Runden zwischen „Alcazar“, „Plenum“ und „Pupille“ dreht, wurde die neue Lokalität „Umleitung“ getauft. Leider waren das Ordnungs- und das Verkehrsamt mit dieser Bezeichnung nicht einverstanden, befürchtete man doch eine Verwechslung mit dem Verkehrsschild gleichen Namens. Gegen die „UM-LEI-TUNG“ hatten die städtischen Ämter keine Bedenken. Später durften die Bindestriche dann wegfallen.
Foto(s): APK